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Aktuell Geschichte

Türme als Zeichen der Herrschaft im Lautertal

Der Historiker Michael Kienzle berichtet über den Hohenhundersingen und andere Ruinen im Lautertal. Kurze Blütezeit, früher Niedergang

Ruine Hohenhundersingen. FOTO: BÖHM
Ruine Hohenhundersingen. FOTO: BÖHM
Ruine Hohenhundersingen. FOTO: BÖHM

MÜNSINGEN. Räumlich so nah beieinander und doch mit einer ganz eigenen Geschichte: Zum Denkmaltag berichtete Michael Kienzle, der zurzeit an der Universität Tübingen über die Burgen des Lautertals promoviert, über die Ruinen Hohenhundersingen und Hohengundelfingen. Die Führungen, angeboten vom Münsinger Geschichtsverein im Rahmen des Kultursommers, trafen auf großes Interesse.

»Das Lautertal ist mit rund 20 Anlagen eine der burgenreichsten Landschaften Deutschlands«, so Kienzle. Dies habe zur Sage geführt, dass hier im Mittelalter eine ganze Schar von Edelleuten gemeinsam angekommen und sich Wohnsitze erbaut haben soll. Um 1100 traten Hundersinger als Wohltäter der Klöster Zwiefalten, Blaubeuren und Hirsau auf, wobei unklar sei, ob Adlige aus dem Lautertal oder von der Donau gemeint waren. Doch 1192 sei ein Rudolf von Hundersingen mit Sicherheit dem Lautertal zuzuordnen. Bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist im Tal eine Ober- oder Hochburg nachgewiesen, die aber vermutlich der heutigen Ruine gegenüber auf der anderen Seite des Flüsschens lag und inzwischen mit Wohnhäusern überbaut ist. »Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts wurde dann die heute bekannte Burg als repräsentativer Wohnsitz errichtet.« Die Adelsfamilie baute sich eine kleine Herrschaft mit nur wenigen Dörfern wie Hundersingen oder Apfelstetten auf. Schon um 1300 folgte der wirtschaftliche Niedergang. Gleichzeitig bemühten sich die Grafen von Württemberg um Machtausbau im Lautertal. 1314 erzielten sie das sogenannte Öffnungsrecht, das ihnen jederzeit Zutritt zur Burg Hundersingen erlaubte, die dadurch zu einer Art württembergischem Vorposten wurde. Wenig später kaufte Württemberg die Herrschaft Hundersingen gänzlich auf. Im 15. Jahrhundert wurde die Burg aufgegeben, später bis auf wenige Reste abgebrochen.

Dennoch ist der Bergfried mit seinem hoch gelegenen, unerreichbaren Zugang und seinen typischen Buckelquadern der Stauferzeit respektabel anzusehen. Für den Experten erschließen sich im Gelände auch Gräben, Wälle und eine Vorburg. In der Aussichtsplattform vermutet Kienzle das Fundament einer Schildmauer des 14. Jahrhunderts. Der eigentliche Burgbereich mit Wirtschafts- und Wohnbauten habe unterhalb des Turms gelegen und sei stark überwuchert. (gb)