ENGSTINGEN. 2024 war erneut ein Jahr mit vielen Superlativen und einigen Wetterrekorden. Die Temperaturen lagen deutlich höher als im langjährigen Mittel, am Ende des Jahres wurde mit der Mitteltemperatur von 9.2 Grad Celcius (+1.7 Grad) der Rekordwert des Vorjahres eingestellt. Das teilt die private Klimastation Engstingen mit. Den größten Temperaturüberschuss hatten der Februar, der März und der August. Kein einziger Monat hatte ein Temperaturdefizit.
Bereits der Januar glich eher einem Vorfrühlings- als einem Hochwintermonat. Zwar gab es vom 9. bis 20. Starkfrostnächte unter –10 Grad, tagsüber wurden dann in der letzten Dekade 10 bis 15 Grad gemessen. Die dünne Schneedecke war da längst wieder verschwunden. Eine weitere Wärmesteigerung gab es im Februar. Nahezu schneelos, war es frühlingshaft mild mit zwölf Tagen mit zweistelligen Plusgraden, 20 Nächte blieben frostfrei. Mit 5.1 Grad (normal –0.5 Grad) wurde es der wärmste Februar seit 100 Jahren auf der Mittleren Alb.
Da wollte der erste Frühlingsmonat März nicht zurückstehen. Weiterhin dominierten milde Luftmassen, sodass der Frühling schon in vollem Gang war. Viele Frühjahrsblumen und Blüten waren ihrer Zeit weit voraus. Im April gab es ein dreigeteiltes Wetter. In den ersten beiden Wochen herrschte richtiges Frühsommerwetter mit Temperaturen von 20 bis 26 Grad. Die Luft kam direkt aus Süden und hatte tagelang Staubpakete aus der Sahara dabei.
Polare Luft Mitte April
Zur Monatsmitte erfolgte dann eine grundlegende Umstellung der Großwetterlage. Nun strömten polare Luftmassen direkt aus Norden in unsere Region. Die Niederschläge fielen dabei als Schnee oder Graupel, es bildete sich einige Tage lang eine dünne Schneedecke. Auf den Schnee folgten kalte Frostnächte. Viele Blüten und Pflanzen erlitten zum Teil erhebliche Frostschäden. Gegen Monatsende hin war der Kältespuk wieder vorbei, am Monatsletzten wurden bereits wieder 24 Grad gemessen.
Bis zum April verliefen die Niederschläge in normalen Bahnen, doch dann wartete der Wonnemonat Mai mit einer Rekordnässe auf. Zwar war es zur Zeit der sogenannten Eisheiligen vom 11. bis 15. ziemlich sonnig und warm, nachmittags bildeten sich aber Quellwolken mit kräftigen Schauern und Gewittern. Auch in der letzten Maidekade war es wechselhaft. Neben länger anhaltenden Landregenfällen gab weitere Schauer. Den stärksten Tagesniederschlag des Jahres gab es am 31. Mai. Das Mittelmeertief »Radha« schüttete noch einmal 61 Millimeter auf die bereits nassen Böden. Mit 243 Millimetern (normal 108) war es der nasseste Mai seit mehr als 100 Jahren auf der Mittleren Alb, verbreitet sogar der nasseste aller Monate seit Beginn von Niederschlagsmessungen.
Der sich anschließende Frühsommer war subtropisch warm. Die sonnigen und warmen Sommertage wurden immer wieder von Schauern und Gewittern unterbrochen. Am letzten Tag des Monats Juni gab es mit 30.3 Grad den ersten Hitzetag des Jahres.
Viel Sonne im August
Auch im Hochsommer konnte sich kein stabiles Hoch etablieren, daher war es besonders in der zweiten Juli-Hälfte erneut subtropisch warm. Am 30. und 31. wurden Hitzetage registriert. Der Spätsommer brachte im August viel Sonne und Wärme bei wenigen Niederschlägen. Durch kleinere Hitzewellen wurde dieser Monat nicht nur der wärmste Jahresmonat, er war – nach dem Rekordmonat August 2003 – der zweitwärmste August seit über 100 Jahren auf der Mittleren Alb.
