GAMMERTINGEN-MARIABERG. Ob in der Unterstützung von Menschen mit Behinderung im Wohnbereich und in der Freizeitgestaltung, Mitarbeit im Angehörigenbeirat oder Mithilfe bei Veranstaltungen – Ehrenamtliche sind das Herz sozialer Einrichtungen wie Mariaberg. Mit ihrer Zeit, ihren Talenten und ihrer Hingabe schaffen sie Gemeinschaft, ermöglichen Teilhabe und setzen ein starkes Zeichen für gelebte Solidarität. Zum Internationalen Tag des Ehrenamts würdigt Mariaberg jedes Jahr die Menschen, die sich ehrenamtlich für andere engagierten.
Leben bereichern
Der Weg zum Ehrenamt ist denkbar kurz für Susi Ruf. Im Mariaberger Wohnangebot für Menschen mit Unterstützungsbedarf in der Fidelisstraße Burladingen übernimmt die 54-jährige Burladingerin flexibel ehrenamtliche Tätigkeiten, hat dort aber auch einen Minijob: »Ich hatte eben gesehen: da gibt es personelle Engpässe, da will ich aushelfen.« Zusätzlich arbeitet Susanne Ruf noch in einem Bürojob bei einer Medizintechnikfirma. Nach einer negativen Lebenserfahrung vor einigen Jahren fasste sie aus Dankbarkeit den Entschluss, ein Ehrenamt zu übernehmen: »Zeit ist ein Geschenk«, und ihre möchte sie nutzen, um das Leben anderer Menschen zu bereichern. Unterstützung erhält sie von ihrer Familie. Gemeinsam versuchen sie auch, die Bewohner der Fidelisstraße ins Gemeindeleben zu integrieren und laden sie zum Beispiel zu Vereinsfesten ein.
Kleine Unternehmungen und Bewegung in der Natur in den Alltag der Klienten zu bringen, liegt Susi Ruf am Herzen. Sie geht mit ihnen in die Kirche, gemeinsam einkaufen, Eis essen, Grillen und Basteln oder fährt mit ihnen einfach nur durch die Stadt. Oft in Verbindung mit einer anderen Ehrenamtlichen in der Fidelisstraße, Jana Bäuerle. Mit Kim-Jana Thurnbauer hat Susi Ruf schon einige besondere Ausflüge gemacht: »Da gibt es leider nicht viel Familienanschluss, deshalb gehen eben wir beide zum Beispiel in die Bärenhöhle oder nach Tübingen.«
Daraus ist eine vertrauensvolle Beziehung erwachsen, die für beide Frauen wertvoll ist. Zum Ritual ist es geworden, gemeinsam mit einigen Klienten zur Lourdes-Grotte in Burladingen zu fahren – »Da war ich schon als Kind immer«, erzählt Susi Ruf – und Kerzen mit guten Wünschen zu entzünden: »Für alle Mariaberger und alle Menschen«, erklärt Mariano Grebenow.
Hüterin der Klosterkirche
Dagmar Seeberger hat von 1996 bis 2019 als Quereinsteigerin in Mariaberg gearbeitet, zuletzt als Arbeitserzieherin in den Fördergruppen der Mariaberger Werkstätten. Sie erklärt: »Ich bin sehr gern in Rente, so ist es nicht. Aber ich bin Mariaberg sehr verbunden.« Davor war die gelernte Damenschneiderin auch in der Wäscherei tätig, die damals noch im Olga-Wera-Bau im Klosterhof untergebracht war. Ein Arbeitsort, an den sie sich gern erinnert. Nun sitzt die 70-Jährige an fünf Sonntagen im Jahr gegenüber auf der Bank und überwacht die Öffnung des Klosters und der Klosterkirche, führt Interessierte durch das barocke Gotteshaus und kommt mit ihnen ins Gespräch. Immer dabei: »Taschenhündin« Bella, die sich selbst sehr gut auf dem Gelände auskennt und Gäste freundlich willkommen heißt. »Das Gebäude muss man den Leuten einfach zeigen. Dann sind sie ganz erstaunt, wie schön die Räume sind und was für Schätze wir in der Kirche haben!«
Dagmar Seeberger sieht die Kirchenöffnung auch als Möglichkeit, anderen die Mariaberger Arbeit näherzubringen: »Im Ehrenamt, da sind die Leute immer gut drauf und freuen sich, dass es Menschen gibt, die ihnen die Türen öffnen, sozusagen!« Dabei schätzt sie die Flexibilität: Wenn mal etwas dazwischenkommt, kann sie sich mit den anderen Ehrenamtlichen leicht absprechen. Sie wünscht sich aber noch mehr Verstärkung, damit die Kirche und das Kloster auch am Sonn- und Feiertag für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. (eg)
07124 923338