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Anti-Reutlingen-Kampagne zieht bundesweit Kreise

Die selbstironische Kampagne von Verwaltung und Stadtmarketing sorgt weit über Reutlingen hinaus für Gesprächsstoff. Ein Marketing-Experte sagt: Jetzt müssen die Initiatoren liefern.

Der Werbespruch: »Leben, wo keiner Urlaub macht.« hängt am Bahnhof in Reutlingen. Die Kampagne sorgt für Aufmerksamkeit, der Sin
Der Werbespruch: »Leben, wo keiner Urlaub macht.« hängt am Bahnhof in Reutlingen. Die Kampagne sorgt für Aufmerksamkeit, der Sinn soll in den kommenden Tagen erläutert werden. Foto: dpa
Der Werbespruch: »Leben, wo keiner Urlaub macht.« hängt am Bahnhof in Reutlingen. Die Kampagne sorgt für Aufmerksamkeit, der Sinn soll in den kommenden Tagen erläutert werden.
Foto: dpa

REUTLINGEN. Reutlingen bundesweit in den Schlagzeilen, das gibt es nicht jeden Tag. Zuletzt im vergangenen Jahr, als ein Unwetter über die Innenstadt hinwegfegte und diese stellenweise in eine Winterlandschaft verwandelte - mitten im August. Die Bilder von Schneepflügen und Eishaufen fluteten das Internet, schafften es sogar in die Tagesschau. Genau dort ist die Achalmstadt jetzt wieder Thema, daneben auch im SWR, den Stuttgarter Blättern und der »Bild«. Nicht etwa wegen des Wetters, sondern weil sich die Stadt ganz unverblümt über sich und ihr Image-Problem lustig macht.

Umfrage (beendet)

Wie finden Sie die Kampagne mit Anti-Reutlingen Plakaten?

Plakate, auf denen Reutlingen aufs Korn genommen wird, sorgen für Gesprächsstoff.

49%
37%
14%

»Was hat die Schwäbische Alb eigentlich verbrochen, dass man ihr Reutlingen vor die Tür gesetzt hat?«, »Nichts ist so langweilig wie ein aufregender Tag in Reutlingen« oder »Leben, wo keiner Urlaub macht.« Diese und viele weitere Sprüche sind seit Dienstag an Bushaltestellen, an Bahnhöfen und auf großen Plakatwänden zu lesen. Fotos davon gehen seither viral, die städtische Pressestelle wird mit Medienanfragen aus ganz Deutschland überhäuft. »Da scheint ein Nerv getroffen worden zu sein«, schreibt die Verwaltung. Sie hat die Aktion gemeinsam mit dem Stadtmarketing (StaRT) initiiert.

Zu welchem Zweck ist noch geheim. Die Auflösung und was auf die Plakate folgt, soll erst am kommenden Montag bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden. Bis dahin wird über die Intention des Vorhabens genauso spekuliert wie darüber, ob die Aktion mehr als nur ein teurer Werbe-Gag sein wird. Ein Marketing-Experte zur »Bild«: »Die Plakate sind stark polarisierend. Man gewinnt mit einer solchen Kampagne kurzfristig Aufmerksamkeit, setzt sich aber auch unter Zugzwang. Bisher versteht niemand, was die Stadtverwaltung bezweckt. Bei dem Termin am Montag muss sie liefern.«

Tübinger OB Palmer reagiert

Unabhängig von der Nachhaltigkeit: Für Gesprächsstoff haben die Anti-Reutlingen-Slogans auf jeden Fall gesorgt. Die Facebook- und Instagram-Beiträge des GEA zu diesem Thema wurden hundertfach kommentiert. Die Meinungen dazu gehen auseinander. Manche sind voll des Lobes, andere kritisieren, die Plakate seien eine gigantische Steuerverschwendung. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer fasst es so zusammen: »Ich bin noch etwas ratlos. Man muss den Reutlingern aber zugestehen, dass Aufmerksamkeit erregt wird.« (GEA)