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Aktuell Projekt

Wie lebt es sich mit und ohne Kernkraft?

Museum der Alltagskultur plant 2025 am Mittleren Neckar ein Pop-up-Museum zum Thema »KERNgeschichten«

Schutzkleidung von einer Fortbildung zur Sicherheit vor radioaktiver Strahlung. Ein ehemaliger Mitarbeiter bewahrte sie als mögl
Schutzkleidung von einer Fortbildung zur Sicherheit vor radioaktiver Strahlung. Ein ehemaliger Mitarbeiter bewahrte sie als mögliche Malerschutzkleidung auf. FOTO: SCHNELL/LANDESMUSEUM WÜRTTEMBERG
Schutzkleidung von einer Fortbildung zur Sicherheit vor radioaktiver Strahlung. Ein ehemaliger Mitarbeiter bewahrte sie als mögliche Malerschutzkleidung auf. FOTO: SCHNELL/LANDESMUSEUM WÜRTTEMBERG

WALDENBUCH/NECKARWESTHEIM. Seit 1976 leben Menschen in der Region südlich von Heilbronn in Nachbarschaft zu einem Kernkraftwerk – dem Gemeinschaftskernkraftwerk Neckar. 2023 ging der letzte Block vom Netz. Seitdem befindet sich die Anlage im Rückbau, der mindestens 15 Jahre dauern wird. Das Zwischenlager Neckarwestheim ist seit 2006 in Betrieb. Die Genehmigung dafür ist auf 40 Jahre befristet.

Wie lebt(e) es sich in der Nachbarschaft zu Kernkraftwerk und Zwischenlager? Dies möchte ein Team des Museums der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch, einer Außenstelle des Landesmuseums Württemberg, in einem partizipativen Projekt mit Menschen vor Ort herausfinden. Die Ergebnisse werden in einem Pop-up-Museum ab Mai 2025 in der Region präsentiert.

Ziel des Formats Pop-up-Museum ist es, Themen dort aufzugreifen, wo sie stattfinden, und diese in Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung zu bearbeiten. Wo genau das Pop-up-Museum im Mai 2025 seinen Platz findet, ist noch offen und Teil des Aushandlungsprozesses mit den Menschen vor Ort.

Für das Museum der Alltagskultur gehen Antonia Schnell und Dr. Alexander Schwanebeck in die nächstgelegenen Orte Gemmrigheim, Kirchheim und Neckarwestheim und sammeln mit und von den Menschen aus der Region Erinnerungen, Geschichten und Erfahrungen, fragen aber auch, wie diese in die Zukunft blicken.

Offene Erzählcafés

Interessierte sind eingeladen, eine Box mit prägenden, ausdrucksstarken oder auch ganz persönlichen Erinnerungsstücken und Zukunftsperspektiven zu füllen. In die vom Museum gestellten geräumigen Boxen kann Besonderes und Alltägliches gepackt werden, etwa Gegenstände wie Fotos, Plakate und Banner, Kleidung, Kunst oder Zeichnungen. Von Interesse sind beispielsweise Arbeitsgeräte aus dem Weinbau in der Nähe des Gemeinschaftskernkraftwerks Neckar oder auch private Perspektiven vom eigenen Grundstück auf den Bau und Betrieb des Kraftwerks. Auch Immaterielles, Erzählungen und persönliche Zitate sollen Teil nuklearer Erinnerungen und Visionen werden, aus denen das Pop-up-Museum entstehen wird.

Im April 2024 startete das partizipative Museumsprojekt mit bisher drei offenen Erzählcafés in Neckarwestheim, die jeweils angenommen wurden.

In Kirchheim am Neckar hat das Museumsteam über den Sommer 2024 zwei Marktstände aufgebaut und mit Passantinnen und Passanten Fragen diskutiert wie »Vermissen Sie die Wolke?«. Vergleichbare Formate und neue Veranstaltungen werden in allen drei Orten bis Ende 2024 angeboten.

Einblicke in einen Teil der Geschichten und in die im Laufe des Prozesses wachsende temporäre Sammlung gibt das Projekt auf www.alltagskultur.info/popup. Dort finden sich beispielsweise bereits Gegenstände aus dem Arbeitsalltag eines ehemaligen Mitarbeiters: Schutzkleidung und eine Turbinenschaufel.

Das Projekt Pop-up-Museum »KERNgeschichten« findet in Kooperation mit dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen statt. (eg)

 

www.pop-up-museum.de