REUTLINGEN-BETZINGEN. Reisen erweitert den Horizont – und den Gaumen! Dafür muss man nun aber nicht extra nach Italien fahren, denn das Bolsena-Fest der Gewerbetreibenden in Betzingen und ihrer aus Bolsena angereisten Gäste bringen das Urlaubsgefühl direkt ins Ländle.
Vor einem Jahr hatte das erste Mal eine Delegation von zehn Marktbeschickern die Anreise nach Betzingen von fast 1.000 Kilometern auf sich genommen. Die kleine Stadt Bolsena liegt im Dreiländereck »Etrurien« zwischen den Provinzen Lazio, Umbrien und Toskana. Eine dort erfolgreiche bekannte italienische Band sorgte zum Auftakt am gestrigen Donnerstag bereits für die passende musikalische Untermalung: Das ist Dolce Vita im Reutlinger November! Das Fest in der Zehntscheuer geht heute und am morgigen Samstag weiter, jeweils von 10 bis 22 Uhr.
Wer das Bürgerhaus betritt, wird von italienischer Musik und einem himmlischen Geruch von allerlei Köstlichkeiten begrüßt. Denn die Gäste aus dem Süden haben nebst guter Laune ihre beste Ware im Gepäck. Darunter verschiedene Olivenöle, Wurstwaren, Schafs- und andere Käse, Nudelspezialitäten, Soßen und Pestos (mit Trüffel, Fisch und mehr), Hülsenfrüchte, Kuchen und Kleingebäck, Honig, Nusscreme, Kaffee und vieles mehr. Selbstverständlich ist alles, was man hier probieren kann, selbstgemacht. Deshalb laden die Produzenten dazu ein, zu erschmecken, wie vielfältig Bolsena ist. »Wir kommen nicht, um groß Geschäft zu machen«, erzählt er. »Wir genießen das Zusammensein und vor allem möchten wir unsere Heimat repräsentieren«, so der stolze Händler und Mitorganisator Sante Di Sorte.
»Taste Bolsena City« steht auf seinem T-Shirt. Guerra Rita ist als Helferin und fleißige Übersetzerin im Einsatz. Die Reutlingerin, die in Sizilien geboren wurde, ist begeistert von dem tollen Ambiente, das mit den Gästen nach Betzingen kommt.
Ein Pärchen aus Altenburg ist zum ersten Mal auf dem kulinarischen Wochenende in Betzingen zu Besuch, bereut das allerdings. »Hätte ich davon letztes Jahr schon gewusst ... Es ist einfach super«, sind sie sich einig. Blöd sei nur, dass man nicht alles kaufen kann. Denn schon nach wenigen Metern stehen sie vor der Qual der Wahl: einem großen Stand mit allerlei Weinen. Ein süßer Wein soll es sein. »Dieser schmeckt unglaublich gut. Kann ich noch einen ähnlichen probieren?«, fragt der Reutlinger den Weinguru aus Italien. Guerra Rita hat blitzschnell übersetzt und schon kann das schmackhafte Testen weitergehen. »Alles kein Problem«, sagt sie lachend.
Initiator Michael Ehinger freut sich besonders auf die Porchetta (mit Kräutern gewürzter saftiger Spanferkelrollbraten) und die Wildschweinprodukte. Im Gegenzug lassen sich die Italiener hier schwäbische Spezialitäten schmecken. Dieses Mal hatten sie sich Leberkäse als Begrüßungsessen gewünscht. (GEA)