METZINGEN. Die Finanzsignale für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb scheinen langsam auf Grün zu schwenken, versteht man Andeutungen aus der Bundes- und Landespolitik richtig. Der Metzinger Gemeinderat schiebt die Bahn der Zukunft verstärkt an. Einstimmig hat er beschlossen, 80 000 Euro Mehrkosten für den Ausbau der Ermstalbahn Metzingen-Bad Urach und die Schaffung weiterer Haltepunkte an der Hauptstrecke zwischen Metzingen und Reutlingen zu schultern; beides gehört zum Modul 1 der Stadtbahn. Insgesamt obliegt der Kelternstadt nun ein Anteil von 1,7 Millionen Euro, der der Ausführungsplanung ebenso dient wie den Investitionen.
Mit solchen finanziellen Absicherungen, gedeckt durch Verträge mit den Anliegerkommunen Metzingen, Dettingen und Bad Urach sowie dem Landkreis Reutlingen, will die Erms-Neckar-Bahn AG (ENAG) als Betreiberin der Ermstalbahn erreichen, dass sie noch vor Zusage des 60-prozentigen Zuschussanteils des Bundes die Ausbauarbeiten beantragen darf. Zu diesen gehören neben der Elektrifizierung der Strecke ein neues Gleis vier im Metzinger Bahnhof und ein Kreuzungsgleis in Dettingen-Gsaidt, zudem die Verlängerung der meisten Bahnsteige, um längere Züge halten lassen zu können. Nach den Planungen der ENAG soll der Ausbau im Jahr 2022 abgeschlossen sein. Im Gemeinderat stieß der Schwung, den die Regionalstadtbahn (RSB) aufnimmt, auf ein geteiltes Echo. Sprach Peter Reiff (FDP) von einer »tollen Sache«, mahnte CDU-Rat Holger Weiblen, mit den Planungen auf dem Stand der Zeit zu bleiben und »das Projekt gegebenenfalls zu kippen.« Entwickele die Autobranche doch das autonome Fahren, auch für Busse.
»Planung der Bahn sieht einen Aufzug am neuen Gleis vier vor«
Doch widerspricht das einem attraktiveren Bahnverkehr, der die oft vollen Straßen entlasten könnte? Für Grünen-Stadtrat Klaus Rümmelin keineswegs: »Wir sind dankbar, dass Metzingen auf das RSB-Projekt aufgesprungen ist. Bei Technologieänderungen ist wichtig, dass es in die richtige Richtung vorangeht.«
In kleinen Schritten voran geht es beim Barriereabbau im Metzinger Bahnhof. »Die Deutsche Bahn will am Gleis vier der ENAG einen Aufzug integrieren«, informierte die Erste Bürgermeisterin Jacqueline Lohde den Rat auf Reiffs Nachfrage. Was auch bedeuten dürfte, dass sich beide Bahnunternehmen über die Finanzierung des Aufzugs zu unterhalten haben.
Nahverkehrsthema zwei in der Sitzung: die drei Stadtbuslinien. Sie sind im Wesentlichen auf dem Stand von 1999, als die Ermstalbahn reaktiviert wurde. Doch seither fahren immer mehr Leute Auto und Zug, und nicht wenige Metzinger wünschen sich bessere Stadtbusverbindungen abends und am Wochenende.
Das Angebot mit weitgehendem Stundentakt tagsüber »kann nur die Grundbedürfnisse während der Hauptverkehrszeiten abdecken«, räumte Ordnungsamtsleiter Albrecht Gaiser ein. Immer wieder hat der Gemeinderat das Bus-Angebot bestätigt, so auch jetzt, für die Jahre 2018 und 2019. Die Konzession der Linie 202 Grafenberg-Harthölzle endet als Erste im Frühjahr 2020. Wünscht der Rat danach Verbesserungen, müssten diese dem Busunternehmen extra vergütet werden, wobei der Stadtverkehr ohnehin immer und überall ein Zuschussgeschäft ist; Metzingen gibt derzeit gut 100 000 Euro im Jahr. Die Konzessionen der Linien 201 Glems – Längenfeld und 203 Neugreuth – Mittelstadt laufen noch bis 2025.
Ändern muss sich im Stadtbusnetz spätestens dann etwas, wenn das Kombibad im Bongertwasen steht; dieses muss per Bus erreichbar sein. FWV-Stadtrat Stefan Köhler regte zudem an, die Busbuchten in der Carl-Zeiss-Straße zu bedienen. »Dort liegen Betriebe mit mehreren Hundert Mitarbeitern, die Straße ist oft zugeparkt.« Bedarfsgerecht haltende Stadtbusse könnten sie entlasten. »Man sollte jetzt schon in den Betrieben fragen, wann die Mitarbeiter dorthin kommen.« (GEA)