MÜNSINGEN. Aufgrund der derzeit notwendigen Kontaktbeschränkungen zieht es an Wochenenden verständlicher Weise viele Menschen an die frische Luft. Wenn sich ganze Heerscharen von Spaziergängern und Langläufern in freier Natur querfeldein und durch den Wald bewegen, statt auf Wegen und Loipen zu bleiben, vertreibt das auch das Rehwild aus seinen Einständen.
In einer Pressemitteilung bittet der Landesjagdverband um Rücksichtnahme auf alle Bewohner des Waldes: »Der gute Vorsatz, die Corona-Abstandsregeln zu wahren, veranlasst Erholungssuchende vermehrt abgelegene Bereiche in Wald und Flur, oft auch abseits von Wegen, aufzusuchen. Vielfach wird nicht daran gedacht, dass dabei ins Wohn- und Schlafzimmer der heimischen Wildtiere eingedrungen wird und diese massiv in ihrer Ruhe gestört werden.« Wiederkäuer wie das Rehwild leben in den Wintermonaten auf Sparflamme. »Sie fahren unabhängig von der Witterung ihren Stoffwechsel herunter und passen sich so an den Nahrungsengpass an. Jede Störung bringt dieses System in Unordnung und führt zu erhöhtem Energieverbrauch«, so der Landesjagdverband.
Die Geiß in der Mitte des Fotos ist wegen menschlicher Störungen mit ihren beiden Kitzen bereits mehrere Hundert Meter panisch übers Schneefeld geflüchtet und versucht, ins nächste Waldstück einzutauchen. Zunächst verharrt der Sprung Rehe unentschlossen. Die Rehmutter muss für sich und ihren Nachwuchs einen ruhigen und sicheren Tageseinstand finden. Dass sie unter Stress steht und angespannt ist, beweisen ihre nach vorne gerichteten Ohren oder Lauscher und ihr herzförmiger, vergrößerter Fleck am Hinterteil. In der Jägersprache wird er auch Blume oder Spiegel genannt. Wittert das Tier Gefahr, vergrößert sich dieser weiße Fleck, indem die Haare bei Angst und Erregung nach außen gespreizt werden. Für alle Artgenossen ein eindeutiges Warnsignal. (GEA)