REUTLINGEN. Für viele Leser war Roland Hauser das Gesicht des Reutlinger General-Anzeigers. Die einen dachten, dass er der Chefredakteur sei. Die anderen wollten ihn bei einem der vielen von ihm moderierten Podien gleich von der Bühne weg als neuen Bürgermeister verpflichten. Und das, obwohl er quer durchs GEA-Verbreitungsgebiet doch »nur« souverän, stets gut vorbereitet und nicht zuletzt charmant durch die Themen-Abende führte.
Eigentlich wollte Roland Hauser schon immer Journalist werden. Trotzdem studierte er zunächst Deutsch und Englisch auf Lehramt – bevor er bei der Neuen Württembergischen Zeitung in seiner Heimat Göppingen volontierte. 1988 führte ihn sein Weg als 30-Jähriger schließlich nach Reutlingen – in jene Stadt, mit der er sich später so sehr identifizieren und die er als Journalist aus dem Effeff kennenlernen sollte.
In der Regionalredaktion war er anfangs für Eningen und Pliezhausen zuständig. 1997 wurde er stellvertretender Leiter des Regionalressorts, im Duo mit dem späteren Marketing-Chef Joachim Bräuninger, ehe er 2004 zum Leiter der Lokalredaktion aufstieg. Später bildete er zusammen mit Gisela Sämann die Doppelspitze des Großressorts Reutlingen und Region.
Die Kommunalpolitik war seine Welt, die Entwicklung Reutlingens im Fokus seiner Arbeit. Zahllose Tagesordnungspunkte im Gemeinderat, unzählige Projekte und Themen in der Achalmstadt: Will man etwas davon hervorheben, kann das nur die Reutlinger Stadthalle sein. Ihre Entstehung hat Roland Hauser vom Ratsbeschluss bis zur Eröffnung und darüber hinaus intensiv begleitet – Stadthallen-Buch inklusive.
Doch damit nicht genug: Roland Hauser war auch Bühnenmensch und einer der bekanntesten Repräsentanten des GEAs. Der Mann mit dem Autorenkürzel »rh« war ein Journalist mit Haltung und hielt die lokale Fahne in zuweilen hitzigen Konferenzen energisch hoch. Für ihn gab es kein Vertun: Themen aus der Region müssen in dieser Zeitung höchste Priorität genießen.
Auf sein Ressort ließ er nichts kommen – weder inhaltlich noch personell. Immer verteidigte er seine Mannschaft, nahm sie vor (ungerechtfertigter) Kritik in Schutz und setzte sich innerhalb sowie außerhalb des Hauses für sie ein. Und: Roland Hauser war ein Teamplayer, der seinen Kollegen auf Augenhöhe begegnete, lieber diskutierte als anordnete. Denn die Stimmung im Team war ihm extrem wichtig.
Emotional war sein Abschiedsfest zum Eintritt in den Ruhestand samt Stabübergabe an Nachfolgerin Kathrin Kammerer. Kollegen und andere Weggefährten wünschten ihm das Beste für die Zeit nach dem Redaktions-Stress – und waren umso betroffener, als es mit seiner Gesundheit rapide bergab ging.
Wie schlimm es wirklich um ihn stand, war den meisten aber nicht klar. Umso schockierender deshalb die Nachricht vom 20. Januar: Roland Hauser ist tot. Er wurde nur 67 Jahre alt. Stille. Leere. Tränen. Fassungslosigkeit. Tiefe Trauer und Mitgefühl mit seiner Frau Anja und seinem Sohn Julian. Es gibt Momente im Leben, in denen sogar Journalisten die Worte fehlen.
Ehemalige Kollegen aus der GEA-Lokalredaktion erinnern sich
Heike Krüger: Morgens, die Kollegen tröpfeln demnächst ein. G’schwind einen Espresso schlückeln, kurz mal nachspüren, ob privat alles okay ist, mindestens einmal kurz frotzeln – und dann zum Tagesgeschäft übergehen: Lieber Roland, unser Ritual war und ist kostbar. Es wirkt bis heute nach. Ich bin froh, dass ich die Chance hatte, dich kennenzulernen. Du warst ein geduldiger, großzügiger, hilfsbereiter »Jeffe« und ein schaffiger obendrein, ein bisweilen lautstark telefonierender und darob mitunter nerviger Schreibtisch-Nachbar; aber trotzdem und vor allem ein feinfühliger Mensch. Dein früher Tod tut sehr weh. Ich hätte dir für den Ruhestand von Herzen mehr Leben vom Leben gewünscht. Es sollte nicht sein. Wo immer du jetzt bist: Ich denke an dich – bei jedem g’schwind geschlückelten Espresso.
