NÜRTINGEN. Dort, wo zwei junge Frauen am Sonntag aus dem Leben gerissen wurden, liegen am Montagmorgen Blumen und Beileidsbekundungen. Eine ist in deutscher, die andere in arabischer Sprache verfasst. »Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen - Gott schütze euch und gebe euch Kraft - Amen«. Die Beileidsbekundung auf Arabisch lautet: »Zwei sind verstorben, aber ihr werdet in unseren Herzen und Gedanken bleiben.« Die Menschen in Nürtingen trauern nach dem schweren Autounfall an einer Fußgängerampel, bei dem ein Auto drei Menschen erfasste und die beiden Frauen ihr Leben kostete.
Die Polizei ermittelt mit Hochdruck nach der Ursache. »Hinweise auf einen vorsätzlichen Hergang oder ein vorsätzliches Handeln haben wir nicht«, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Man gehe von einem Unfall aus. Es sei jedoch noch nicht abschließend geklärt, wie es dazu habe kommen können. Gegen den 54 Jahre alten Unfallverursacher wird wegen des Verkehrsunfalls mit Todesfolge ermittelt.
Sachverständiger eingeschaltet
Ein Sachverständiger untersucht das völlig zerbeulte Unfallfahrzeug. Ob der Fahrer eventuell Alkohol getrunken oder Drogen zu sich genommen habe vor dem Unfall - dazu will sich die Polizei nicht äußern.
Fest steht bisher, dass der 54-Jährige auf seinem Weg in Richtung Bahnhof an einer Einmündung nach rechts von der Fahrbahn abkam, gegen einen Ampelmast prallte, die drei Menschen erfasste und dann mit enormer Wucht gegen eine Hauswand prallte. Ungebremst.
Eine 28-Jährige wurde durch den Aufprall derart schwer verletzt, dass sie noch am Unfallort starb. Eine 27-Jährige wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen, wo sie jedoch kurz darauf ihren schweren Verletzungen erlag. Ein 16 Jahre alter Jugendlicher erlitt durch den Aufprall schwere Verletzungen, ebenso der Unfallverursacher. Wie viele Personen sich zum Unfallzeitpunkt im Bereich der Ampel aufgehalten hatten, war noch unklar. Die Polizei sucht nach Zeugen.
Anwohner geschockt
Ein Anwohner beschreibt, wie er den Unfall erlebt hat. »Ich wohne gegenüber. Ich habe einen Schlag gehört und bin dann die Treppen heruntergelaufen. Das war furchtbar, wie im Krieg. Das Auto war total zerfetzt, sehr traurig«, sagt Inan Birkan.
Er habe beobachtet, dass Leute Herzmassagen gegeben hätten. Ampel und Verteilerkasten lagen auf dem Trottoir. Er habe gedacht, dass das auch ihn hätte treffen können. An der Stelle stehen laut dem Anwohner tagsüber ganz oft Leute, die Kaffee oder Tee trinken.
Auch einen Tag nach dem Unglück stehen hier Menschen - und versuchen, sich das Unerklärliche zu erklären. Eine Frau bringt Blumen und betet. (dpa)