REUTLINGEN-DEGERSCHLACHT. Wie viel Glück sie mit dem Wetter gehabt hatten, merkten die Degerschlachter Wildsaua erst, als ihr Umzug schon vorbei war. Gegen 16.30 Uhr wurde es auf einen Schlag richtig ungemütlich, es begann zu stürmen und zu regnen. Bis dahin aber war es nahezu regenfrei geblieben. 2.500 Hästrägern aus 62 Zünften und tausende Zuschauern genossen einen abwechslungsreichen und bunten Umzug durch die Reutlinger Bezirksgemeinde.
Eingeladen hatte der Narrenverein Degerschlachter Wildsaua, die mit dem Umzug ihr mittlerweile »20-jähriges plus 1«-Bestehen feierten. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten sie den für 2022 geplanten Umzug damals knapp einen Monat vorher abgesagt.
Nun stand dem Spaß aber nicht mehr im Weg - nachdem erst ein Wochenende vorher in der Nachbargemeinde Sickenhausen ebenfalls eine große Fasnetsparty stattgefunden hatte. Gönningen und Riederich, Eningen, Tübingen, St. Johann und Poltringen: Aus allen Himmelsrichtungen waren befreundete Narrenzünfte angereist. Die Zuschauer bekamen Hexen, Dämonen, klassische Weißnarren, Gardemädchen, Wölfe und Guggenmusiken zu sehen und zu hören. Vor allem den jungen Zuschauerinnen spielten die Narren teilweise ziemlich mit: Die wurden herumgeschleudert und angemalt, weggetragen und in Tannenbaumnetze gewickelt. Die allermeisten nahmen's aber mit Humor - so ist die Fasnet in der Gegend eben.
Rund zweieinhalb Stunden dauerte der Umzug. Dann drängte es die meisten Narren und Zuschauer - sicher auch wegen des schlechten Wetters - in Richtung Turnhalle. Dort gab's noch ein Bühnenprogramm, im Zelt nebenan dann eine große Party an der 40 Meter langen Bar. Auch viele Vereine und Privatpersonen hatten in ganz Degerschlacht Versorgungsstände aufgebaut. Eine durchaus gelungene Premiere für die Wildsaua also, die sich vorgenommen hatten, eine Fasnetsparty zu veranstalten, die »wie ein großes Dorffest« wird.
»Wir wurden überrannt und sind vollkommen zufrieden«, sagt Wildsaua- Gründungsmitglieder Jens Bintakies dem GEA am Tag nach dem großen Fest. »Unsere Mitglieder waren stark gefordert«, so Bintakies weiter. »Manche hatten Schichten von 11 oder 12 Stunden.« Am Ende seien die Veranstalter so erschöpft gewesen, dass die Party eine Stunde früher als geplant beendet wurde. »Aber das war dann auch gut so.« (GEA)