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Das sagen Reutlinger Räte zum Ergebnis der Kommunalwahl

Was der Wählerwillen zu bedeuten hat, wie sich die Arbeit im neuen Reutlinger Gemeinderat in Zukunft gestalten wird, und was von alledem überraschend oder absehbar gewesen ist. Das sind die Themen im Foyer des Reutlinger Rathauses.

Betretene Gesichte bei Sebastian Weigle (links) und anderen Sozialdemokraten bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse.
Betretene Gesichte bei Sebastian Weigle (links) und anderen Sozialdemokraten bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse. Foto: Stephan Zenke
Betretene Gesichte bei Sebastian Weigle (links) und anderen Sozialdemokraten bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Keck stehen einige Gemeinderäte in kleinen Grüppchen zusammen und diskutieren über das Ergebnis der Kommunalwahl. Der OB selbst macht ein nachdenkliches Gesicht.

»Es wird bunter und sicherlich nicht einfacher werden«, meint Thomas Keck mit Blick auf die neuen Machtverhältnisse im Rat. Welche Farbe ihm am besten gefällt, sagt er nicht. »Die Verluste der CDU habe ich in der Höhe nicht gesehen. Die Gewinne der Grünen waren abzusehen. Die SPD hat verloren, das habe ich gesehen. Ich bin als Stimmenbringer weggefallen, aber man muss auch den Bundestrend berücksichtigen«, analysiert der OB.

Gabriele Gaiser von der CDU-Fraktion wirkt betroffen. »Wir haben leider lräftig verloren, die Großstadt Reutlingen liegt leider voll im Trend«, sagt sie mit Blick auf die Stimmenverluste. »Die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit haben die kommunalen Themen überlagert«, meint sie. Ob die CDU da etwas verschlafen habe? »Nein, das waren auch bei uns die Themen, aber wir hatten eben auch noch gleichgewichtig weitere Themen wie Kinderbetreuung, Einzelhandel und den Verkehr sowie vieles mehr«, meint die christdemokratische Gemeinderätin.

Sarah Zickler (FDP) freut sich dagegen »ein Loch in den Bauch. Ich bin so richtig glücklich«. Das liegt daran, dass die Liberale in den Gemeinderat gewählt worden ist, aber nach ihren Worten auch weil »wir die Fraktionsstärke halten«. Ebenso findet sie die hohe Wahlbeteiligung klasse, »das macht mich stolz azf mein Reutlingen«. Der Erfolg der Grünen geht für die FDP-Politikern »voll in Ordnung. Es gibt viele Gemeinsamkeiten, wo wir gut zusammenarbeiten können«. Bedauerlich findet sie etwas anderes an den Wahlergebnissen: »Sehr bedenklich stimmen mich die über 7 Prozent für die AfD. Ich sehe da eine ziemlich große Politikverdrossenheit«.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrachtet Holger Bergmann von den Grünen den aus seiner Sicht hübsch langen Balken seiner Partei. »Wunderschön, wir sind wie erwünscht die größte Fraktion im Gemeinderat. Viele unserer jungen Kandidaten sind nach vorne gewählt worden. Wir hoffen, dass dieses Wahlergebnis auch in Reutlingen die ökologische Wende, insbesondere die Verkehrswende, nach vorne bringt«. Aktuell sieht Bergmann zwei politische Lager im Lande. Es gebe ein konservativ-beharrendes Lager sowie ein progressive-ökologisches Lager, »und in dem führen die Grünen«.

Sarah Zickler von der FDP (links) ist in den Gemeinderat gewählt worden.
Sarah Zickler von der FDP (links) ist in den Gemeinderat gewählt worden. Foto: Stephan Zenke
Sarah Zickler von der FDP (links) ist in den Gemeinderat gewählt worden.
Foto: Stephan Zenke

Sebastian Weigle kann angesichts der Ergebnisse der SPD nur betroffen sein. »Ein trauriger Tag. Glückwunsch an die Grünen. Offenbar haben's die geschafft, den Bundestrend auf sich umzulenken, und mit ihrem Fang Karsten Amann noch einen Stimmemkönig auf der Liste gehabt«, meint der Gemeinderat. »Die SPD ist in schwerstem Fahrwasser. Jenseits von Reutlingen: wir haben die besseren Minister, machen die bessere Politik, aber es kommt nicht an«. Und in Reutlingen? »Wir haben's nicht geschafft, uns vom Trend zu lösen. Unsere Themen sind nicht wahrgenommen worden«. Zum Abschluss sagen Weigle etwas, das jetzt wohl vielen Sozialdemokraten durch den Kopf geht: »Ich glaube wir müssen in Berlin die Reißleine ziehen«. 

Gabriele Gaiser (links) von der CDU wirft einen scharfen Blick auf die Wahlergebnisse.
Gabriele Gaiser (links) von der CDU wirft einen scharfen Blick auf die Wahlergebnisse. Foto: Stephan Zenke
Gabriele Gaiser (links) von der CDU wirft einen scharfen Blick auf die Wahlergebnisse.
Foto: Stephan Zenke

Karsten Amann macht einen bewegten Eindruck im Rathausfoyer. »Ich muss noch um Worte ringen. Von der Dimension her hätte ich nicht gedacht so ein Ergebnis zu erzielen. Fast 26000 Stimmen, das nehme ich mit Demut entgegen, und bin riesig dankbar«, meinte der Grüne, der früher mal bei ein CDU-Gemeinderat gewesen ist. Der Wechsel zu den Grünen habe aus ihm, betont er, »keinen anderen Menschen gemacht«. Ihm gehe es um die Themen, er fühle sich bei den Grünen gut aufgehoben. »Die Leute wollen, dass sich in der Verkehrspolitik was ändert«, analysiert er das Wahlergebnis. Die CDU treffe der Wählerwillen sicherlich hart, »aber das spürt man in allen großen Städten des Landes«. (GEA)

Gabriele Janz von den Grünen gibt im Foyer des Rathauses Reutlingen ein Fernsehinterview.
Gabriele Janz von den Grünen gibt im Foyer des Rathauses Reutlingen ein Fernsehinterview. Foto: Stephan Zenke
Gabriele Janz von den Grünen gibt im Foyer des Rathauses Reutlingen ein Fernsehinterview.
Foto: Stephan Zenke