METZINGEN/LUDWIGSBURG. Trauer in Metzingen: Alt-OB Dieter Hauswirth ist am 2. April gestorben. Er wurde 71 Jahre alt. »Metzingen verliert mit ihm eine Persönlichkeit, die die Entwicklung unserer Stadt in den 2000er-Jahren prägte und von deren Wirken wir heute noch profitieren«, schreibt Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh in ihrem Nachruf.
Knapp neun Jahre lang war Hauswirth Rathauschef, von 1999 bis 2008, und trieb die Stadtentwicklung voran. »In seiner Amtszeit arbeitete er mit Erfolg an seinem Ziel, das Mittelzentrum Metzingen am Rande der Metropolregion Stuttgart und am Rande der Region Neckar-Alb zu positionieren und als wichtigen Standort zu stabilisieren«, hält Haberstroh fest. In jenen Jahren entwickelte sich aus dem Fabrikverkauf die Outletcity.
Hauswirth machte sich aber auch erfolgreich für den Bau der Ortsumfahrung stark. Diese hat die Innenstadt verkehrsberuhigt.
Ein wichtiges Anliegen war ihm der Ausbau der Bildungseinrichtungen und des sozialen Netzwerks. Mit dem Investitionsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung (IZBB) gelang die Förderung von Schulen, Sportstätten, Mensen und der Kinderbetreuung.
Gymi-Erweiterung, Kita-Ausbau
Akzente setzte er mit der Erweiterung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums mit einer Aula und 14 Klassenräumen, die im Juli 2003 eingeweiht wurde, und mit dem Bau der Dreifachsporthalle Ösch II mit Mensa und der Mensa im Schulzen-trum Neugreuth, die 2007 eröffnet wurden.
Im Rahmen des kontinuierlichen Ausbaus der Kleinkinderbetreuung wurde die Ganztagesbetreuung organisiert. Hausaufgabenhilfe, Sprachförderung, Ganztagsangebote in Kooperation mit den Metzinger Vereinen und professionelle Schulsozialarbeit waren wichtige Neuerungen.
In Göppingen geboren, machte Dieter Hauswirth nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt, qualifizierte sich dann für den Höheren Dienst weiter. Sechs Jahre lang war er persönlicher Referent von Landessozialministerin Barbara Schäfer.
98,7 Prozent
Nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung war er von 1990 bis 1991 Koordinator des Landes Baden-Württemberg beim Aufbau der Kommunalverwaltung des Freistaats Sachsen. Im Mai 1999 wurde er mit dem Slogan »Bewährtes erhalten, Neues gestalten, solide verwalten« als Nachfolger von Gotthard Herzig zum Metzinger OB gewählt und 2007 mit 98,7 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.
Dieter Hauswirth stand auch für anhaltendes soziales Engagement. »Ihn zeichnete seine menschliche, warmherzige, respektvolle und wertschätzende Art aus, die sicher ein wesentlicher Baustein für seinen Erfolg war«, rühmt Haberstroh, Hauswirths Nach-Nachfolgerin.
Ab 2005 war er Vorsitzender des Trägervereins der Diakonie-/Sozialstation Metzingen, bis 2011, nachdem er mit seiner Frau Dr. Angelika Hauser-Hauswirth in den Raum Ludwigsburg gezogen war. Dort wurde er Geschäftsführer der Lechler-Stiftung, die Inklusionsprojekte an Schulen in Riederich oder Pfullingen genauso förderte wie das Dettinger Bürgerforum und das Haus Matizzo in Metzingen. Für dessen Schaffung hatte er sich als OB eingesetzt, wie auch für das WIM-Haus in Neuhausen.
Rücktritt nach Bürgerentscheid
Der erste Metzinger Jugendgemeinderat wurde im November 2000 in Hauswirths Amtszeit gewählt. Auch beim Aufbau eines Stadtmarketings war Hauswirth prägend. Die Eröffnung der Vinothek und des Glemser Obstbaumuseums fielen in seine Ära. »Dieter Hauswirth erkannte das Potenzial von Fabrikverkauf und Tourismus, was in einer Mitgliedschaft der Stadt Metzingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb mündete«, hebt die heutige Rathauschefin weiter hervor.
In der Keltern-Stadt erklärte Dieter Hauswirth am 31. August 2008 indes seinen vorzeitigen Rücktritt aus dem Amt als Oberbürgermeister und schied zum Jahresende aus: In einem Bürgerentscheid hatten sich die Einwohner mehrheitlich gegen den Bau eines 20 Meter hohen Distributionszentrums der Hugo Boss AG auf Neuhäuser Gemarkung ausgesprochen. Hauswirth war ein Befürworter des Projekts gewesen.
Carmen Haberstroh trauert
Carmen Haberstroh hat in Dieter Hauswirths Amtszeit ihre ersten Schritte bei der Metzinger Stadtverwaltung gemacht. Die Nachricht von seinem Tod hat sie sehr traurig gemacht.
»Dieter Hauswirth war ein unheimlich guter Chef und Ratgeber, dem ich auch meine eigene berufliche Entwicklung zu verdanken habe«, würdigt sie den Verstorbenen. »Wer ihn im Umgang mit Menschen in ganz unterschiedlichen Funktionen erlebt hat, konnte immer Augenhöhe und Respekt wahrnehmen, die seine Art der Kommunikation ausgezeichnet haben.« (sv/GEA)