PLIEZHAUSEN. US-Finanzinvestor KKR will beim börsennotierten Informationstechnologie (IT)-Dienstleister Datagroup mit Sitz in Pliezhausen-Gniebel einsteigen. Wie aus einer Datagroup-Mitteilung weiter hervorgeht, sollen über ein öffentliches Erwerbsangebot alle ausstehenden Aktien von Datagroup gekauft werden, und zwar zu einem Preis von 54 Euro pro Aktie. Datagroup-Gründer und -Aufsichtsrat Hans-Hermann Schaber, 69, bringt demnach seine Mehrheitsbeteiligung an Datagroup von 54,4 Prozent über seine HHS Beteiligungsgesellschaft auf Grundlage separater Vereinbarungen und Bedingungen ein. Dies solle zu einer langfristigen gemeinsamen Kontrolle von Datagroup durch KKR und HHS als indirekte 50:50-Aktionäre führen. Die Transaktion werde voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres abgewickelt, heißt es weiter. Datagroup solle künftig nicht mehr an der Börse notiert sein.
Das öffentliche Erwerbsangebot an die Kleinaktionäre von Datagroup von 54 Euro pro Aktie entspricht etwa einem Drittel Aufschlag zum Schlusskurs vom Dienstag (40,75 Euro); am Mittwoch schloss die Aktie mit 53,70 Euro. Vorstand und Aufsichtsrat von Datagroup haben laut Mitteilung dem Abschluss der Investorenvereinbarung zugestimmt und unterstützen das Erwerbsangebot. Sie bewerten es demnach als fair und attraktiv und wollen es den Aktionären zur Annahme empfehlen. Die Mitglieder von Aufsichtsrat und Vorstand hätten zugesichert, die von ihnen persönlich gehaltenen Datagroup-Aktien im Rahmen des Angebots anzudienen. »KKR finanziert die Transaktion vollständig mit Eigenkapital«, ist zu lesen. Und: Das Erwerbsangebot werde keiner Mindestannahmeschwelle unterliegen, ein gesondertes Delisting-Angebot sei nicht erforderlich.
1983 gegründet
Gründe für den geplanten Deal enthält die Mitteilung nicht. Für Nachfragen dieser Zeitung zu der Mitteilung stand bei Datagroup bis Redaktionsschluss niemand zur Verfügung. Auch Hans-Hermann Schaber war nicht zu erreichen.
Der Maschinenbauingenieur Schaber war 1983 in Filderstadt-Bonlanden einer der Mitgründer der Firma. 1995 hatte er das Unternehmen in den damals fertiggestellten markanten Rundbau zwischen Bundesstraße 27 und Gniebeler Sportplatz verlagert, der mehrheitlich ihm gehört. 2006 führte er Datagroup an die Börse. Der Ausgabepreis lag damals bei 3,20 Euro je Aktie. »Mister Datagroup« formte als langjähriger Vorstandsvorsitzender durch Wachstum aus eigener Kraft und durch Firmenzukäufe einen führenden deutschen IT-Dienstleister für Firmenkunden. 2022 wechselte er vom Vorstand in den Aufsichtsrat. Nach dem Ausscheiden des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Hilgert aus gesundheitlichen Gründen vor einigen Wochen ist Schaber nun Aufsichtsratsvorsitzender von Datagroup.
Optimistische Prognose
Im Geschäftsjahr 2023/2024 (30. September) hat Datagroup einen Umsatz von 527,6 Millionen Euro erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug 45,8 Millionen Euro, der Gewinn des Geschäftsjahres lag bei 26,1 Millionen Euro. Zum 30. September beschäftigte Datagroup an über 30 Standorten 3.848 Personen, davon 280 in Pliezhausen und 50 in Reutlingen.
Bei der Hauptversammlung am 18. März, also vor vier Wochen, war von einem Deal, wie er nun bekannt gegeben wurde, nicht die Rede. Andreas Baresel, Schaberts Nachfolger als Vorstandsvorsitzender, zeigte sich indes für das laufende Geschäftsjahr 2024/2025 optimistisch. Seinen Worten zufolge wird der Umsatz wegen eines starken Geschäfts mit Neukunden auf 545 Millionen bis 565 Millionen (Vorjahr: 527,6 Millionen) Euro steigen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte sich laut Prognose auf 82 Millionen bis 85 Millionen (Vorjahr: 80,4 Millionen) Euro erhöhen, das Ebit (Vorjahr: 45,8 Millionen Euro) auf 47 Millionen bis 50 Millionen Euro. (GEA)