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Außergewöhnlicher Gast: Wiedehopf besucht die Alb

Die Alb gehört noch nicht zu den Brutgebieten des als gefährdet geltenden Wiedehopfs. Zumindest wurde nun ein Vogel auf Rast im Großen Lautertal gesichtet

Auf einer Wacholderheide bei Hundersingen stocherte der Wiedehopf mit seinem Schnabel nach Insekten.  FOTO: PULVERMÜLLER
Auf einer Wacholderheide bei Hundersingen stocherte der Wiedehopf mit seinem Schnabel nach Insekten. FOTO: PULVERMÜLLER
Auf einer Wacholderheide bei Hundersingen stocherte der Wiedehopf mit seinem Schnabel nach Insekten. FOTO: PULVERMÜLLER

MÜNSINGEN. Fast jeder kennt ihn, doch kaum jemand bekommt den schmucken Zugvogel zu Gesicht. Vergangene Woche hielt sich an mindestens zwei Tagen ein Wiedehopf-Männchen im Großen Lautertal auf. Der Naturfilmer Dietmar Nill hatte das Tier während einer Gebietserkundung am Wegesrand entdeckt und auch die Fotografin Eva-Maria Pulvermüller, die den GEA immer wieder mit Naturaufnahmen beliefert, über die für Ende März ungewöhnlich frühe Sichtung informiert. Normale Zugzeit wäre circa Mitte April. Gemeinsam dokumentierten die beiden Naturbegeisterten das Verhalten des seltenen Vogels mit ihren Kameras.

Wiedehopfe bevorzugen wärmeexponierte, trockene Gebiete mit spärlicher Vegetation. Kein Wunder also, dass der im Lautertal gesichtete Vogel ein südlagiges Wacholderheidenhabitat in der Nähe von Hundersingen als Rast- und Nahrungsort wählte. Eifrig stocherte der Insektenfresser mit seinem langen Schnabel im Erdreich und förderte mit diesem »Spezialwerkzeug« erstaunlich viele Engerlinge, also Käferlarven, zutage. Zuweilen warf er seine Beute vor dem Verschlucken in die Luft, um sie mit in den Nacken geworfenem Kopf und weit geöffneten Schnabel wieder aufzufangen. Bei Sonnenschein und gestiegenen Temperaturen am Freitag verfolgte der hungrige Wiedehopf in schmetterlingsartigem Gaukelflug fliegende Insekten. Besonders erfolgreich schien diese Jagdstrategie jedoch nicht gewesen zu sein, denn nach nur zwei Versuchen widmete sich das Tier wieder seiner ergiebigeren Bodenerkundung.

Gefährdete Art

Bei Aufregung und beim Verzehr seiner Beute sträubte der amselgroße Vogel seine Federhaube, was ihm eine beeindruckende optische Größe und Ausstrahlung verlieh. Mit rund 30 Zentimetern Körperlänge und einem Gewicht von nicht einmal 90 Gramm ist ein Wiedehopf, der artenmäßig zur Gruppe der Hornvögel und Hopfe (Bucerotiformes) gehört, ja eher ein gefiedertes Leichtgewicht.

Aufgrund von jahrzehntelangem Pestizideintrag, Insektenschwund und Biotopzerstörung in ihren angestammten Verbreitungsgebieten brüten die auf der roten Liste stehenden und als gefährdete Art geltenden Wiedehopfe in Baden-Württemberg eigentlich nur noch am Kaiserstuhl und in der Gegend um Freiburg. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Im Jahr 2017 gab es eine erfolgreiche Wiedehopf-Brut auf einer Streuobstwiese in der Nähe von Neuffen. Falls der nun aus seinem Überwinterungsgebiet, dem Savannengürtel südlich der Sahara, zurückgekehrte Wiedehopf-Mann auf der Albhochfläche oder am Albtrauf eine Partnerin findet, steht einer weiteren Reproduktion auf oder am Fuße der Alb nichts im Wege. Vermutlich ist der Vogel jedoch bereits vor dem aktuellen Kälteeinbruch geflüchtet und in mildere Gebiete abgewandert, vermuten Nill und Pulvermüller. (GEA)