REUTLINGEN. Sie wollen gehört werden. Wie wollen eine Stimme haben. Sie wollen einen echten Dialog. »Listen to us« lautete das Motto der Kundegebung vor der Stadthalle Reutlingen am Samstagnachmittag, initiiert von der Gruppe »Black Lives Matter Worldwide – Reutlingen«. Die Bühne gehörte schwarzen Menschen, ihren Erfahrungen, Gedanken, Geschichten und Forderungen. Es geht ihnen alle um dieses eine Thema: Black Lives Matter. »Das ist kein Trend, das ist ein Grund gehört zu werden«, bekräftigte Moderatorin und Mitorganisatorin Aster Yeman. »Wir wollen ein Zeichen gegen Rassismus setzen, wir sind für Solidarität, Frieden, Empowerment und Achtsamkeit«, sagte Yeman. »Wir haben mehr Potential als unsere Hautfarbe.«
Seit dem Tod von George Floyd durch weiße Polizeigewalt demonstrierten zunächst in den USA inzwischen weltweit vor allem schwarze Menschen gegen Rassismus. Dieser ist nicht nur in den USA gegenwärtig. Nicht nur dort ist er strukturell. Auch in Deutschland findet er statt, auch in Reutlingen, wie diejenigen wissen, die ihn selbst erleben. »Auch Deutschland hat eine Geschichte mit Afrika«, betonte Njeri Kinyanjui, Mitglied der Grünen und Unabhängigen Liste in Reutlingen, Mitorganisatorin und die einzige schwarze Stadträtin in Baden-Württemberg, wie Yeman sie ankündigte. Kolonialisierung und der Völkermord an den Herero sollten Teil des Unterrichts sein und »Schule ohne Rassismus« nicht nur auf Plakaten stehen.
Ausgrenzung, Sprachlosigkeit, Machtlosigkeit sind Teil des Lebens von Amilawrence Borrusch, die unter Tränen ihre und die Geschichte ihrer Familie erzählt. Viele teilen diese Erfahrung, damit erzählt sie auch deren Geschichte. Geschichten, die auch mit dem Tod endeten. So gedachten die Menschen mit erhobener Faust, dem Zeichen für Solidarität, denjenigen die wegen Rassismus und Vorurteilen ihr Leben verloren haben, auch in Deutschland wie N`Deye Mareame Sarr, Ahmaud Arbery, Oury Jalloh, Kiomars Javadi. (GEA)