REUTLINGEN. Fünf Hobbyköche aus der Region Neckar-Alb haben sich einen Wettstreit um das »perfekte Dinner« geliefert. In den vergangenen fünf Tagen war auf dem Sender Vox täglich zu verfolgen, wie sich Esther aus Reutlingen, Hannah aus Riederich, Uli aus Bempflingen, Lena aus Tübingen-Lustnau und Jochen aus Tübingen-Kilchberg im kulinarischen Konkurrenzkampf geschlagen haben. »Wir haben uns in dieser Woche nach und nach sehr gut kennengelernt«, meinte die Riedericherin Hannah. »In dieser spannenden Zeit sind wir zusammengewachsen.« Ein Kandidat war am Ende von seinen Mitstreitern jedoch persönlich enttäuscht.
Tag 1: Esther aus Reutlingen
Zum Einstieg lud Esther die Truppe in ihre Hochhaus-Wohnung im Reutlinger Hohbuch ein. Für ihr Drei-Gänge-Menü hat sich die 69-Jährige das Motto »Apfelglück« einfallen lassen. »Ich bin ein großer Apfel-Fan und esse täglich einen.« Beim Hauptgang entschied sich Esther für ein schwäbisches »Allerlei«. Das Rezept dafür hat sie aus einem alten Kochbuch. Das Kochen selbst hat sie bereits mit 14 von ihrer Mutter gelernt. »Meine drei Geschwister und ich mussten früh bei der Hausarbeit helfen und haben sonntags immer abwechselnd gekocht«, erzählte sie.
Nachdem sich die Mitstreiter in Esthers Wohnung miteinander bekannt gemacht hatten, waren ihre Mitstreiter erstaunt, wie gelassen die Gastgeberin blieb. »Ich bin halt gerne lustig drauf«, sagte die Produktdesignerin. Weiter Komplimente verteilten die Gäste als Esther die Vorspeise, gebeizten Lachs mit Gurke und Rote-Beete-Salat, servierte. Jochen, pensionierter Lehrer aus Tübingen, fühlte sich dagegen »nicht abgeholt«. Durchweg Lob gab es auch für den Rinderbraten mit Knödeln und Apfel. Nur Jochen war nicht begeistert: »Es war zu sauer, die Soße hatte keinen Geschmack und das Gemüse war zu fad.« Auch beim Nachtisch, der aus einem Crumbl und einer Vanille-Creme bestand, hatte der 69-Jährige etwas zu mäkeln: »Es war nicht cremig genug.«
Während Esthers Dinner für manche nahe an der Perfektion war, hat Jochen das Menü »nicht umgehauen«. Trotzdem gab er Esther acht von zehn möglichen Punkten, genauso wie Hannah. Lena und Uli verteilten sogar neun Punkte. Die Reutlingerin eröffnet das Rennen um den Sieg also mit 34 Gesamtpunkten.
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Tag 2: Hannah aus Riederich
Sehr aufgeregt ist Hannah aus Riederich am Tag vor ihrem Abend als Gastgeberin gewesen. Die 29-Jährige, die als operationstechnische Assistentin arbeitet, beschreibt sich selbst als Perfektionistin und machte sich deshalb großen Druck. »Ich glaube, dass ich Chancen habe zu gewinnen, weil ich strukturiert arbeite, einen genauen Plan habe und mein Menü stimmig ist.« Als »Schnippelhilfe« hat sie ihre jüngere Schwester Klara verpflichtet, die sie zur Teilnahme an der Kochshow überredet hatte. Alles lief nach Plan. »Ich komme aus einer Großfamilie, da wird auf Masse gekocht.«
Als die Mitstreiter in ihrem alten Riedericher Bauernhaus eintrudelten, fiel die Anspannung von Hannah sichtbar ab. Die anderen Kandidaten beeindruckte die gebürtige Schwäbisch Gmünderin bereits mit dem Aperitif: einem Gintonic mit Blutorange, Prosecco und Rosmarin. Auch die das Rote-Bete-Carpaccio samt Focaccia mit Pilz-Tatar überzeugte, auch wenn Esther die Focaccia etwas zu hart fand. Als »richtigen Kracher« bezeichnete sie dann aber den Hauptgang: geschmorte Kalbsbäckchen auf Zitronen-Erbsen-Püree und Wurzelgemüse. Beim Dessert, der aus einem Käsekuchen mit Zwetchgeneis bestand, gab es nur einen kleinen Kritikpunkt. »Der Kuchen war in der Mitte nicht ganz durchgebacken«, meinte Uli.
