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Aktuell Mobilität

Das waren die Trends auf der Reutlinger Radmesse

Händler der Region präsentieren bei der Bike & more Trends und aktuelle Modelle

Gut versteckt: Rennrad mit Elektromotor. Dieses Leichtgewicht bringt trotz Motor gerade mal elf Kilo auf die Waage.  FOTOS: GERL
Gut versteckt: Rennrad mit Elektromotor. Dieses Leichtgewicht bringt trotz Motor gerade mal elf Kilo auf die Waage. FOTOS: GERLINDE TRINKHAUS
Gut versteckt: Rennrad mit Elektromotor. Dieses Leichtgewicht bringt trotz Motor gerade mal elf Kilo auf die Waage. FOTOS: GERLINDE TRINKHAUS

REUTLINGEN. Ohne E geht fast nichts mehr in der Radbranche: Herkömmliche Fahrräder suchte man auf der Radmesse »Bike & more« im Rahmen der Reutlinger Mobilitätstage wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. Die Radhändler der Region, die sich in der Stadthalle und vor allem im Bürgerpark präsentierten, hatten allesamt ihre aktuellen E-Bike-Modelle dabei. »Die Zeiten, in denen sie als Rentnerfahrzeuge verpönt waren, sind vorbei. Heute ist das Pedelec ein Sportgerät«, brachte Ilona Heim vom E-Bike Zentrum Neckar Alb (EZN) die Entwicklung auf den Punkt. »Der E-Bike-Markt verändert sich«, bestätigte Jürgen Hauber von Bike Doktor Metzingen. »Die E-Bike-Fahrer werden werden immer jünger und sportlicher.«

»Das E-Bike ist kein Fahrradersatz, sondern Alternative zum Auto«

Großen Bedarf gibt es offenbar nach wie vor an komfortablen Stadträdern mit tiefem Einstieg für die eher ältere Kundschaft. Gleichzeitig wächst das Angebot an Mountainbikes, Trekking-, Cross- und schnittigen Rennrädern mit Motor. Ihr Klientel werde immer jünger: »Schon Zwölfjährige steigen aufs Pedelec um. Früher wurden die Kinder mit dem Auto zur Schule gefahren, heute kriegen sie ein E-Bike«, sagte Ilona Heim.

»Der E-Bike-Markt wächst nach wie vor«, schilderte auch Jenny Winter von Fahrrad-Sauer. Vor allem im hochpreisigen Segment. »Das E-Bike ist heute kein Fahrradersatz mehr, sondern eine echte Alternative zum Auto«, hat sie beobachtet. Technisch tue sich einiges, zum Beispiel beim Thema (ABS-)Bremsen. Motoren und Akkus würden immer leistungsfähiger, was sich auf die Reichweite auswirkt. Viele ihrer Kunden fahren auch im Winter mit dem Rad – »inzwischen ist bei uns das ganze Jahr über Saison«. Immer mehr Menschen in der Region kaufen nicht mehr, sondern leasen sich ein Rad, unterstützt durch den Arbeitgeber. »Der Preis spielt bei vielen keine große Rolle mehr«, sagte Jenny Winter. Die meisten E-Räder, die sie und ihre Kollegen zur Schau stellten, bewegten sich im Bereich zwischen 3 000 und 5 000 Euro – dafür könnte man sich auch einen gebrauchten Kleinwagen leisten.

Aber wer will das schon angesichts der stylishen Bikes? In den vergangenen Jahren hat sich die Ästhetik weiter verbessert. Räder mit integriertem Akku sind stark auf dem Vormarsch. Etliche Modelle bieten die Möglichkeit, neben dem versteckten Akku einen zweiten Energiespeicher anzubringen – für lange Radtouren oder Sport im anspruchsvollen Gelände. Uphill statt Downhill sei immer häufiger die Devise. »Durch die E-Bikes sind Sportarten entstanden, die früher undenkbar gewesen wären«, sagte Ilona Heim.

Den Sattel per Knopfdruck über Funk verstellen: gesehen bei Magura.
Den Sattel per Knopfdruck über Funk verstellen: gesehen bei Magura. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Den Sattel per Knopfdruck über Funk verstellen: gesehen bei Magura.
Foto: Gerlinde Trinkhaus

Rennrad und Motor – wie passt denn das zusammen? »Gut«, findet Jürgen Hauber und verweist auf eine elf Kilo leichte Rennmaschine mit integriertem Elektroantrieb. Das E-Rennbike sei ideal, um mal eben den Albaufstieg leichter zu bewältigen. Oder zum Ausgleich unterschiedlicher Leistungsstufen von Radelpartnern. Im Trend seien auch Motoren, die schneller entkoppeln, wenn die Höchstmarke der Unterstützung von 25 km/h erreicht ist.

