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Aktuell Erinnerungen

FDP-Urgestein Hagen Kluck über seine Zeit als GEA-Redakteur

Anekdoten aus dem Redaktionsalltag vor 60 Jahren: Das Reutlinger FDP-Urgestein Hagen Kluck hat in den wilden 60er-Jahren beim GEA am Burgplatz als Jungredakteur gearbeitet.

Ex-Redakteur Hagen Kluck blättert beim Termin am Burgplatz im GEA-Archivband von 1966. FOTO: PIETH
Ex-Redakteur Hagen Kluck blättert beim Termin am Burgplatz im GEA-Archivband von 1966. FOTO: PIETH
Ex-Redakteur Hagen Kluck blättert beim Termin am Burgplatz im GEA-Archivband von 1966. FOTO: PIETH

REUTLINGEN. Vom Blattaustragen übers Reportageschreiben bis zum Horoskope-Erfinden: Hagen Kluck hat das Zeitungsgeschäft von der Pike auf gelernt und in vielen Facetten ausgeübt. Bevor er für die FDP ins kommunale und landesweite Politgeschäft einstieg, begann der heute 81-Jährige seinen Berufsweg auf einer Ostsee-Insel – als Volontär beim »Fehmarnschen Tagblatt«.

Zwei Jahre seines Journalistenlebens von 1966 bis 1968 arbeitete Kluck auch beim Reutlinger General-Anzeiger am Burgplatz. »Die erste Zeitung, bei der es damals auf den Bürotoiletten echtes Klopapier gab und keine unbedruckten Zeitungsreste«, nennt er im GEA-Gespräch eine bleibende Erinnerung.

Was ihn anzog am Metier? »Als Journalist muss man von allem etwas verstehen, aber nix richtig.« Er habe auch versucht, einen Roman zu schreiben, was ihm aber doch zu langwierig erschien.

Beim Vorstellungsgespräch mit dem damaligen Verleger Eugen Lachenmann (Großvater des heutigen Verlegers Valdo Lehari) habe es dialektbedingt Verständigungsprobleme gegeben. Der Prokurist musste dolmetschen. Doch das Nordlicht wurde eingestellt. Lachenmann sei ein »eingefleischter Liberaler« gewesen, und der Jungredakteur erfüllte eine zentrale Einstiegsvoraussetzung: Er war schon im zarten Alter von 18 in die FDP eingetreten.

»Wer keine Tageszeitung liest, weiß nicht, was ist«

Zunächst war der Neuzugang im Ressort Landespolitik tätig. Meerschweinchen Kurt-Georg auf dem Fensterbrett, Telefon, eine mechanische Schreibmaschine Typ »Gabriele«, Schere und Kleister auf dem Schreibtisch: Das Zusammenbauen der Landesseiten geschah damals höchst analog, bevor sie in der Mettage gesetzt wurden. Später verfasste Hagen Kluck dann die lokale Reportage, die stets freitags erschien. Dass er Donnerstagsabends für deren Vollendung immer lang am Schreibtisch saß, habe der Verleger bemängelt – wegen des Lichtverbrauchs.

Bei der Betriebsfeier habe man »Unser GEA, der soll leben …« gesungen, beim Betriebsausflug in die Schweiz gab’s Ochsenzunge in Madeira, erinnert sich Kluck. Es habe ihm »gut gefallen«.

Die Kommentare des damaligen Chefredakteurs Dr.  Oskar Dutz waren allerdings nicht nach seinem Geschmack. Erfolgreich habe er sich für die Umbenennung der Kolumne von »Unsere Meinung« in »Meine Meinung« eingesetzt.

Mit Verleger Eugen Lachenmann habe er sich gut verstanden, obgleich dieser ihn als das letzte »Kommunischtle« beim GEA ausgemacht habe. Tatsächlich war das junge Nordlicht, das damals mit einem halben Dutzend anderen Bewohnern über der Kaiserhalle in der »Kommune 1« wohnte, mit dem Umkrempeln seiner Partei beschäftigt: »Wir wollten die FDP für neue Ideen öffnen.«

Kluck schätzte den Verleger, der lange gegen die Nazis durchgehalten habe. Er habe Lachenmanns »Schläue und seinen Erfindungsgeist« bewundert, mit denen er die Zeitung durch die schwere Zeit auch nach dem Krieg gesteuert habe, bis sie 1949 wieder erscheinen konnte.

Spätestens als der junge Freidemokrat in einem Wahlkampfblättchen titelte, »Opas FDP ist tot«, gab es jedoch Kalamitäten, weil Lachenmann dies nach Klucks Erinnerung wohl auf sich bezogen habe – und sich im Hause die Meinung verfestigt habe, die Aktivitäten des Jungliberalen seien angetan, »die FDP aufs falsche Gleis zu heben«. Derweil tosten draußen die wilden 68er-Jahre beziehungsweise ihre Vorboten. Beim GEA fanden diese aber, so Klucks Darstellung, nicht statt. 1968 zog er die Reißleine. »Ich habe gekündigt. Das passte nicht zusammen.«

Die kurzen Haare wurden länger. Der Kommunenbewohner ging nach Stuttgart zu den beiden großen Zeitungen und dann zur Südwestpresse: zunächst auf die Alb, später dann nach Tübingen zum Schwäbischen Tagblatt.

Nach seiner Wahl für die FDP in den Landtag 1996 rückte Klucks Journalistenlaufbahn in den Hintergrund. »Zuletzt habe ich Horoskope geschrieben im Tagblatt-Anzeiger – einmal die Woche und frei erfunden.«

In der Kommunalpolitik wirkt er in Stadt- und Kreisrat bis heute. Auch ein treuer GEA-Leser ist Hagen Kluck neben der Tagblatt-Lektüre immer geblieben. Das schwarz auf weiß gedruckte Wort scheint ihm in der zunehmenden Informationsflut immer noch am geeignetesten, um sich der Wahrnehmung der Wirklichkeit zu nähern. »Wer keine Tageszeitung liest, weiß nicht, was ist.« (GEA)