Trotzdem fand Mitstreiterin Esther: »Für mich war es das perfekte Dinner«. 10 Punkte gab die Reutlingerin der Gastgeberin. Neun Zähler verteilten Lena und Jochen, während Uli acht verteilte. Mit insgesamt 36 Punkten überholte Hannah damit Esther und rückte dem Sieg näher.
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Tag 3: Uli aus Bempflingen
Nachdem Uli beim gemeinsamen »Das perfekte Dinner«-Schauen immer wieder kommentierte, was die Kandidaten besser machen könnten »habe ich ihn einfach angemeldet«, erzählte Tochter Lucia. Die unterstützte ihren Papa in Bempflingen als »Schnippelhilfe«. Die von einem Kamerateam begleiteten Vorbereitungen für sein Drei-Gänge-Menü fand der 59-Jährige »sehr viel aufregender, als man es sich vorher vorstellt«. Der Accountmanager eines Automobilzulieferers hat beim Kochen hohe Ansprüche an sich selbst: »Ich will natürlich vorne dabei sein.«
Hoch waren auch die Erwartungen seiner Mitstreiter. Die wurden direkt beim Aperitif übertroffen. Sein Gin Basil Smash, angereicht mit einem Löffel Mango-Salsa schmeckte »wie Urlaub«, urteilten Hannah und Lena. Auch die Vorspeise aus einem Linsen-Salat mit zweierlei Saibling schmeckte allen. Fans wurden die Gäste aber vor allem von einem scharfen Wasabi-Eis. Beim Hauptgang, einem Tafelspitz mit Rösti, grünem Spargel und zwei Soßen »fehlen mir fast die Worte«, so sehr schmeckte es Hannah. Bei zwei Kandidaten gab es jedoch leichte Abzüge für die Rösti, laut Jochen die »Schwachstelle des Tellers«. Durchweg begeistert waren danach aber alle wieder von der Weinschaumcreme, die Uli als Nachtisch servierte.
»Uli, du hast das richtig gerockt«, zog Hannah noch in der großen Runde ihr Gesamtfazit des Abends. Später sagte sie: »Für mich war es das perfekte Dinner.« Kein Wunder, dass sie zehn Punkte verteilte. Noch etwas Luft nach oben sahen die anderen: Von Esther und Jochen gab es je neun, von Lena acht Zähler. Mit insgesamt 36 Punkten bildete Uli nun eine Doppelspitze mit Hannah in der Gesamtwertung.
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Tag 4: Lena aus Tübingen-Lustnau
Eine kulinarische Weltreise haben sich die Teilnehmer von der Tübingerin Lena gewünscht. Schließlich ist die 47-Jährige seit 25 Jahren als Flugbegleiterin auf der ganzen Welt unterwegs. Die Vierfach-Mutter aber entschied sich für schwäbische Küche. »Ich esse das sehr gerne«, begründete sie ihre Wahl. »Ich kenne keinen, der schwäbisches Essen nicht mag.« In die Vorbereitungen auf das abendliche Dinner in Lustnau startete sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht. »Man muss Pannen einfach weglachen.« Zu solchen kam es aber erst gar nicht.
Mit ihrer Vorspeise konnte Lena die Schwaben-Connection überraschen. Mit Ziegenfrischkäse und Parmaschinken gefüllte Flädle hatte vorher noch keiner der Teilnehmer gesehen. Allen hat's geschmeckt. Als Lena die Spätzle für den Hauptgang schabte, schauten ihr Uli und Jochen interessiert über die Schulter. Spontan gab die Gastgeberin den beiden einen Crashkurs und ließ sie selbst ihre ersten Spätzle schaben. »Perfekt« lautete das Urteil beim Geschmackstest. Etwas zu trocken fanden manche jedoch das dazugehörige Kalbsgulasch. Auch bei der schwäbischen Apfelrolle zum Dessert gingen die Meinungen auseinander.
