REUTLINGEN. Am Ende wedelt er mit dem Schwanz, wenn wir uns endlich aufraffen, mal wieder ins Theater zu gehen. Er wartet schon vor der Tür, wenn wir vor der Arbeit die Laufschuhe schnüren. Hand in Hand schreiten wir einträchtig gemeinsam dem Sonnenuntergang entgegen: Unterhaltsam und ausgesprochen bildhaft zeigte der Motivations-Coach Dr. Marco Freiherr von Münchhausen am Dienstagabend in der voll besetzten Halle der Kreissparkasse (KSK) am Marktplatz auf, wie wir unseren inneren Schweinehund vielleicht nicht besiegen, aber zähmen können. Der Abend mit rund 300 Teilnehmern war eine Co-Produktion von Kreissparkasse und Reutlinger General-Anzeiger im Rahmen der GEA-Kampagne »Mehr vom Leben«. Münchhausen sei einer der gefragtesten Redner Europas, erklärte Gastgeber Joachim Deichmann, Vorstandsmitglied der KSK.
Das »Festival der inneren Schweinehunde«, sagt Münchhausen, nähert sich mit großen Schritten: Silvester. Wie viele Vorsätze da gefasst – um meist schon nach wenigen Tagen wieder begraben zu werden.
»Je intelligenter der Mensch, desto raffinierter der innere Schweinehund«
Weil es einfacher und bequemer ist, in der Komfortzone zu bleiben, statt Gewohnheiten zu ändern. Und sich immer eine gute Ausrede findet. Münchhausen behauptete sogar: »Je intelligenter der Mensch, desto raffinierter der innere Schweinehund.« Dennoch könne es gelingen, besser mit dem Tierchen klarzukommen. »Der Abend soll einen Nutzwert für Sie haben«, versprach der Redner seinem Publikum – und lieferte neben Erkenntnissen zur Psychologie auch gleich praktische Tipps zur Überwindung der gängigen Hindernisse.
Der erste Schritt: Erkennen, wie der innere Schweinehund tickt, in welchen Situationen er auftaucht, welcher Werkzeuge er sich bedient – »die lange Bank ist ein ganz beliebtes«. Der erste Tipp: »Konzentrieren Sie sich auf ein, zwei Baustellen.« Und zwar nachdem man sich vergegenwärtigt habe, welche Dinge im Leben ganz okay laufen. Der zweite: Dranbleiben! Bis der Vorsatz zur neuen Lebensgewohnheit geworden ist, rät der Coach von »Ausnahmefällen« strikt ab. Münchhausen spricht vom »Schweinehund-Dreisatz: ausfallen lassen, schleifen lassen – sein lassen«.
Der nächste Schritt: Die richtige Methode finden. Mit einem einfachen Experiment verdeutlichte Münchhausen, wie wirksam die Visualisierung von Zielen sein kann. Dass Bilder ungleich stärker sind als Worte, demonstrierte er, indem er zwei verschiedene Tests an das Publikum verteilte. Diejenigen mit der bildhaft dargestellten Aufgabe hatten die Lösung viel schneller gefunden als die anderen. »Ein klares Bild im Kopf von dem, was ich will, entfacht die Motivationskraft.« Wer seinen Keller aufräumen will, sollte sich den aufgeräumten Zustand vorstellen.
Sein Ratschlag: »Fordern Sie sich immer wieder neu und überfordern Sie sich nicht!« Um im Spannungsfeld zwischen Fähigkeiten und Herausforderungen in einen »Flow« zu kommen und entspannt Höchstleistungen zu bringen, brauche es »das Gefühl der Machbarkeit«. Und noch ein Tipp: »Machen Sie sich den Anfang leicht.« In der Praxis könnten große Aufgaben durch »Salamitaktik« in kleine verwandelt werden. Der innere Schweinehund sei lernfähig: »Er macht mit, wenn es ihm gut geht.« Und mitunter wedelt er sogar mit dem Schwanz. (GEA)