Noch ein Trend war zu beobachten auf der »Bike & more«: Die Bereifung wird immer fetter. Anscheinend, weil dicke Gummis nicht nur robuster und komfortabler zu fahren sind, sondern auch weil sie angeblich weniger Reibungswiderstand verursachen, da sie zur Seite hin verdrängt werden.

Bei Transvelo werden viele Tiefeinsteiger nachgefragt. »Sie sind sehr bequem und inzwischen ja auch salonfähig geworden, auch für Männer«, beschrieb Werkstattmitarbeiterin Nadine Schweder. Auch an E-Klapprädern sei das Interesse groß, weil sie so schön praktisch sind und leicht transportiert werden können.

»E-Bikes passen gut zum Mobilitätsthema der Messe«

Stark im Kommen sei das Segment der Lasten- und Dreiräder, sagt Sascha van Steen von der Firma e-motion. Er verweist auf Tübingen, wo Privatleute einen Zuschuss von der Stadt erhalten, wenn sie sich ein Transport-Bike anschaffen. Kleine, handliche, leise und saubere Elektrofahrzeuge für den professionellen Gebrauch hat Bemotec im Sortiment. Die Cargo-Fahrzeuge werden in der Schweiz bereits von der Post verwendet, auch im innerstädtischen Bereich könnten sie eine Alternative zu schweren Geräten mit Verbrennungsmotor sein. Selbst entwickelt hat Ingo Dreher einen E-Rollator. Auf leichten Knopfdruck bewegt er sich voran, stoppt aber sofort, wenn die Hand vom Griff genommen wird. Vorteil, so Dreher: »Der E-Rollator gibt Halt, ein Schieben ist aber nicht notwendig. So kann man sich voll auf das Gehen konzentrieren, was der Haltung zugute kommt.«

Michael Schöns Thema sind Haibikes. Zur Messe hat der Pfullinger einen Prototypen aus dem Top-Segment der Flyon-Kollektion mitgebracht. Das schicke Teil besteht aus Vollkarbon und hat einen besonders leistungsstarken Motor. »Das Modell kommt erst im Mai raus«, sagt Michael Schön.

Er ist bereits zum dritten Mal bei der Radmesse dabei. »Hier informieren sich die Leute, können sich ganz zwanglos umsehen und die Anbieter vergleichen, später kommen sie dann gezielt in den Laden, um sich in Ruhe beraten zu lassen.« Er habe E-Bikes auch deshalb mitgebracht, »weil das gut zu dem Mobilitätsthema der Messe passt«.

Starke Bikes und begeisterte Biker – und dazu Sonne satt an beiden Tagen.
Starke Bikes und begeisterte Biker – und dazu Sonne satt an beiden Tagen. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Starke Bikes und begeisterte Biker – und dazu Sonne satt an beiden Tagen.
Foto: Gerlinde Trinkhaus

Natürlich fehlte auch das Thema Radreisen und Radtouren nicht auf der Messe. Bereits das fünfte Buch mit Tourenvorschlägen präsentierte Eva Eckstein am Stand von Oertel + Spörer. Bei Bader Reisen sind Klassiker wie Moselradreisen und Dolomiten weiter gut gefragt. Typische Klientel seien Rentner mit viel Zeit, auch hier geht der Trend nach den Worten der Anbieter zum E-Bike.

Die vielen schönen Räder von der Messe wird man künftig verstärkt auch auf Reutlingens Straßen sehen. Wie sich die Infrastruktur im kommenden Jahrzehnt weiter entwickeln wird, erklärten Mitarbeiter der Stadtverwaltung an sehr gut frequentierten Ständen und beim virtuellen Flug über die Stadt. Und Stefan Dvorak, Amtsleiter Stadtentwicklung und Vermessung, stellte sich im Talk den Fragen des GEA und der Messebesucher. Ziel sei es, den Anteil der Radler am Verkehrsaufkommen in der Stadt bis 2030 von derzeit neun auf 25 Prozent zu erhöhen. (GEA)