In einem waren sich aber alle einig: Die Tübingerin war eine vorbildliche Gastgeberin. »Die beste bisher«, fand etwa Esther. Für das Dinner bekam sie von allen acht Punkte. 32 Zähler in der Gesamtwertung bedeuteten Platz drei vor dem Finale.
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Tag 5: Jochen aus Tübingen-Kilchberg
Höchste Erwartungen hatten die Kandidaten an das Abschlussdinner von Jochen in Tübingen-Kilchberg. »Wenn man so große Töne spuckt, muss man auch abliefern«, fand Hannah. Der pensionierte Lehrer hatte an allen Gerichten seiner Mitstreiter etwas auszusetzen. »Ich würde mich selbst auch als Kritiker bezeichnen«, sagte der 69-Jährige. Für sein Dinner wählte Jochen das Motto »Viva Grün-Weiß-Rot«. Mit den Gerichten wollte er Einflüsse aus Mexiko, wo er sechs Jahre lang gelebt hat, und Italien präsentieren. Typische Landesküche sollte es aber nicht sein. »Ich will etwas zeigen, das neu ist.« Das Gewinnen stehe deshalb bei dem gebürtigen Westfalen nicht im Vordergrund.
Mit persönlichen mexikanischen Grußkarten und persönlichen Anekdoten aus seinem bewegten Leben hat sich Jochen »in sein Herz schauen lassen«, wie Lena fand. Nachdem der ehemalige Lehrer für Deutsch, Sport, Philospohie und Ethik Anfang der Woche noch distanziert wirkte, ist er nach und nach »aufgetaut«. Bei seinem Essen musste sich der selbsternannte Kritiker aber diesmal selbst Kritik gefallen lassen. Die Vorspeise (Totopos, eine Art Tacos, mit Paprika-Gelee und Avocado-Creme) fanden manche zu knusprig. Bei der Hauptspeise »Cordero al el jefe«, Lammrücken mit fruchtiges Soße, hatten zwei Gäste zähes Fleisch erwischt. Der Nachtisch, bestehend aus Schokoladen-Mousse, Mascarpone, Pistazien-Eis und Himbeer-Spiegel war einigen zu mächtig.
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Darum geht's bei »Das perfekte Dinner«
»Das perfekte Dinner« ist eine Reality-Doku, die seit 2006 auf Vox ausgestrahlt wird. Damit ist die Sendung laut Sender die am längsten laufende werktägliche Koch-Doku in der deutschen Fernsehlandschaft, die sogar mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet worden ist. Ein Kamerateam schaut fünf ambitionierten Hobbyköchen aus einer Stadt oder Region in die Töpfe und ihre eigenen vier Wände. Die Kandidaten bekochen sich gegenseitig und bewerten im Anschluss ihre Drei-Gänge-Menüs und die Gastgeberqualitäten mit null bis zehn Punkten. Wer gewinnt, erfahren die Teilnehmer erst am Ende der Woche, wenn jeder einmal Gastgeber war. Der Sieger erhält ein Preisgeld von 3.000 Euro. Vox zeigt »Das perfekte Dinner« montags bis freitags um 19 Uhr. Die Folgen der Neckar-Alb-Woche können auf dem Streamingdienst RTL+ nachgeschaut werden. (GEA)
Nach dem Dessert wurde das Geheimnis gelüftet, wer den Dinner-Showdown in der Region Neckar-Alb für sich entschieden hat. Als alle Teilnehmer ihre Briefumschläge mit den Gesamtpunkten öffneten, war klar: Hannah und Uli teilen sich mit je 36 Punkten den Sieg und die 3.000 Euro Siegprämie.
Während die beiden freudestrahlend Glückwünsche in Empfang nahmen, blickte Jochen betrübt drein. Er hatte als Letzter der Wertung nur 30 Punkte erhalten: jeweils acht von Hannah und Uli sowie je sieben von Esther und Lena. »7,5 Punkte im Schnitt sind hart«, fand der enttäuschte Tübinger. »Ich finde das ist keine Anerkennung der Leistung, unabhängig davon, wie es geschmeckt hat.« Mitstreiter Uli tat es leid. »Ich hätte ihn etwas höher eingeschätzt.« Hannah hoffte, »dass wir seine Stimmung noch heben und am letzte Abend ausgelassen feiern können.« (GEA)