NÜRNBERG. Reisewarnungen und die steigenden Corona-Infektionszahlen dämpfen nach Ansicht von Experten die Kauflaune der Verbraucher in Deutschland wieder etwas.
»Das hat viele Verbraucher verunsichert«, sagte Rolf Bürkl vom Konsumforschungsunternehmen GfK in Nürnberg bei der Vorstellung der Konsumklima-Studie für den Monat August.
In den vergangenen drei Monaten hatte sich das Konsumklima vom Schock der Corona-Krise erholt. Eine Trendumkehr sieht Bürkl derzeit aber nicht: »Der Erholungskurs legt eine kleine Pause ein.«
Im September liegt das Konsumklima nach den Prognosen der GfK-Forscher bei minus 1,8 Punkten - nach minus 0,2 Punkten im August. Im Frühjahr hatte dieses Barometer noch bei einem historischen Tiefpunkt von rund minus 23 Punkten gelegen. Wie sich das Konsumverhalten in der nächsten Zeit entwickele, hänge stark von den weiteren Infektionszahlen und den Maßnahmen der Politik ab, sagte Bürkl. Die Studie »GfK-Konsumklima MAXX« basiert auf monatlich rund 2 000 Verbraucherinterviews im Auftrag der EU-Kommission. Das Konsumklima bezieht sich auf die gesamten privaten Konsumausgaben.
Die Mehrwertsteuersenkung zum 1. Juli habe die Konsumfreude zwar stabilisieren können, sagte Bürkl. So stieg die Anschaffungsneigung im August trotz der größeren Verunsicherung leicht. Für diesen Stimmungsindikator fragen die Konsumforscher die Verbraucher, ob sie es zurzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Auf längere Sicht hält Bürkl den Effekt der geringeren Mehrwertsteuer aber für überschaubar. »Anschaffungen, die jetzt vorgezogen werden, fehlen uns im Jahr 2021.«
Besonders deutlich zeigt sich die Verunsicherung der Verbraucher nach Angaben der Konsumforscher in der Einkommenserwartung, die sich nach drei Anstiegen in Folge im August wieder spürbar eingetrübt hat. Gleichzeitig wollen wieder mehr Verbraucher Geld sparen. Die Aussichten für die Konjunktur schätzen die Bürger aber nach wie vor positiver ein als noch im Frühjahr.
Die Corona-Krise veränderte in den vergangenen Monaten nicht nur die Konsumfreude der Verbraucher hierzulande, sondern auch ihr Konsumverhalten. Der Online-Handel habe stark zugenommen, sagte Bürkl. Weil viele Menschen im Homeoffice arbeiteten, hätten sie mehr in Drucker und anderes IT-Zubehör investiert. Neue Anzüge und andere Businesskleidung seien dagegen nicht nötig gewesen.
Viele Verbraucher nutzten die Zeit auch zur Verschönerung der eigenen vier Wände, wodurch sie mehr für Heimtextilien, Wandfarbe oder Dekoration ausgaben. Wegen der geschlossenen Restaurants und Bars kauften die Menschen mehr Alkohol und Lebensmittel, um selbst zu kochen. (dpa)