REUTLINGEN-BETZINGEN.. »Das sollte man machen«, habe es schon vor geraumer Zeit zum Thema öffentlicher Bücherschrank im Betzinger Ortschaftsrat geheißen, erinnert sich Dagmar Krause, seit vielen Jahren Bezirksgemeinderätin und stellvertretende Ortsvorsteherin. Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es eine Weile, doch jetzt hat auch Betzingen seine Fundgrube für Lesefans: Ausrangierte Bücher dürfen reingestellt werden, jeder kann sich bedienen. Mitten in der Einkaufsstraße steht das gute Stück, Aufmerksamkeit ist ihm also sicher.
»Wir haben uns peu-à-peu an die Sache rangemacht«, sagt Dagmar Krause. Mit Michel Ehinger, Neu-Mitglied im Ortschaftsrat und Geschäftsmann in der Steinachstraße, wurde sie aktiv. Klar war, dass es nicht nur einen Schrank braucht, sondern auch Ehrenamtliche, die ihn betreuen. Bei Margot Stoll und Christine Mollenhauer fand sie schnell Unterstützung. »Wir sind das Pflegeteam«, sagt Dagmar Krause augenzwinkernd.
Gut erreichbar und geschützt
In seinem vorherigen Leben war der Bücherschrank ein Kleiderschrank, den eine Betzingerin für den guten Zweck spendete. Um ihn aufzuhübschen für seine neue Bestimmung, bekamen seine Türen eine von der Reutlinger Firma Schöpfer professionell gestaltete Folie im Bücherrücken-Design. Nicht ganz einfach war die Suche nach dem Standort. Gut erreichbar sollte er sein, geschützt vor Wind und Wetter. Der überdachte Platz vor dem evangelischen Gemeindehaus schien ideal - und zur Freude des Initiatoren-Teams machte der Kirchenvorstand mit.
Hinweis aufs Kolpinghaus
Die Bücherschrank-Patinnen wechseln sich in der Betreuung wöchentlich ab. »Wir gucken, dass nichts falsch rum reingelegt wird, die untere Etage für Kinderbücher frei bleibt und alles in Ordnung ist«, erzählt Margot Stoll. Ist es leider nicht immer. Denn trotz »Gebrauchsanleitung« an der Innentüre und dem Hinweis, dass die Bücher sauber und in gutem Zustand sein sollten, wird gelegentlich Lektüre entsorgt, die ersichtlich bessere Zeiten erlebt hat. Sogar Aktenordner mit privaten Unterlagen fanden sich schon in den Regalen.
Der Bücherschrank steht noch nicht lange, aber eines zeichnet sich bereits ab: Es wandert mehr rein als raus. »Wir werden der Menge nicht Herr«, sagt Margot Stoll. Eine Frau, die eine ganze Tasche voller Bücher anschleppte, wurde wieder weggeschickt - mit dem Hinweis aufs Kolpinghaus, wo Bücher auch in größeren Mengen gespendet werden können. (GEA)