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Aktuell Literatur

Lesung in Metzingen: »Mama, sag du es«

Eine Mutter schreibt sich im Sinne ihres Sohnes nach dessen Freitod den Kummer von der Seele, um auf die Situation aufmerksam zu machen

Ghenet Yebio mit ihrem Sohn, kurz bevor er vor einem Jahr sein Leben beendete.  FOTO: PRIVAT
Ghenet Yebio mit ihrem Sohn, kurz bevor er vor einem Jahr sein Leben beendete. FOTO: PRIVAT
Ghenet Yebio mit ihrem Sohn, kurz bevor er vor einem Jahr sein Leben beendete. FOTO: PRIVAT

METZINGEN. Mit ihrem Buch »Mama, sag du es« will die gebürtige Eritreerin Ghenet Yebio im Sinne ihres Sohnes nach dessen Freitod bewusst machen, wie wichtig es ist, Jugendliche mit Problemen intensiv zu begleiten und ihnen neue Chancen zu bieten.

Darüber wird sie bei einer Lesung in Metzingen am Freitag, 12. Juli um 18 Uhr im Saal unter der Bonifatiuskirche sprechen. Das macht sie sowohl über ihren eigenen Lebenslauf als auch über die Geschehnisse im Leben ihres Sohnes, der vor einem Jahr mit nur 15 Jahren von dieser Welt ging und der Mutter damit sozusagen den Auftrag hinterließ, der Außenwelt bewusst zu machen, dass Jugendliche an Problemen verzweifeln können.

Die Mutter spricht sowohl über Missbrauch in unterschiedlicher Ausprägung, also auch in emotionaler und verbaler Form, über ihre eigene Flucht vor körperlichem Missbrauch als Kind, und über ihre Gefühlswelt als Erwachsene in einer für sie toxischen Beziehung und ihre Mutterrolle dabei.

Sie beschreibt, wie sie selbst emotional »Stück für Stück in eine Abhängigkeit geriet« bis hin zur Hörigkeit, über ein Leben »mit Zuckerbrot und Peitsche«.

Mit fast nichts ausgezogen

In dieser schwierigen Welt wuchs ihr Sohn auf. Sie beschreibt ein familiäres Spannungsfeld ebenso wie ihre Flucht aus der Ehe und die Erkenntnis nach einem Verdacht auf Herzinfarkt, dass sich etwas ändern muss in ihrem Leben. »Mit fast nichts bis auf wenige Habseligkeiten bin ich mit den Kindern ausgezogen und habe neu angefangen, mir war alles egal, Hauptsache raus.« Sie machte eine Ausbildung in einem Beruf, der es zeitlich ermöglichte, für die Kinder da zu sein. Allerdings geriet schon in der Zeit der Sohn auf sogenannte Abwege, wurde bereits kriminell, bevor er mit 14 Jahren strafmündig war und die Handschellen klickten für eine mehrwöchige Untersuchungshaft in Stammheim. Die lag ausgerechnet auch noch in der Corona-Lockdown-Zeit, sodass kein Kontakt möglich und der Jugendliche isoliert war. Ob Gefängnisstrafe oder Therapieplatz in einer geschlossenen Einrichtung war später nur ein Mosaikstein neben anderen Problemen in der Gefühlswelt des 15-Jährigen, der in einer Situation aus dem Leben schied, als er gefestigt und optimistisch für einen Neuanfang wirkte. (GEA)

 

LESUNG AM FREITAG

Lesung »Mama, sag du es« am Freitag, 12. Juli, um 18 Uhr im Gemeindesaal unter der Bonifatiuskirche, Daimlerstraße 7, Eintritt frei. (GEA)