ALBSTADT. Der Schlusspfiff des Schiedsrichters im Albstädter Lichtenbolstadion ist ertönt. Trotz einer gewissen Vorgeschichte und angeheizter Stimmung hat der Unparteiische das C-Jugend-Bezirkspokalspiel zwischen dem FC 07 Albstadt und dem FC Steinhofen ohne größere Zwischenfälle beendet.
Doch als sich am Mittwochabend die Beteiligten zum Abschied die Hand geben, eskaliert die Lage dann doch noch. Laut Polizeiangaben kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Vereinsangehörigen beider Mannschaften, die in wechselseitige Körperverletzungen mündet.
Ersten Erkenntnissen zufolge wurden dabei drei Personen verletzt. Eine Person musste vom Rettungsdienst zur weiteren Untersuchung und Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Die übrigen Kontrahenten wurden vor Ort versorgt.
Handschlag verweigert?
Auslöser des Ganzen soll laut FC07-Jugendkoordinator Daniel Schneider, der am Mittwochabend selbst im Stadion vor Ort war, wohl ein verweigerter Handschlag zwischen den beiden Trainern gewesen sein. Daraufhin habe sich eine Menschentraube mit Handgemenge gebildet, darin unter anderem auch der Co-Trainer der Albstädter und dessen Sohn.
Wer der Auslöser und wer sonst noch beteiligt war, konnte Schneider von seinem Standpunkt am Spielfeldrand nicht erkennen. Das ist auch aktuell noch Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.
Deren Ergebnis ist für Schneider jedoch zweitrangig: »Egal, was war: So etwas ist nicht hinnehmbar. Das habe ich bei einem Jugendspiel noch nie erlebt.«
FC07 prüft personelle Konsequenzen
Schneider wolle sich die Beteiligten noch anhören, aber denke bereits über personelle Konsequenzen nach. Es könne nicht sein, dass Trainer und Betreuer den jugendlichen Spielern mit solch einem schlechten Beispiel vorangehen.
»Wir machen seit Jahren eine tolle Jugendarbeit – und durch zwei Minuten wird es kaputt gemacht«, sagt Schneider.
Jugendspieler waren laut ersten Erkenntnissen der Polizei an der Auseinandersetzung im Übrigen nicht beteiligt – ein Eindruck, den sowohl Daniel Schneider als auch sein Gegenüber Marco Gallinaro, Jugendkoordinator beim FC Steinhofen teilen. Die beteiligten FC07-Betreuer waren zudem laut Schneider alle volljährig.
Doch kein ruhiges Spiel?
Im Gegensatz zu Schneider, der die 90 Spielminuten zuvor als ruhig und ohne größere Vorkommnisse bezeichnete, berichtet FCS-Jugendkoordinator Marco Gallinaro von fortlaufenden Beleidigungen und Provokationen der Albstädter Spieler, Betreuer und Zuschauer während des Spiels. Diese hätten sich auch nach Schlusspfiff fortgesetzt – bis dann die Situation zwischen den beiden Trainern eskalierte.
Gewalt-Eskalation hat eine Vorgeschichte
Personelle Konsequenzen ziehen die Steinhofener derzeit nicht in Betracht: »Wir haben uns nur zur Wehr gesetzt. Die Aggression ging nicht von uns aus«, sagt Gallinaro, der selbst einer der drei Verletzten ist und wegen eines gebrochenen Fingers ins Krankenhaus kam.
Bereits in der Vorsaison in Steinhofen waren die beiden Mannschaften aneinander geraten. Daniel Schneider berichtet, dass die Albstädter Spieler – bei denen viele einen Migrationshintergrund hätten – von Steinhofener Zuschauern mit rechten Parolen beleidigt wurden.
Rassismus-Vorwurf gegen Zuschauer
»Ich habe das nach dem Spiel dem Schiedsrichter gemeldet – aber nie wieder etwas davon gehört.« Auch beim Gastspiel des FC 07 in Steinhofen am vergangenen Samstag – nur wenige Tage vor dem Vorfall im Lichtenbolstadion – hatte es wieder Probleme gegeben. Sowohl Schneider als auch Gallinaro berichten von wechselseitigen Beleidigungen der Zuschauer gegenüber den Spielern.
Gallinaro berichtet zudem von »Stress zwischen dem Albstädter Trainer und dem Publikum« und einer Tätlichkeit eines Albstädter Spielers.
»Die ganze Vorgeschichte kann aber keine Entschuldigung sein«, erklärt Schneider. Szenen wie solche am Mittwochabend gehörten einfach nicht auf den Fußballplatz.
Ergebnis und Spielwertung zweitrangig
Das Spiel haben die Albstädter C-Junioren im Übrigen mit 2:0 für sich entschieden. »Ich gehe davon aus, dass das Ergebnis Bestand hat, weil ja alles nach Schlusspfiff passiert ist«, erklärt Schneider.
Die Spielwertung sei für ihn dennoch nebensächlich: »Mir wäre lieber, wir hätten verloren und es hätte den ganzen Stress nicht gegeben.« (ZAK)