TÜBINGEN. Am Brunnen auf dem Tübinger Holzmarkt lehnen Kerzen und Bilder: Vergangenen Samstag wurde dort Alexej Nawalny gedacht. Frische Blumen werden nach wie vor für den russischen Oppositionspolitiker abgelegt und Grabkerzen entzündet.
Am Mittwochabend kamen weitere Bilder am Brunnen dazu: »Wer sich für Nawalny einsetzt, kann nicht zu Julian Assange schweigen«, rief Heike Hänsel (Linke). Rund 50 Menschen versammelten sich auf dem Holzmarkt, um für die Freilassung des Wikileak-Gründers und Journalisten einzutreten. Hänsel hat ihn persönlich in der Londoner Botschaft besucht. Schon 2018 sei der Australier aufgrund seiner Lebensbedingungen gesundheitlich schwer angeschlagen gewesen. Sieben Jahre hatte er da schon in einem elf Quadratmeter großen Zimmers gelebt.
Am Dienstag und Mittwoch, 20. und 21. Februar, wurde sein Fall vor dem Londoner High Court verhandelt. Es seien, so Hänsel, »Schicksalstage für Julian Assange«. Das Gericht entscheidet darüber, ob Assange in Großbritannien weitere Rechtsmittel gegen eine Auslieferung an die USA einlegen kann. Gestern Abend endete die Anhörung ohne Entscheidung des Gerichts.
Für die Tübinger Demonstranten ist der Fall klar: Assange müsste eigentlich eine Auszeichnung für seine journalistische Arbeit bekommen, sagte Hänsel. Sollte er ausgeliefert werden, wäre das ein Schlag für den weltweiten investigativen Journalismus, betonte die ehemalige Linken-Bundestagsabgeordnete. (iwa)