Die Sommerverlängerung, im Volksmund Altweibersommer genannt, hielt dann aber nur eine Woche lang mit Temperaturen bis zu 28 Grad und den letzten kräftigen Hitzegewittern des Jahres. Im weiteren Verlauf des Septembers wurde es deutlich kühler und wechselhafter. Der Frühherbst zog mit viel Wind und Regen ein. Am frühen Morgen des 29. trat der erste Herbstfrost auf. Im Oktober hüllte sich die Albhochfläche fast drei Wochen lang in Wolken und Nebel ein. Erst in der letzten Woche des Monats gab es noch einige goldige Herbsttage mit viel Sonnenschein.
Ähnlich wie im April gab es im November drei unterschiedliche Großwetterlagen. Zwei Wochen lang war es mild, mit häufigem nächtlichem Nebel, der sich zum Teil auch tagsüber nicht auflöste. Den ersten Frühwintereinbruch gab es am 20. Bis zum 24. war die Alblandschaft in eine 5 bis 10 Zentimeter hohe Schneedecke eingehüllt. Nur einen Tag später erreichte die Temperatur dann fast 16 Grad, das erste Schneeintermezzo war damit bereits wieder beendet.
Weiße Weihnachten
Im Dezember war es dann über drei Wochen hinweg wieder eher spätherbstlich. Tagsüber wurde es bis zu 11 Grad warm (am 19.), einige Nächte blieben frostfrei. Nachdem eine markante Kaltfront mit Gewittern und Sturmböen am 22. durchgezogen war, folgten Schneefälle. Sie waren nicht ergiebig, dennoch reichte es bei Schneehöhen von 3 bis 5 Zentimeter für weiße Weihnachten. Das war zuletzt vor vier Jahren und davor vor zehn Jahren der Fall. Nach den Feiertagen und bis zum Jahreswechsel war es nachts frostig kalt, tagsüber herrschten einige Plusgrade bei viel Sonnenschein.
Mit einer mittleren Jahrestemperatur von 9.2 Grad Celsius (+1.7 Grad) waren 2024 und 2023 die wärmsten Jahre seit Beginn von Temperaturmessungen. Es folgen 2022 mit 9.0 Grad, 2018 mit 8.9 Grad, 2020 mit 8.8 Grad und 2014 mit 8.7 Grad.
Im vergangenen Jahr gab es 40 Sommertage mit über 25 Grad (normal 28), acht Hitzetage mit über 30 Grad (normal vier), 84 Frosttage (normal 129), 21 Gewittertage (normal 30), 48 Nebeltage (normal 59), 44 Schneetage (normal 75). Die Sonne schien 1.737 Stunden lang (normal 1.737) und es fiel insgesamt 1.069 Millimeter (normal 992) Niederschlag. (GEA)
WETTERJAHR 2024
Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer
In den einzelnen Monaten mit Abweichung (in Klammern) vom Mittel der vergangenen 30 Jahre: Januar: -0.1 Grad (+0.9) 76 Millimeter (103 %) 102 Stunden (155 %) Februar: 5.1 Grad (+2.9) 59 Millimeter (92 %) 73 Stunden (81%) März: 6.0 Grad (+2.9) 82 Millimeter (113 %) 113 Stunden (84 %) April: 7.9 Grad (+0.8) 53 Millimeter (82 %) 153 Stunden (91%) Mai: 12.1 Grad (+0.4) 243 Millimeter (225 %) 185 Stunden (93 %) Juni: 15.9 Grad (+0.9) 99 Millimeter (105 %) 188 Stunden (86 %) Juli: 17.9 Grad (+1.3) 85 Millimeter (76 %) 261 Stunden (109 %) August: 19.0 Grad (+2.9) 46 Millimeter (49 %) 263 Stunden (119 %) September: 12.9C (+1.2), 126 Millimeter (183 %), 155 Stunden (94 %) Oktober: 10.0 Grad (+2.3) 65 Millimeter (85 %) 82 Stunden (72 %) November: 3.5 Grad (+0.5), 65 Millimeter (87 %), 84 Stunden (121 %). Dezember: 0.4 Grad (+0.5), 68 Millimeter (79 %), 80 Stunden (140 %). Jahr 2024 insgesamt: 9.2 Grad (+1.7), 1.069 Millimeter (108 %), 1.737 Stunden (100 %). (hu)