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Kreative Begegnungen bei der Mariaberger Sommerkunstwoche

15 Jahre Mariaberger Sommerkunstwoche: Workshops und Offenes Atelier für Menschen mit und ohne Handicap

Mit dem Heißluftfön zum Kunstwerk: Gernot Bizer demonstriert im Workshop »Experimentelle Malerei« kreative Techniken.  FOTO: VEI
Mit dem Heißluftfön zum Kunstwerk: Gernot Bizer demonstriert im Workshop »Experimentelle Malerei« kreative Techniken. FOTO: VEITH/MARIABERG
Mit dem Heißluftfön zum Kunstwerk: Gernot Bizer demonstriert im Workshop »Experimentelle Malerei« kreative Techniken. FOTO: VEITH/MARIABERG

GAMMERTINGEN-MARIABERG. Alles begann mit einer geschwungenen Linie: Daraus schnitzte Gundi Beuter bei der Sommerkunstwoche 2023 im Kurs Holz-bildhauerei eine sitzende Frauenfigur. Im Workshop »Freies Modellieren« von Antje Gerhardy fertigte sie jetzt die gleiche Form wieder, diesmal in Ton: »Ich hatte gar nicht festgelegt, sie nochmal zu machen. Das kam von selbst«, meint Gundi Beuter. Fast so, als wollte sich das Motiv kreativ Bahn brechen – die Mariaberger Sommerkunstwoche bietet den idealen Raum dafür.

Schon zum 15. Mal fand die bunte und inklusive Workshopwoche dieses Jahr statt. Rüdiger Böhm, Vorstand des Vereins Mariaberg, erinnerte in seiner Begrüßungsrede an die Anfänge der »SoKuWo«, die vom verstorbenen künstlerischen Leiter des Atelier 5, Axel Klöss-Fleischmann, ins Leben gerufen wurde, zusammen mit dem inzwischen im Ruhestand befindlichen Winfried Maulbetsch und dem Mariaberger Vorstand selbst.

Inklusiver Gedanke

Wenn man die rund 170 Gäste aus nah und fern fragt, was das Besondere an der Sommerkunstwoche ist, erhält man ähnliche Antworten: Neben den 22 hochkarätigen Dozentinnen und Dozenten, die ihre vielfältigen Kunstdisziplinen von Bronzeguss über Malerei bis zur Schmiedekunst in 17 Workshops unterrichten, sind es vor allem die offene und warme Atmosphäre und der besondere künstlerische Geist, der den Stadtteil erfüllt.

Die Sommerkunstwoche war von Anfang an inklusiv gedacht – auch in diesem Jahr haben es sechs Assistenzen möglich gemacht, dass Menschen mit Unterstützungsbedarf teilnehmen könnten. Mariaberg wurde wieder zu einem Begegnungs- und Austauschort von Menschen mit und ohne Behinderung, ob in den Kursen oder beim Mittagessen.

Besonders deutlich wird dies im Offenen Sommerkunstatelier, geleitet von An-nette Trefz, Barbara Knupfer und Anika Hellstern. Auf Spendenbasis und zeitlich frei einteilbar konnten sich Gäste dort an verschiedenen künstlerischen Materia-lien ausprobieren: von Eitempera und Aquarell über Linolschnitt und -druck.

In Mariaberg betreute Menschen mit Behinderung nutzen das Offene Sommerkunstatelier aufgrund seiner Flexibilität gern und treffen dort auf externe Kunstinteressierte. Claudia und Daniel besuchten das Atelier an mehreren Tagen mit ihrem Sohn Manuel, während dessen großer Bruder Johannes am Workshop »Abenteuer Natur Kunst« teilnahm. Der neunjährige Manuel fertigte dabei eine ganze Armada unterschiedlichster Ton-Figürchen und entdeckte sein Talent für das Kunsthandwerk. »So was sollte es öfter geben«, meinte seine Mutter.

In den Workshops geht es spezialisierter zu: Uta Walter besucht schon zum drit-ten Mal den Weberei-Kurs von Sibylle Weber. »Ich hatte nach etwas gesucht, was ich mir zutraue«, berichtet die über 80-jährige Reutlingerin. Das Weben macht ihr Spaß und sie fühlt sich von der Dozentin bestens begleitet.

Kulturelles Rahmenprogramm

Im kulturellen Rahmenprogramm gab es kunsthistorische Führungen durchs ehemalige Kloster Mariaberg und die Ausstellung der Steinbildhauerin Carla Mausch, einen sehr gut besuchten Vortrag des Wildtierfotografen Stefan Vogler und einen gemeinsamen Grillabend, musikalisch untermalt vom Akustik-Duo »Das Kleine Besteck«.

»Mein Dank gilt all denen, die dieses Spektakel, dieses Erlebnis, diese schönste Woche in Mariaberg möglich machen«, so Vorstand Rüdiger Böhm. Besonders hob er Hauptorganisatorin Andrea Baur-Hölz hervor. »Das Schönste ist, dass wir Mariaberg einfach mal von einer anderen Seite zeigen. Das schätze ich so, dass wir alle miteinander verbunden sind: die Menschen, die hier wohnen, und die, die herkommen«, sagt sie über die Sommerkunstwoche. (eg)