REUTLINGEN. Angebliche »Querdenker« sind am Montagabend mit Kerzen in der Hand durch die Innenstadt gelaufen. Gestört wurde der Spaziergang durch schwarz gekleidete Jugendliche, die Kerzenträger beschimpften. Die Polizei sorgte mit einem deutlich sichtbaren Aufgebot für Frieden.
Das lockere Treffen, offenkundig bemüht eben nicht als politische Versammlung oder Demonstration erkennbar zu werden, nimmt seinen Beginn auf dem Marktplatz.
Ohne Transparente, Sprechchöre oder das Verteilen von Flugblättern geht es anschließend die Wilhelmstraße runter, die Metzgerstraße hoch, und dann wieder zurück zum Ausgangspunkt. Begleitet wird der Spaziergang von mehreren Polizisten, die ordentlich damit beschäftigt sind, einige Jugendliche zur Ordnung zu rufen. Während die Kerzenträger größtenteils schweigend gehen, in keinem Falle aber irgendwas fordern, beschimpfen einzelne junge Leute sie als »komplette Vollidioten«.
Für die Stadt Reutlingen beobachtet Ordnungsamtsleiter Albert Keppler das Schauspiel mit kritischem Blick. Er hat »etwas über 40 Kerzenträger« gezählt, sowie »10 bis 15 Gegendemonstranten«. Ob es sich um »Querdenker« handelt, kann nur vermutet werden. Eine Frau will einem der Jugendlichen eine Visitenkarte mit Verweis auf Telegram-Kanäle wie »Querdenken711« überreichen. Die lauten Begleiter des Spaziergangs haben kleine Blätter ohne Urheberangabe mit dem Titel »Was ist Querdenken« dabei. Somit bleibt es jedem Beobachter selbst überlassen, was er bei sich und darüber denkt. (GEA)