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Wegen Corona: Auf der Alb wird in Kirchen im Winter weniger geheizt

Aus Infektionsschutzgründen wird es in den Gotteshäusern im kommenden Winter noch kühler als sonst sein. Münsingens Pfarrer kontern mit einer guten Idee

Rot wie der Mantel des Namenspatrons St. Martin, der seinen Legionärsmantel mit einem Bettler teilte: Die Pfarrer Salomo Strauß
Rot wie der Mantel des Namenspatrons St. Martin, der seinen Legionärsmantel mit einem Bettler teilte: Die Pfarrer Salomo Strauß und Maren Müller-Klingler mit einer Decke, wie sie künftig für Kirchenbesucher ausliegen soll. FOTO: SCHRADE
Rot wie der Mantel des Namenspatrons St. Martin, der seinen Legionärsmantel mit einem Bettler teilte: Die Pfarrer Salomo Strauß und Maren Müller-Klingler mit einer Decke, wie sie künftig für Kirchenbesucher ausliegen soll. FOTO: SCHRADE

MÜNSINGEN. So warm wie in der guten Stube daheim war’s in den Gotteshäusern der evangelischen Landeskirche auch vor Corona nicht. Geheizt wurden sie bisher auf maximal 16 Grad – aus Rücksicht auf den Energieaufwand, vor allem aber auch auf die Kunstgegenstände und die Orgeln: »Für die sind große Temperaturschwankungen nicht so gut«, erklärt Maren Müller-Klingler. Die möglichen Folgen: Schimmelbildung und entsprechende Schäden. Dass sich die Münsinger Pfarrerin und ihr Kollege Salomo Strauß derzeit verstärkt mit Baubiologie und Heizungstechnik befassen müssen, ist der Covid19-Pandemie und ihrer Eindämmung geschuldet: In Kirchen wird über den Winter weniger geheizt als bisher.

Gebläse werden ausgeschaltet

Mit einem strengen Hygienekonzept ist die Landeskirche gut durch den Sommer gekommen: Die Gottesdienste waren deutlich kürzer als sonst, als Richtwert wurden 35 Minuten genannt, die Abstände zwischen Besuchern waren mit zwei Metern in jede Richtung sehr groß, Ein- und Ausgänge waren klar geregelt und Fenster und Türen bei schönem Wetter geöffnet. Wo immer möglich, wurden Gottesdienste auch draußen gefeiert.

Mit dem Winter ändern sich die Vorzeichen. Die Heizungen werden zwar wieder auf-, aber auch schneller wieder zugedreht als früher: »Wir dürfen vor, aber nicht während des Gottesdienstes heizen«, erklärt Salomo Strauß. Denn das Gebläse verteilt eben nicht nur die Wärme, sondern auch Aerosole im Raum. Das soll, wo immer möglich, vermieden werden. Deshalb werden die Heizungen rechtzeitig vor Gottesdienstbeginn ausgeschaltet. Das betrifft die Martinskirche in Münsingen und die Andreaskirche in Trailfingen genauso wie für alle anderen Gotteshäuser der Landeskirche, die konventionell mit Gebläse oder Sitzbankheizung auf angenehme Temperaturen gebracht werden.

Für Kirchen mit Fußbodenheizung gelten andere Regeln, aber diesen Luxus haben die wenigsten. Für alle anderen gilt: Wenn die Heizung aus ist, wird die Raumtemperatur stetig fallen. Gottesdienstbesucher sollten deshalb an wärmere Kleidung denken. Sollte das nicht ausreichen, können sie sich künftig aber auch eine Decke mitbringen oder eine ausleihen. 120 Exemplare hat Maren Müller-Klingler bestellt. Ein nettes Detail: Alle sind so rot wie der Mantel des Namenspatrons der Münsinger Hauptkirche. Martin war ein römischer Soldat und trug eine Uniform. Dazu gehörte auch der berühmte Mantel, den er mit einem Bettler teilte. »Dass dieser rot war, gilt als historisch gesichert«, sagt Salomo Strauß. (ma)