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Damals in schwäbisch Sibirien

Für jeden Monat im Jahr 2021 eine Szene aus der Vergangenheit: Stadtarchiv und Touristik-Information haben zwölf Fotos aus dem 20. Jahrhundert ausgewählt

Das wohl kurioseste Motiv im Münsinger Kalender: Eine Studio-Fotografie, die auf 1917 datiert wird.  FOTO: STADTARCHIV MÜNSINGEN
Das wohl kurioseste Motiv im Münsinger Kalender: Eine Studio-Fotografie, die auf 1917 datiert wird. FOTO: STADTARCHIV MÜNSINGEN
Das wohl kurioseste Motiv im Münsinger Kalender: Eine Studio-Fotografie, die auf 1917 datiert wird. FOTO: STADTARCHIV MÜNSINGEN

MÜNSINGEN. Nein, nicht nur Frauen sind begeisterte Leser der historischen Romane von Petra Durst-Benning. Auch Hans-Peter Engelhart outet sich als Fan der vierteiligen Saga »Die Fotografin« und widerlegt damit ein typisches Klischee. Für den Münsinger Tourismus-Chef ist die Geschichte fast schon Pflichtlektüre: Erstens spielt sie auf der Laichinger und Münsinger Alb, zweitens war und ist eine Lesung mit der Autorin im Albgut im Alten Lager geplant. Wegen Corona wurde sie zwar schon mehrfach verschoben, aber nicht aufgehoben: Im kommenden Jahr wollen die Veranstalter einen neuen Versuch wagen.

Ob eine Fotografin oder doch ein Fotograf hinter dem April-Motiv des historischen Bildkalenders für 2021 steckt, ist leider nicht bekannt. Fest steht: Die Studioaufnahme, die im oder um das Jahr 1917 entstanden sein muss, ist nicht nur kurios, sondern typisch für die Zeit. Deshalb hat sie es auch in die Endauswahl für den Kalender mit historischen Motiven aus dem Fundus des Münsinger Archivs geschafft, die Hans-Peter Engelhart gemeinsam mit Stadtarchivar Yannik Krebs getroffen hat. Über der gemalten Kulisse des Alten Lagers schweben drei junge Herren im Sonntagsstaat in der »Rumplertaube« – so steht’s auf dem Flügel des Luftschiffs – von dannen. Was sie zum Abheben veranlasst? Die »Flucht aus Münsingen/schwäbisch Sibirien« ist’s, so ist es auf einem Schild zu lesen. Humor, so viel steht fest, hatten sowohl der Fotograf als auch seine Modelle. Darüber schmunzeln kann man auch heute noch.

Skihang und Lauterwiese

Kleine Stadt- und Landgeschichten erzählen auch die übrigen elf Bilder. Stadtarchivar Yannik Krebs war es nicht nur wichtig, Fotos aus verschiedenen Jahrzehnten von 1900 bis 1999 auszuwählen, sondern auch sämtliche Stadtteile zu berücksichtigen. Dieser Anspruch lässt sich – bei zwölf Monaten und 14 Stadtteilen – nicht auf einmal erfüllen. Der historische Bildkalender 2021 ist bereits der zweite in dieser Reihe. Dieses Mal hat es Trailfingen mit einer Ski-Szene aufs Januar-Bild geschafft, eine Augenweide ist die Dorfansicht von Buttenhausen im Mai: Sie wurde im für die Zeit um 1930 typischen Stil koloriert, ein Dorfidyll mit Blick auf den Galgenberg und die Lauterwiesen samt Gänsen. Bremelau und Hundersingen sind mit schwarz-weißen Luftbildern um 1950 verewigt.

Zu den schönsten Bildern zählt der 1911 mit der Kamera festgehaltene Blick auf Apfelstetten von der Buttenhauser Straße aus: Eine schmale, von Obstbäumen gesäumte Straße, schlängelt sich durchs Tal auf die Kirche zu. So ruhig und verlassen war die Landschaft in den 1950ern nicht mehr: Den Einzug des Automobils in Münsingen dokumentiert das Foto einer Tankstelle samt Werkstatt in der Uracher Straße. Wehmütige Gefühle wird das Februar-Motiv ganz sicher bei »närrischen« Betrachtern wecken: Fasnets-Szenen wie die beim Rathaussturm im Jahr 1999 wird es im zweiten Corona-Jahr nicht geben. (GEA)

 

VERKAUF IN DER TOURI-INFO

Den historischen Bildkalender gibt es ab sofort für zwölf Euro in der Touristik-Information, Hauptstraße 13. Auf Anfrage wird er in der Coronazeit auch verschickt (plus fünf Euro für den Versand im Spezialumschlag und Porto).

07381 182145