REUTLINGEN. Es sind noch zwei Tage bis zur Bundestagswahl, jedoch für den Planeten fünf vor Zwölf. Davon sind die Aktivisten von Fridays for Future sowie Wissenschaftler rund um den Globus überzeugt. Deswegen sind am Freitag nach Angaben der Veranstalter auch in Reutlingen über 1000 Menschen auf die Straße gegangen. Es ist ein Teil des globalen Klimastreiks. Der Protestzug startet am Hauptbahnhof, geht dann durch die Wilhelmstraße, biegt schließlich parallel zur Lederstraße ein, und landet zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz.
Die Demonstrantinnen und Protestler sind überwiegend unsere Zukunft, sprich Jugendliche, die noch nicht wählen dürfen. Die Politik und Ignoranz der Erwachsenen macht ihnen sichtbar und hörbar Angst. »Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut«, tönt es immer wieder aus dem langen Demonstrationszug. Auf handgemalten Schildern und Transparenten stehen eindeutige Parolen: »There is no Planet B« oder »Safe the Ocean« oder »Klimaschutz sollte alle interessieren«. Für die Bewegung Fridays for Future ist dieser Freitag ein besonderer Tag, weil endlich mal wieder halbwegs normal in größerer Zahl protestiert werden kann. Was bewegt die Leute, die mitmachen?
»Eine Mischung aus totaler Wut und totaler Freude. Darüber, dass so viele Menschen und die Organisatoren über die Coronakrise hinweg am Ball geblieben sind«, saht die 14-jährige Schulerin des Isolde-Kurz-Gymnasiums Eva Jünger. »Zorn darüber, dass wir schon so lange demonstrieren, wir wissenschaftlich belegte Fakten haben - und trotzdem kriegen wir kein einziges Wahlprogramm, das klimakonform ist«.
Johanna Oehrle ist »total aufgeregt. Ich hoffe, wir kriegen endlich mal wieder eine große Demo. Weil es einfach nicht reicht nur zu reden. Man muss die Leute wach rütteln«, meint die 15 Jahre junge Schülerin der Eduard-Spranger-Schule. Ihr Wunsch nach einer richtig großen Demo geht dann zweifellos in Erfüllung, aufrüttelnde Ansprachen liefern mehrere Aktivisten auf dem Marktplatz ab. (GEA)