Andrea Glitz: Ich denke gern – jetzt mit Traurigkeit – an das gute, beruhigende Gefühl, wenn mein »Jeffe« einen meiner Texte gegengelesen hatte. Auch wenn es schon spät am Abend war, hast du dir immer alle Zeit der Welt genommen, um die Artikel anderer besser zu machen. Mit deiner journalistischen Erfahrung, mit deinem Sprachgefühl – und mit deiner hartnäckigen Gründlichkeit.
Ulrike Glage: Eigentlich, hast du mal erzählt, wärst du gerne Zirkusdirektor geworden. Ein bisschen Zirkus – das war auch die Lokalredaktion mit ihren eigenwilligen Köpfen. Du warst es, der ausgeglichen hat, unterstützt, motiviert. Warmherzig und zugewandt, ein Ruhepol in der Hektik. Als Journalist warst du nicht auf Kunststückchen aus, sondern eher ein geduldiger »Griffelspitzer«. Als Chef ein Kümmerer, der den Laden zusammengehalten hat. Deine heitere Gelassenheit habe ich immer bewundert. So werde ich Dich in Erinnerung behalten. Als feinen, liebenswerten Menschen.
Gabriele Küster: Lieber Roland, es ist stiller geworden bei uns im Büro, seitdem du dich vom GEA in den Ruhestand verabschiedet hast. Einen gemeinsamen Raum mit uns Kollegen hattest du einem eigenen Chefzimmer vorgezogen. Du warst als Kollege präsent: Oft mit Wissen, Erfahrung und gutem Rat, mit deinen langen Telefonaten und der ratternden Espressomaschine. Vor allem aber auch als freundlicher, umgänglicher Mensch, auf den einfach Verlass war und der – danke! – immer ein offenes Ohr hatte. Präsent warst du auch in deiner Stadt, hast, zum Glück für uns, die Bühne gemocht. Bei vielen öffentlichen Anlässen und Veranstaltungen in der Stadt warst du »unser« Gesicht. Schade, dass du so früh gegangen bist!
Kathrin Kammerer: Als Tagblatt-Volontärin habe ich dich 2017 bei einem Termin kennengelernt – und direkt als »den GEA« abgespeichert. Nichtsahnend, dass ich drei Jahre später deine Kollegin werden sollte und fünf Jahre später deine Nachfolgerin. Mit Engelsgeduld hast du mir »deine« Lokalredaktion übergeben. Du hast mir alles erzählt, was ich wissen wollte, alles, was dir wichtig erschien. Stundenlang sind wir zusammengesessen. Ich war beeindruckt von deinen Kontakten, von deiner Gründlichkeit, von deinem unglaublichen Wissen über diese, »deine« Stadt. Der Bauhelm, den du mir zum Abschied geschenkt hast, steht in meinem Regal – und ich schaue ihn fassungslos und einfach nur traurig an.
Stephan Zenke: Nein, das glaube ich nicht, das will ich nicht glauben – war meine erste Reaktion auf die Nachricht von Rolands Tod. Es tut mir unendlich leid für seine Frau Anja und seinen Sohn Julian. Ich werde Roland als einen liebenswürdigen und korrekten Ressortleiter in Erinnerung behalten. Dieser Mann war nicht nur stets makellos angezogen, er hat zudem immer die Form gewahrt – was man wirklich nicht von jedem behaupten kann. Dabei vermied dieser Mensch jeden Anflug von Unsachlichkeit oder Härte im Umgang mit Kollegen, was ich als Zeichen von Weisheit immer sehr schätzte. Roland mochte »seine« Lokalredaktion, die Leserschaft und letztlich seinen Beruf. Ich hoffe sehr, dass er irgendwie im Irgendwo seinen Frieden gefunden hat.
Hans Jörg Conzelmann: Von einem Traumurlaub in den USA schicktest du mir per Whatsapp ein Foto. Es zeigt dich am Steuer eines roten Ford Mustang 5.0, ein Achtzylinder. Vor dir lag der unendliche Highway, über dir war nichts als der Himmel von Texas. Es war die Freiheit, die wir meinten.
Alexander Rabe: Nach meinem Volontariat beim GEA wurde ich von Roland Hauser in die Lokalredaktion geholt. Acht Jahre lang haben wir hier zusammengearbeitet und schnell gemerkt, dass wir beide extrem penibel sind. Wir nannten uns deshalb oft »Griffel« und »Spitzer«, konnten uns aber nie einigen, wer wer ist. Lieber Roland, am liebsten hätte ich dir diesen Text zum Gegenlesen gegeben, wie in all den Jahren. (GEA)