WALDDORFHÄSLACH. Eigentlich hatte Hans Joachim Madaus den Ausstellungsbetrieb satt. Zu viel Stress, zu viel Ärger, er wollte das nicht mehr. Aber zu seinem 80. packte er es nochmal an. Eine große Schau im September/Oktober 2023 in der Villa Eugenia in Hechingen mit eigens dafür geschaffenen Werken war das große Ziel. Natürlich zu Goethe, seinem großen Heros, und dessen Italienreise. Es wurde ein großer Erfolg. Ende November ist der Künstler nun mit 81 Jahren gestorben.
Es sei ein Tod gewesen, »wie wir ihn uns gewünscht haben«, sagt seine Frau Angela Madaus. In einer Pause beim Gestalten der Adventsdekoration bricht der Künstler im Badezimmer zusammen, der Arzt kann nur noch den Tod feststellen – Gefäßverschluss im Gehirn. Bis zuletzt war Madaus künstlerisch aktiv. Mit seiner Ausstellung in Hechingen habe sich ein Künstlerleben gerundet, so empfindet es seine Frau.
Geboren in Mecklenburg
Geboren wurde Madaus 1943 in Mecklenburg, die ersten Jahre erlebt er im Dorf Balow bei Schwerin. Der Vater, Förster von Beruf, fällt 1944 im Krieg. 1951 flieht die Mutter mit dem Achtjährigen aus der DDR; über Berlin und Ulm kommen sie ins oberschwäbische Schwendi, wo er Angela Madaus kennenlernt. Im Internat bei Saulgau findet Madaus zur Kunst, ein Lehrer fördert ihn. Nach dem Militärdienst studiert er an der Akademie in Stuttgart. 1970 wechselt er mit seiner Frau für ein Jahr nach Aix-en-Provence – sie fürs Lehramtsstudium, er an die Ecole des Beaux Arts. Ein Semester in Florenz hängt er noch an. Nach dem Studium leben sie erst in Tübingen, später bauen sie ein Haus in Walddorfhäslach. Das Fernweh bleibt; von 1995 an leben sie einige Jahre in Budapest, wo Angela Madaus im Auslands-Schuldienst arbeitet.
Künstler und Familienvater
Künstler und Familienvater seien die zwei Seiten ihres Mannes gewesen, sagt seine Frau. »Seine Kinder waren sein ein und alles.« Künstlerisch widersteht Madaus jeglichem Trend. Während es seine Studienkollegen zur Abstraktion zieht, fließen in seinen Bleistiftzeichnungen Barock und Moderne, Realismus und Surreales zusammen. Er hat große Ausstellungen, gewinnt Preise, zeitweise werden ihm seine Blätter aus den Händen gerissen. Später reüssiert Madaus auch in der Bildhauerei.
Eine Reihe von Büchern hat Madaus illustriert, so einen Band zur Malerei im Barock. Zur Reihe »Italienische Bibliothek« hat er Autorenporträts und Illustrationen beigesteuert. Auch seine letzte Ausstellung hat unter dem Titel »Auf Goethes Spuren in Italien« zu einer großen Publikation geführt. Sein Wunsch, dieses Projekt noch zu realisieren, hat sich erfüllt. Zu seiner Frau sagte er: »Ich hatte ein schönes Leben, ich konnte meine Berufung leben.« (GEA)