MÜNSINGEN. Drei Tage Messerummel: Die Doppelveranstaltung schön & gut und Slow Schaf vom 1. bis 3. November verzeichnete gleich am Eröffnungstag mit 8 700 Menschen rekordverdächtige Besucherzahlen. Die Aussteller ziehen an Tag drei eine zufriedenstellende Bilanz, ebenso der Veranstalter Stephan Allgöwer von solutioncube. Einer 13. Neuauflage 2020 stehe nichts im Wege.
- Das Schlagwort
»Der Begriff Nachhaltigkeit ist zurzeit viel bemüht«, sagt Bäcker Jörg Schmid aus Gomaringen. Für ihn ist das aber kein Trend oder Modebegriff, der aufpoppt und nach einiger Zeit wieder verschwindet. Nachhaltigkeit ist für ihn »die Wiederentdeckung einer Bewegung, die es immer schon gab«, vor allem in einer Bäckerfamilie wie seiner, die seit vier Generationen der Nachhaltigkeit verpflichtet ist. An erster Stelle steht bei ihm die Qualität seiner Produkte und die der verarbeiteten Rohstoffe. Aber er sieht es auch als seine Aufgabe, die Menschen zu sensibilisieren, ein Bewusstsein eben für diese Qualität, handwerklich hergestelltes Brot, aus der Region für die Region zu schaffen. »Es ist jetzt auch unsere Aufgabe, zu erreichen, dass dieses Bewusstsein bestehen bleibt, auch wenn die Wirtschaftssituation nicht mehr so gut sein sollte wie im Moment.«
Denn Qualität hat ihren Preis. Schmid ist Mitglied der Food Rebellen, ein Zusammenschluss junger Unternehmer aus der Lebensmittel- und Genussbranche. Es sind »Die Geschmacksverstärker«. Die Mitglieder waren zum ersten Mal bei der schön & gut dabei. »Wir sind alle sehr zufrieden. Unser Konzept hier im Zelt kommt überraschend gut an«, sagt Schmid. Konkurrenz zu Simon Glocker aus Gomadingen, der direkt gegenüber seine Backwaren verkauft, gibt’s nicht: »Das Geschäft hier reicht für uns beide, wir tragen den Kampf fürs Brot nicht gegeneinander, sondern gegen die Industrie aus.«
- Der Alblust-Treff
»Wir sind förmlich überrannt worden«, sagt Iris Goldack. Nicht nur am Alblust-Stand, sondern auch die Talkrunden waren gut besucht. Ob Therapie mit Bauernhoftieren, Hintergrundinfos zum Merinoschaf oder Bier aus der Region: Die Messebesucher erhielten Informationen aus erster Hand – Geschichten über Menschen von der Alb, die für Tradition, neue Ideen, Nachhaltigkeit, eben ihre Region stehen, Geschichten, wie sie auch im Magazin Alblust zu lesen sind.
- Die Aussteller
Frank Bahnmüller aus Sonnenbühl war mit seinem Safran und weiteren Produkten zum zweiten Mal mit einem Stand bei der schön & gut. »Und wir kommen wieder«, sagt er. »Die Messe lohnt sich für uns.« Für ihn sei sie wichtig, um sein Produkt zu präsentieren. Die Besucher seien meist verblüfft, dass auf der Schwäbischen Alb Safran wächst. Die Messe ist die Plattform um aufzuklären. »Der Safran ist hier ein Nischenprodukt«, sagt Bahnmüller, einziger Safranproduzent in Baden-Württemberg. Wer bei der schön & gut/Slow Schaf auf die regionalen Produkte aufmerksam geworden ist, kommt später gezielt zu den Herstellern. »Das schafft eine ganz andere Beziehung zu den Kunden«, sagt Metzgermeisterin Desirée Grießhaber-Vetter. Die Versucherle, die es an vielen Ständen gibt, sind gute Türöffner. Daraus entsteht im besten Fall direkt auf der Messe ein Verkauf. Aber »das Folgegeschäft ist das, worum es geht«, sagt Michael Oettle, der seine Frau Susanne am Stand von Sannes Kräuter-Küche unterstützt. Michael Villgrattner (Beim Südtiroler), zum zwölften Mal dabei, lobt die gute Organisation der Messe. »Das ist eine tolle Sache für uns, hier kann man noch ganz andere Kontakte knüpfen als nur in unserem Laden.«
- Die Manufakturen
Nicht nur das Messegelände war Anziehungspunkt für Besucher. Auch die Manufakturen im Albgut hatten während der vergangenen Tage geöffnet. »Das ist eine gute Ergänzung für die schön-&gut-Besucher«, sagt Andreas Hoeschele in der Manufaktur, die hochwertige und exklusive Strickware aus Merinowolle anbietet. »Hier kann man entschleunigen, runterkommen« und abseits der Massen in Ruhe stöbern. Auf der Messe selbst hatte die Manufaktur im vergangenen Jahr noch einen Stand, dieses Mal hat sie sich ganz aufs Geschäft im BT 23 konzentriert. Stephan Pöhler (Ausemländle/Essigmanufaktur) fährt doppelgleisig: Messe und Manufaktur. »In der Manufaktur läuft es wesentlich besser als letztes Jahr.« Mit Kundenzuspruch und Umsatz ist er in diesem Jahr auch im BT 21 zufrieden.
- Der Verkehr
Einige Geduld mussten Autofahrer mitbringen, die direkt zum Messegelände gefahren sind. Zum Teil dauerte es über eine Stunde bis zur Ankunft. Im Alten Lager waren aber immer genügend Parkplätze vorhanden. Einige Autofahrer seien etwas ungehalten gewesen, wenn sie nicht hätten ganz oben in Nähe des Eingangs parken können, sagt Tanja Winkler, die für die Firma Albgut als Parkeinweiserin im Einsatz war. Auch über die Parkgebühren habe der eine oder andere sich unerfreut gezeigt. Die war aber mit drei Euro durchaus moderat. Zusätzlich waren Shuttlebusse von Bahnhof und Hallenbad im Einsatz, sodass Gäste ganz entspannt zur Messe gelangen konnten.
- Der Veranstalter
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Doppelmesse circa 25 000 Besucher an vier Messetagen. In diesem Jahr waren es laut Veranstalter Stephan Allgöwer 24 000 Gäste – und das bei nur drei Tagen; »sensationell«, sagt Allgöwer. Besucherstärkster Tag war der Eröffnungsfreitag mit 8 700 Gästen. Auch der Busshuttle von Bahnhof und Hallenbad sei gut angenommen worden. »Da müssen wir überlegen, ob wir den noch ausbauen.« Viele Aussteller würden nächstes Jahr wieder dabei sein wollen, sodass einer Neuauflage 2020 nichts im Wege steht: »Auf jeden Fall, ganz klar, wir machen weiter«, sagt Allgöwer. Das Konzept überzeugt. (GEA)