WINNENDEN. Mit einer starken zweiten Jahreshälfte im Rücken hat der Reinigungs- und Gartengerätehersteller Kärcher den Rekordkurs der vergangenen Jahre auch in der Corona-Pandemie gehalten. Das Unternehmen aus Winnenden profitierte 2020 vom Verschönerungstrend in Haus und Garten, und auch die Geschäfte mit Dampfreinigern zur Corona-konformen Desinfektion liefen gut, wie Vorstandschef Hartmut Jenner der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dafür bröckelte der Umsatz bei der Profi-Ausrüstung etwa für die Industrie, aber vor allem auch für Hotels und die Gastronomie.
2,72 Milliarden Euro Umsatz sind trotzdem ein neuer Bestwert, und mit knapp sechs Prozent fällt das Wachstum sogar um einiges deutlicher aus als in den Vorjahren. Angaben zum Gewinn macht Kärcher nicht.
Jenner sprach von einem »absolut ungewöhnlichen« Jahr mit völlig gegenläufigen Entwicklungen. So habe es in Werken, in denen Ausrüstung für Profi-Anwender gebaut wird, teils Unterauslastung und Kurzarbeit gegeben. Bei der Produktion von Geräten für den Privatgebrauch habe man dagegen sogar Sonderschichten gefahren.
Im April, eigentlich ein starker Monat bei Kärcher, war der Umsatz vergangenes Jahr um 25 Prozent eingebrochen. Im Juni lag er dann um 27 Prozent über dem Vorjahresniveau. Danach sei man dann wieder kontinuierlich gewachsen, sagte Jenner. »Es ist ein hartes Jahr gewesen, keine Frage«, betonte er. Allerdings auch eines, in dem das Reinigen deutlich stärker in den Fokus gerückt sei.
Im Geschäft mit Unternehmenskunden blieb Kärcher trotz Aufholjagd am Ende unter dem Umsatzniveau des Vorjahres, im Privatkundenbereich hingegen lagen die Erlöse deutlich darüber. Den Gewinn nannte Jenner »zufriedenstellend«, ging aber wie gewohnt nicht ins Detail.
Den Betrieb durch die Pandemie hindurch aufrecht zu erhalten, koste aber viel Geld - etwa durch das Entzerren von Schichten und den dadurch entstehenden Leerlauf, aber auch durch steigende Kosten für die Logistik. »Die Frachtkosten sind praktisch explodiert«, sagte Jenner. Da dürfe auch niemand glauben, dass sich das mit wegfallenden Reisekosten und ähnlichen Einsparungen kompensieren lasse.
Um Corona jetzt abzuhaken und schonmal auf die Zeit danach zu schauen, sei es definitiv zu früh, warnte Jenner - und auch für Prognosen. »Das ist ganz, ganz schwer zu sagen«, betonte er. Es sei völlig unklar, wie sich die Pandemie weltweit entwickle und welche weiteren Maßnahmen es dagegen gebe. Dazu die Brexit-Unsicherheiten. »Das Beste ist, man fliegt auf Sicht.« (dpa)