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Zugverkehr wird ausgebaut: Zuschlag für die Alb-Bahn

Der Zugverkehr zwischen Ulm, Münsingen und Gammertingen wird in zwei Stufen kräftig ausgebaut

Auf Alb-Bahn-Chef Bernd-Matthias Weckler und sein Team kommen turbulente Zeiten zu: Um den Ausbau des Zugverkehrs zu stemmen, wi
Auf Alb-Bahn-Chef Bernd-Matthias Weckler und sein Team kommen turbulente Zeiten zu: Um den Ausbau des Zugverkehrs zu stemmen, wird nicht nur der Fuhrpark, sondern auch die Mannschaft erheblich aufgestockt. FOTO: DEWALD
Auf Alb-Bahn-Chef Bernd-Matthias Weckler und sein Team kommen turbulente Zeiten zu: Um den Ausbau des Zugverkehrs zu stemmen, wird nicht nur der Fuhrpark, sondern auch die Mannschaft erheblich aufgestockt. FOTO: DEWALD

MÜNSINGEN. Jetzt geht die Arbeit richtig los: Die Schwäbische Alb-Bahn GmbH hat am Donnerstag vom Land den Auftrag für einen weiteren Ausbau des Schienenverkehrs auf der Alb bekommen. In einer ersten Stufe soll bereits ab 9. Juni die Zugverbindung von Münsingen nach Ulm verbessert werden: Je zwei Züge in beiden Richtungen sind dabei sogar umsteigefrei. Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember starten auch die täglichen Zugverbindungen von Münsingen über Engstingen nach Gammertingen. Auch hier werden künftig acht Verbindungen durchgängig sein.

Das neue Konzept des Landes, heißt es in einer Pressemitteilung des Verkehrsministeriums, sehe ein Grundangebot zur Versorgung der Bevölkerung – nicht nur für Schüler – mit Schienenverkehr an Werktagen zwischen 6 Uhr morgens und 19 Uhr abends vor, sofern Bedarf dafür bestehe. Um die Durchbindung von Zügen ohne Umstieg von Ulm bis Gammertingen realisieren zu können, sei die Reaktivierung der 20 Kilometer langen Strecke von Engstingen bis Gammertingen ebenso Bestandteil des Landeskonzeptes wie die Verknüpfung von Buslinien mit der Bahn und der Ausweitung der Betriebszeiten auf Ferien und Wochenenden im Winterhalbjahr, an denen es bisher kein Zugangebot auf der Münsinger Alb gab.

Ansagen auch auf Schwäbisch

Außerdem fahren die Züge regelmäßig auch verschiedene Teilstücke, um die Schulen an der Strecke zu bedienen. In Engstingen und Trochtelfingen werden eigens Bahnsteige geschaffen; außerdem wird der Haltepunkt Haid als Kreuzungsbahnhof ausgebaut. Diese Investitionen an der Strecke zwischen Engstingen und Gammertingen sind Sache des Eigentümers, der Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG), zu der auch die Hohenzollerische Landesbahn gehört. Die Gemeinden und der Landkreis beteiligen sich am Bahnsteigbau.

Aber auch auf die Schwäbische Alb-Bahn kommen gewaltige Investitionen zu. Ihr Geschäftsführer Bernd-Matthias Weckler beziffert sie auf rund 10,4 Millionen Euro; Zuschüsse kommen aus verschiedenen Landesprogrammen. Zum einen braucht die Alb-Bahn deutlich mehr Personal: 34 Arbeitsplätze wird das kleine Verkehrsunternehmen in Zukunft bieten. Bislang arbeiten hier 17 Beschäftigte, einige davon in Teilzeit.

In jedem Zug wird – dieser Service ist Weckler wichtig – ein Schaffner mitfahren, bei dem auch Fahrkarten gekauft werden können. Außerdem sollen die Schaffner eine touristische Ausbildung bekommen: Neben dem Schülertransport ist der Freizeitverkehr ein wichtiges Standbein. Die Ansagen im Zug sollen deshalb grundsätzlich dreisprachig sein, berichtet Weckler: auf Hochdeutsch, auf Englisch und auf Schwäbisch.

Aufgestockt werden muss die Fahrzeug-Flotte: Die Alb-Bahn konnte von der Kaiserstuhlbahn baugleiche Wagen übernehmen, die jetzt umgebaut und umlackiert werden. Dabei wird jeder Wagen Fahrtzielanzeigen bekommen und ans landesweite Echtzeit-Datensystem angeschlossen werden. Per App ist damit abzufragen, ob der Zug pünktlich ist oder womöglich Verspätung hat. Groß gebaut werden muss auch am Münsinger Bahnhof, wo die Zug-Flotte stationiert ist. So soll etwa der historische Güterschuppen zum neuen Betriebsgebäude umgestaltet werden. Auch werden Unterstell- und Wartungsmöglichkeiten für die Fahrzeuge geschaffen werden müssen.

Akteure vor Ort gewürdigt

Der Zugverkehr im Alb-Bahn-Netz wird in Zukunft außerdem klarer strukturiert sein, wie Bernd-Matthias Weckler betont. Es gelten drei Grundfahrpläne: der eine an Schultagen von Montag bis Freitag, ein zweiter an allen anderen Tagen. Zusätzliche Ausflugsverbindungen bietet ein dritter Fahrplan an allen Sonn- und Feiertagen in der Sommersaison. Grundsätzlich gilt aber: »Der Zug fährt jeden Tag.« Und an jedem Tag, betont das Verkehrsministerium, dürfen auch Fahrräder in den Zügen mitgenommen werden, wobei das Platzangebot für Radtouristen an den Wochenenden im Sommer sogar erhöht wird.

Auf den Startschuss für das Zukunftsprojekt hat das Alb-Bahn-Team um Bahnchef Weckler jetzt mehrere Monate lang gewartet, weil sich die Vergabe-Verhandlungen in die Länge zogen. Erschwerend kam dabei hinzu, dass mehrere Mitarbeiter das kleine Eisenbahn-Unternehmen verlassen haben. Als Grund dafür nennt Weckler die bislang herrschende Unsicherheit. Jetzt soll dafür umso mehr Gas gegeben werden.

Dass das Land Akteure vor Ort, die bisher schon am Erhalt des Schienenverkehrs gekämpft haben, in seine Verkehrskonzeption mit einbezieht, freut auch den Engstinger Bürgermeister Mario Storz. »Dies ist für die Akzeptanz der Schiene in einer Raumschaft, in der dieses Verkehrsmittel fast 40 Jahre keine Rolle mehr gespielt hat, von entscheidender Bedeutung. Entsprechend groß ist die Freude, dass mit der Vergabe an die SAB GmbH ein örtlich gewachsenes und verwurzeltes Eisenbahnverkehrsunternehmen mit motivierten, engagierten Akteuren den Zuschlag für die Erbringung der Verkehrsleistungen erhalten hat.« (GEA/pm)