HOHENSTEIN. Gegrillte Würstchen, ein stattliches vereinigtes Orchester aus drei Musikkapellen und ein Menschen-Meer: Am Sonntagabend sah vorm Rathaus in Ödenwaldstetten alles nach Volksfest aus – und es sollte auch eins werden. Als der noch amtierende Bürgermeister Jochen Zeller ans Mikrofon trat und das Ergebnis der Bürgermeisterwahl verkündete, brach großer Applaus aus. Der 29-jährige Simon Baier fuhr mit 73,2 Prozent der Stimmen ein überragendes Ergebnis ein. Wie wichtig es den Hohensteinern war und ist, wer Bürgermeister ihrer Gemeinde wird, zeigte sich auch an der mit 73,7 Prozent überdurchschnittlich hohen Wahlbeteiligung. Den anderen beiden Bewerbern sprach Zeller, der sich nach 24 Jahren entschieden hatte, nicht erneut zu kandidieren, seine Anerkennung aus: »Es war ein überaus fairer und respektvoller Wahlkampf.«
Simon Baier, der mit seiner Ehefrau Vera an der Seite nicht enden wollende Glückwünsche vorm Rathaus entgegen nahm, konnte es selbst kaum fassen und strahlte übers ganze Gesicht: »Das ist ein großartiges Ergebnis, ich freue mich riesig, ich bin unfassbar froh.« Nach einer kleinen Sport-Einheit hatte er den Wahlsonntag im Kreis der Familie verbracht, auch den Abend wollte er in dieser Runde ausklingen lassen: »Nur mit etwas mehr Genuss und weniger Anspannung.«
Die drei Musikkapellen aus Bernloch, Oberstetten und Eglingen brachten dem neuen Bürgermeister ein besonderes Ständchen: Den Hohenstein-Marsch aus der Feder des Oberstetter Dirigenten Franz Geiselhart. Glückwünsche gab’s auch von den beiden unterlegenen Mitbewerbern. »Egal, wie es es ausgegangen ist: Wir haben für Hohenstein einen guten Bürgermeister gefunden und können uns auf die nächsten Jahre freuen«, zeigte sich Matthias Heinz als fairer und sympathischer Zweiter.
Die Wahlergebnisse sind über Ortsgrenzen hinweg eindeutig – Baier lag überall vorne –, die Einzelheiten dennoch einen Blick wert. Paul Preyer beispielsweise konnte in seinem Heimatdorf Ödenwaldstetten jeden fünften Wähler für sich gewinnen, mit 21,5 Prozent holte er dort sein bestes Ergebnis. Matthias Heinz, der seit acht Jahren mit seiner Familie in Bernloch lebt, hatte ebenfalls viel Rückhalt aus seinem Umfeld – noch mehr Fans hat er offenbar aber in Eglingen, wo ihn 34,8 Prozent der Wähler gerne zum Bürgermeister gehabt hätten. Simon Baier, der derzeit noch in Bondorf im Kreis Böblingen wohnt, als Bürgermeister aber in seine Heimatgemeinde Hohenstein zurückkehren will, holte in Oberstetten unfassbare 90,5 Prozent.
Und wie geht’s dem Noch-Bürgermeister? Jochen Zeller überlegte kurz und sagte: »Heute war ein merkwürdiger Tag, es ist eine Zäsur.« Morgens sei er mit einem mulmigen Gefühl aufgewacht, nun, nach der Wahl, sei er erleichtert: »Die Situation ist jetzt klar, Simon Baier wird das gut machen, ich traue ihm das zu.« Es habe sich derjenige Kandidat durchgesetzt, der Verwaltungserfahrung mitbringe und das den Wählern auch gut habe vermitteln können. Die Mitbewerber Heinz und Preyer waren beide als Nicht-Verwaltungsfachleute und ambitionierte Quereinsteiger mit eigenen Qualitäten ins Rennen gegangen.
Start mit viel Vertrauensvorschuss
Seinen jungen Nachfolger kennt Jochen Zeller schon von klein auf, als Nachbarsbub und Spielkamerad seiner eigenen Kinder ging Simon Baier bei Zellers aus und ein. Nun freute er sich für Baiers Wahlerfolg: »Ich finde es toll, dass er als Bürgermeister mit so viel Vertrauensvorschuss in die kommenden acht Jahre gehen darf.« Zellers letzter Arbeitstag wird am 28. April sein, der Termin für Baiers Amtseinsetzung ist noch offen.
Unter den vielen Gratulanten waren auch etliche Bürgermeister aus den Nachbargemeinden: Uwe Morgenstern (Sonnenbühl), Reinhold Teufel (Pfronstetten), Ulrike Holzbrecher (Hayingen) und Mario Storz (Engstingen). »Ich freue mich mit ihm über den tollen Wahl-Erfolg und auf eine gute Zusammenarbeit«, so Storz. Sowohl im Gemeindeverwaltungsverband Engstingen-Hohenstein als auch im interkommunalen Gewerbepark Haid haben die Nachbarkommunen etliche Schnittstellen und gemeinsame Projekte. »Simon Baier kann eine sehr gut aufgestellte Gemeinde auf einem hervorragenden Fundament übernehmen«, zollte Storz auch Baiers Vorgänger Jochen Zeller seinen Respekt.
Der Bundestagsabgeordnete Michael Donth (CDU) zeigte sich ebenfalls erfreut über »die hohe Wahlbeteiligung und ein eindeutiges Ergebnis« und betonte: »Ich glaube, damit ist die weiterhin gedeih-liche Gemeindeentwicklung in guten Händen.« (GEA)