REUTLINGEN-BETZINGEN. Der Himmel blau, die Straßen schwarz vor Menschen: Die beiden ersten Narrenumzüge der Betzinger Krautskräga und Mühla-Katza waren ein Riesenerfolg. Prognosen zum Wetter wagen die Veranstalter fürs dritte Spektakel nicht, zu den Zuschauern schon eher: Sie sind sich sicher, dass auch am Sonntag, 5. Februar, ab 13.31 Uhr wieder die Massen zu ihrem Narrenumzug strömen. Der läuft nach bewährtem Muster ab – allerdings mit weniger Gruppen. »Sonst dauert es viel zu lange«, sagt Krautskräga-Pressesprecher Marco Steimle. Bei der Premiere 2017 tobten 82 Gruppen durch die Straßen, 2020 waren es sogar 91. Der Betzinger Karnevalsverein feierte damals sein 40-jähriges Bestehen und wollte deshalb noch eins draufsetzen. Jetzt gibt es zwar auch Grund zum Feiern, denn die Narrengruppe Mühla-Katza wird 25 Jahre alt. Weniger ist mehr, entschied aber diesmal das Orga-Team und legte die Obergrenze bei 65 Gruppen fest.
Kein Durchkommen
»Es war einfach zu viel«, nennt Marco Steimle den Grund. Die beiden letzten Umzüge dauerten über drei Stunden, was auch die standfestesten Zuschauer ziemlich ermattet zurückließ – falls sie überhaupt bis zum Ende durchhielten. Dazu kam, dass im Narrendorf schier kein Durchkommen mehr war. Kein Wunder, schließlich waren bei der Premiere außer den Besuchern noch 2 500 Akteure dabei, 2020 noch mal tausend mehr.
Kurze Strecke, schöne Kulisse, fröhlicher Ausklang im Narrendorf – der Betzinger Umzug steht hoch im Kurs bei den Fasnetsvereinen, auch diesmal gab es sehr viele Anfragen und entsprechend viele Absagen, verrät Marco Steimle. Auch die Besucherzahlen – etwa 10 000 waren es 2020, 2017 um die 8 000 – sprechen für die Beliebtheit des Betzinger Umzugs.
Besonderes Flair
Marco Steimle geht davon aus, dass es auch am 5. Februar wieder proppenvoll wird in Betzingen »wenn das Wetter einigermaßen mitspielt«. Dass es nach Sickenhausen, Degerschlacht und Reutlingen der vierte Umzug in der Stadt ist, macht ihm keine großen Sorgen. »Nach zwei Jahren Corona-Pause wollen die Leute bei der Fasnet vieles nachholen – wir glauben, dass der Teich groß genug ist.« Zumal Betzingen ein ganz eigenes Flair habe – ein bisschen städtisch, ein bisschen dörflich und deshalb besonders.
Viele verschiedene Hästräger werden am kommenden Sonntag närrischen Alarm machen, sogar aus Freiburg reist eine Gruppe an. Dazu Garden, Elferräte, Lumpenkapellen, Guggenmusik – laut und bunt wird es werden. Das alles zu organisieren, sagt Pressesprecher und Zunftmeister Steimle, ist ein Kraftakt. Anfang 2021 haben die Krautskräga mit den Vorbereitungen begonnen, obwohl damals nicht klar war, ob wegen der Pandemie ein Umzug überhaupt möglich ist. Wegen des Jubiläums der Mühla-Katza wollte es der Verein dennoch wagen. »Es war ein Schuss ins Blaue«, sagt Marco Steimle, »aber anders funktioniert’s nicht, man muss schließlich rechtzeitig einladen.« Doch nicht nur die Vorbereitung ist eine Herausforderung: Am großen Tag sind 150 Helfer im Einsatz, mit dabei eine eigens angeforderte Abordnung aus Kusterdingen.
Bis auf die reduzierte Anzahl der Gruppen bleibt am 5. Februar alles wie gehabt. Los geht’s um 13.31 Uhr in der Jettenburger Straße beim Abzweig zur Wildermuthsiedlung, weiter über die Straße »Im Dorf« und an der Mauritiuskirche vorbei über die Steinachstraße zum Kemmlerplatz. Dort warten die Betzinger Vereine im großen Narrendorf auf Besucher und Aktive mit vielfältigem kulinarischem Angebot und Getränken.
An der Umzugsstrecke gibt es Eintrittsbändel für drei Euro, Kinder dürfen gratis gucken. Die Ortsdurchfahrt ist von 10 bis 18 Uhr gesperrt. Den Besuchern, die von auswärts kommen, rät Marco Steimle, den ÖPNV zu nutzen, denn Parkplätze sind rar in der Betzinger Ortsmitte. (keg)