GAMMERTINGEN. Eine Hochzeitsfeier endete in Gammertingen mit einem Inferno – und mit einem Großeinsatz der Feuerwehr. Auf dem Gelände des Reifengroßhandels Göggel ist in der Nacht auf Sonntag ein Großfeuer ausgebrochen. Ein neues Logistik- und Verwaltungsgebäude stand zuerst in Flammen. Von dort breiteten sie sich auf eine Lagerfläche im Außenbereich aus. Reifen, Folien, Fahrzeuge brannten, auch Gasflaschen sollen explodiert sein. Der Rauch war kilometerweit zu sehen. Bilder und Videos davon verbreiteten sich schnell im Internet.
Ein Teil des Gebäudes eingestürzt
Gegen 23.30 Uhr wurde die Polizei alarmiert. Neben zwei Streifenwagen waren der Rettungsdienst mit 40 Personen, fünf Notfallseelsorger sowie die Feuerwehr mit zahlreichen Fahrzeugen und einem Großaufgebot von 380 Kräften im Einsatz. Sie brachten den Brand im Laufe der Nacht unter Kontrolle. »Ein Teil des Gebäudes konnte gerettet werden, ein anderer Teil stürzte ein«, sagte Joachim Pfänder, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes Sigmaringen dem GEA. Eine Ausbreitung des Brandes auf weitere Gebäude, auf ein angrenzendes Wohngebiet und auf den Wald hinter der Industriefläche konnte verhindert werden.
Hochzeit des Firmeninhabers
Zum Zeitpunkt des Ausbruchs wurde in den Gebäuden nicht gearbeitet. An dem Abend befand sich laut Polizei jedoch eine Hochzeitsgesellschaft auf dem Gelände. Nach übereinstimmenden Medieninfos soll es sich um das Fest des Firmeninhabers Bruno Göggel gehandelt haben. Es soll eine luxuriöse Feier gewesen sein. Neben iPad-Zauberer Andreas Axtmann und Kabarettist Dave Davis soll auch Schlagerstar DJ Ötzi aufgetreten sein. Außerdem sei ein Red-Bull-Team mit vier Formations-Jets in der Luft gewesen.
Während der Party hätten Gäste den Brand auf dem Firmengelände bemerkt, zitiert die »Schwäbische Zeitung« Reifen-Göggel-Marketingleiter Mike Hummel auf ihrer Website. Anschließend sei alles »wie im Film« abgelaufen, aber geordnet und ohne Panik. Sieben Personen wurden bei dem Brand verletzt. Vier mussten mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Eine weitere zog sich laut Pfänder bei einem Sturz eine Platzwunde zu. Wo sich die Verletzten genau aufgehalten hatten, war nach den ersten Polizeiangaben noch unklar.
Mehrere Millionen Euro Schaden
Warum das Feuer ausbrach, konnte bislang ebenfalls noch nicht geklärt werden. Meldungen, wonach ein Hochzeitsfeuerwerk das Firmengebäude in Brand steckte, waren zunächst nur Gerüchte. Ein Sprecher der Polizei Ravensburg sagte dem GEA: »Es gab ein genehmigtes Feuerwerk. Ermittlungen haben noch nicht gezeigt, dass es den Brand ausgelöst hat. Es ist aber naheliegend.« Den Sachschaden beziffert die Polizei ersten Schätzungen zufolge auf mehrere Millionen Euro.
Polizei: »Derzeit ermitteln wir wegen fahrlässiger Brandstiftung«
In den sozialen Medien beschwerten sich zahlreiche User darüber, warum das Feuerwerk trotz der Hitzewelle offenbar genehmigt worden ist. Die Polizei konnte darüber keine Auskunft geben. Das sei Sache der Verwaltung. Ob die Pyrotechnik überhaupt schuld am Brand war, soll in Absprache mit der Staatsanwaltschaft untersucht werden, sagte Armin Engler, Polizeiführer vom Dienst in Ravensburg. Am Montag könne es Neuigkeiten dazu geben. »Derzeit ermitteln wir wegen fahrlässiger Brandstiftung. Inwieweit die Verletzungen der sieben Personen mit dem Feuerwerk in strafrechtlicher Verbindung stehen, wird sich zeigen.«
Warnung wegen Rauchentwicklung
Wegen der starken Rauchentwicklung wurden die Anwohner in Gammertingen in der Nacht per Rundfunkmeldung dazu aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Zusätzlich warnte die Polizei mittels Lautsprecherdurchsagen im angrenzenden Wohngebiet. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gab außerdem um kurz nach 1 Uhr eine Warnung heraus, das Einsatzgebiet zu meiden. Betroffen waren neben Gammertingen unter anderem Sonnenbühl, Burladingen, Trochtelfingen, Pfronstetten und Albstadt.
Feuerwehr noch den ganzen Sonntag im Einsatz
Während der Nacht überwachte die Feuerwehr die Schadstoffwerte in der Luft. Wirklich gefährlich, so heißt es, sei es zu keinem Zeitpunkt gewesen. In den Morgenstunden nahm die Rauchentwicklung dann deutlich ab. Was blieb, waren ein penetranter Gestank – und eine qualmende Spur der Verwüstung auf dem Gelände des Reifenhandels.
Dort waren ein ausgebranntes Fahrzeugwrack und verformte Metallgestänge zu sehen. Selbst an den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr hatte die Hitze ihre Spuren hinterlassen und Lack aufplatzen lassen. Die Einsatzkräfte waren noch den kompletten Sonntag mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Dazu wurden Kräfte aus dem Kreis Sigmaringen und dem Umland zusammengezogen. Mit Baggern wurde am Vormittag das Brandgut auseinandergezerrt, um die Glutnester besser löschen zu können. Wann der Großeinsatz abgeschlossen ist, war bei Redaktionsschluss noch nicht klar. (GEA/dpa)