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Kreis Sigmaringen hat bundesweit zweithöchste Inzidenz - aber warum?

Der Landkreis Sigmaringen hat die höchste Inzidenz im Land und die zweithöchste deutschlandweit. Doch warum ist das so? Was Landratsamt und Sozialministerium dazu sagen und ob lokale Corona-Regeln drohen.

Unser Thema: das Coronavirus. ILLUSTRATION: ADOBE STOCK
Das Coronavirus. Foto: Adobe Stock
Das Coronavirus.
Foto: Adobe Stock

SIGMARINGEN. Baden-Württemberg erwägt das ganze Land im April zum »Hotspot« zu erklären. Ein Blick auf die Karte der Sieben-Tage-Inzidenzen in den einzelnen Landkreisen zeigt, warum. Überall rote, pinke und violette Flecken. Bei so viel Signalfarben auf einem Haufen, geht fast unter, dass es zwischen den einzelnen Gebieten riesige Unterschiede gibt. Mit einem Wert von 1.509,6 steht der Kreis Reutlingen vergleichsweise gut da. Trauriger Spitzenreiter im Land ist der Kreis Sigmaringen mit durchschnittlich 3.605,3 Neuinfektionen pro Woche, herunter gerechnet auf 100.000 Einwohner. Bundesweit bedeutet das sogar Rang zwei. Doch warum ist das so?

Im Landratsamt hört man diese Frage in den vergangenen Tagen öfter, sagt Pressesprecher Tobias Kolbeck dem GEA. Die Antwort ist immer wieder dieselbe: »Das kann man nicht genau sagen.« Ähnlich äußert sich das Sozialministerium: »Grundsätzlich ist es so, dass es keine einfachen Erklärungen für hohe Inzidenzen gibt.« Letztlich müsse man sagen, dass das Infektionsgeschehen derzeit in ganz Baden-Württemberg sehr hoch ist. Nicht umsonst setze sich das Land dafür ein, dass Dinge wie Maskenpflicht oder die G-Regeln fortgeführt werden.

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Schwierig, Muster zu erkennen

In Sigmaringen beobachtet man laut Kolbeck ein »reges Infektionsgeschehen« mit »täglichen Ausbrüchen in Pflege- und Altenheimen«. Auch in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und in Schulen infizieren sich immer wieder mehrere Personen gleichzeitig mit dem Coronavirus. Muster zu erkennen und Infektionsketten zu durchbrechen, sei jedoch schwierig, da die Gesundheitsämter Infizierte auch in Sigmaringen nicht mehr anrufen.

Im November vergangenen Jahres änderte das Sozialministerium das sogenannte Fall- und Kontaktpersonenmanagement, um Behörden vor Überlastung zu schützen. Positiv Getestete und enge Kontaktpersonen werden von den Ämtern seither nicht mehr routinemäßig benachrichtigt. Das heißt: In den meisten Fällen müssen Erkrankte das Informieren jetzt selbst und freiwillig übernehmen. Stattdessen kümmern sich Gesundheitsämter mehr um vulnerable Gruppen. Auch in Sigmaringen. Bei Ausbrüchen in entsprechenden Einrichtungen, stehen die Mitarbeiter beratend zur Seite, so Kolbeck.

Impfquote unter Bundesdurchschnitt

Von den 130.873 Einwohnern im Kreis Sigmaringen haben sich nach Angaben des Landratsamts seit Beginn der Pandemie 42.053 infiziert. 37.987 sind Stand gestern wieder genesen, 3.916 sind noch in Quarantäne. Die Intensivstation im örtlichen Krankenhaus ist laut Divi-Registerkomplett ausgelastet. Jedes der zwölf Betten ist belegt, jedoch nur drei davon mit Covid-19-Erkrankten. Einer davon muss beatmet werden. Die Impfquote liegt laut Landratsamt bei 67,8 Prozent, das sind 7,9 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt.

Keine Verschärfungen geplant

Obwohl der Kreis Sigmaringen nach Rostock bundesweit die zweithöchste Inzidenz hat, sind dort derzeit keine verschärften Corona-Regeln wie etwa Ausgangssperren geplant. Das Gesundheitsamt berate Einrichtungen bei größeren Ausbrüchen, lokale Einschränkungen gebe es aber nicht. »Das ist rechtlich nicht möglich«, sagt Kolbeck und verweist auf das Sozialministerium. Dort heißt es auf GEA-Anfrage: »Ein Sozialministerium kann nicht einfach mal so eingreifen. Hier ist Baden-Württemberg an das Infektionsschutzgesetz des Bundes gebunden und muss Bundesrecht umsetzen.« (GEA)