REUTLINGEN. Zahlreiche Tierschutzorganisationen engagieren sich im Auslandstierschutz, doch nicht alle sind seriös. Aber wie hält man sich von schwarzen Schafen fern? Sandra Unger ist Vorsitzende des Reutlinger Tierschutzvereins »Paradies für Hunde«. Der Verein sucht ein neues Zuhause für Straßenhunde aus Griechenland, Ungarn und Rumänien. Die Expertin erläutert, welche Kriterien eine vertrauenswürdige Tierschutzorganisation erfüllen muss.
Offizielle Anerkennung und öffentlicher Auftritt: Transparenz
Eine seriöse Tierschutzorganisation müsse ein eingetragener, gemeinnütziger Verein sein, so Unger. "Es muss sich um eine geprüfte Tierschutzorganisation handeln." Auch eine Vereinswebseite sei ein Anzeichen für die Seriosität einer Organisation. Die Benennung von verantwortlichen Personen und ein aussagekräftiges Impressum ermöglichen Interessierten einen Einblick in die Strukturen des Vereins. Ganz wichtig: "Tierschutzvereine benötigen eine behördliche Erlaubnis nach § 11 für die Vermittlung, Haltung, Pflege und Unterbringung von Tieren aus dem Ausland", betont sie.
Verantwortungsbewusste Vermittlung von Hunden
Vor der Hundevermittlung wird überprüft, ob der Bewerber in der Lage ist, den Hund artgerecht zu halten. Dabei hilft ein vierseitiges Kontaktformular. »Wir vermitteln keine Hunde, wenn es nicht ausgefüllt ist«, sagt Unger. So erfährt der Verein zum Beispiel, welchen Beruf der Bewerber ausübt, ob er in einem Haus oder einer Wohnung wohnt, ob er Mitbewohner oder Kinder hat und ob er weitere Haustiere besitzt. »Außerdem machen wir den Bewerber auf Kosten aufmerksam, die auf ihn zukommen werden. Mit bestimmten Fragen, prüfen wir, ob Tierarztkosten, Hundeschule und -versicherung abgedeckt werden können.«
Die Vermittler gehen die Anfragen durch und entscheiden dann, welcher Interessent zu welchem Hund passen könnte. »Viele bekommen auch Absagen, wenn wir beispielsweise erfahren, dass der Hund acht Stunden am Tag alleine bleiben muss«, sagt Unger. Wird jemand als geeignet eingestuft, wird ein Telefontermin vereinbart. Danach bekommt der Interessent Besuch von einem sogenannten Kontrolleur. Hinterlässt der Interessent einen guten Eindruck, steht einer Hunde-Adoption nichts mehr im Wege. »Anschließend wird ein Adoptionsvertrag unterschrieben. Es besteht eine Tierschutzvereinbarung. Dann wird der Hund reisefertig gemacht«, berichtet Unger.
Vermittlung von Hunden aller Altersklassen
Vermittle eine Tierschutzorganisation nur junge Hunde, sei das kein gutes Zeichen, so Unger. »Viele Menschen bevorzugen Welpen. Sie denken, die sind süß, klein und kuschelig und machen sich keine Gedanken darüber, wie es ist, einen erwachsenen Hund zu halten.« Die Expertin ergänzt: »Wenn jemand einen Hund adoptiert, muss er sich vorher darüber im Klaren sein, dass es sich nicht um ein Paar Schuhe handelt, die er später umtauschen kann, sondern um eine Lebensaufgabe.«
Ausführliche Beratung
Da Hunde vermittelt werden, in denen mehrere Rassen stecken, »teilen wir den Bewerbern mit, dass sich im Nachhinein verschiedene Triebe, wie zum Beispiel der Jagdtrieb, zeigen können«. Unger warnt daher: »Man soll mit Rückschlägen umgehen können und sich darauf einstellen, dass nicht gleich alles wunderbar klappt. Geduld, Zeit und Verständnis spielen eine große Rolle. Denn man weiß ja nicht, was der Hund alles erlebt hat.«
Unterstützung
»Sowohl vor als auch nach der Adoption haben wir einen sehr regen Kontakt zu den Adoptanten«, berichtet Unger. »Sie können uns auch nach der Adoption jederzeit anrufen, wenn sie Probleme haben. Wir suchen dann gemeinsam nach einer Lösung.« Sollte der neue Besitzer mit dem Tier gar nicht zurechtkommen, wird er nicht alleine gelassen. »Wir nehmen den Hund unverzüglich auf unsere Homepage und suchen ein neues Zuhause für ihn.« (GEA)