METZINGEN/STUTTGART. Verschlossen werden sie mit rotem Klebestreifen. Bis heute. Mehr braucht es nicht, um kenntlich zu machen, woher sie kommt – die Boss-Einkaufstasche. In Ton gebrannt stand sie auf dem Lindenplatz. Ein Statement in Keramik, ein Symbol des Wandels für eine ganze Stadt vom einfachen Fabrikverkauf hin zur international gefragten Outletcity, dem Mekka für Schnäppchenjäger, weshalb die Keramiktasche symbolträchtig auch über Jahre von Metzingen auf Flyern und Prospekten für Werbezwecke genutzt wurde.
Jetzt wurde sie vom Haus der Geschichte in Stuttgart für eine Ausstellung neu entdeckt: von 6. Dezember 2020 bis 30. Mai 2021 ist sie dort in einer Schau zum Thema »Gier« zu sehen, als kleiner Aspekt eines großen Themas. Denn Gier wird im Alltag nach Ansicht der Ausstellungsmacher am ehesten beim Einkauf erkennbar, symbolisiert durch das Kunstwerk aus dem Metzinger Keramik-Atelier.
Für Eberhard Benz ist es eine späte Anerkennung seines Schaffens. »Ein Traum«, sagt er. »Ich hätte nie gedacht, dass eines unserer Werke es eines Tages in eine Schau zur Landesgeschichte schafft.« Eine Boss-Tüte in Ton gebrannt, die spätestens jetzt zum Kunstwerk erhoben wird. Auf dem Lindenplatz in Metzingen wurde sie schon vermisst, weshalb es sie als Miniatur-Ausgabe neu aufgelegt wieder gibt. (GEA)