PLIEZHAUSEN. »Wissen Sie, welcher große deutscher Dichter heute Geburtstag hätte?« Mit dieser Frage eröffnete Uschi Constanze David am Mittwochnachmittag ihre Lesung im Haus am Schulberg in Pliezhausen. Die Autorin, die in Reutlingen geboren und aufgewachsen ist, erklärte gleich darauf den Grund.
Schon seit langem ist sie von Goethes Werken fasziniert. Für ihr mittlerweile siebtes Buch »Brand der Liebe«, erschienen in der Edition »Zwischen den Stühlen« des p.machinery Verlags, hat sie sich die Beziehung von Johann Wolfgang Goethe und Charlotte von Stein zum Vorbild genommen. Wie der junge Dichter zieht ihr Protagonist Noam von Frankfurt nach Weimar. Er nimmt dort eine Arbeitsstelle als IT-Spezialist an und verliebt sich in seine verheiratete Arbeitskollegin Ellin. Der Roman spielt im Jahr 2008 und so findet ein Austausch von elektronischen Nachrichten anstelle von traditionellen Briefen statt. Dennoch werden in den Nachrichten Goethes Gedichte zitiert und die Gefühle der Protagonisten mit ausschweifenden Naturmetaphern anschaulich gemacht.
Musikalischer Rahmen
Mit vier ausgewählten Abschnitten aus ihrem Werk führte David die Zuhörer in ihre Geschichte ein und stellte so den Spannungsbogen dar, ohne jedoch preiszugeben, wie letztlich die Geschichte der Liebenden ausgeht. Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten erzählt. Ein allwissender Erzähler fehlt, was die innere Zerrissenheit und Verliebtheit der Figuren umso greifbarer macht.
David las mit viel Empathie für ihre Charaktere und ließ so die Emotionen lebendig werden. Musikalisch untermalt wurde die Lesung von Ines Dulay-Winkler, deren meditativen Klänge auf dem melodisch-perkussiven Musikinstrument Hang eine traumhafte Atmosphäre schufen. Sie spielte zur Einstimmung sowie einmal während und nach der Lesung, was die Lesung zu einer kleinen Fantasiereise machte. (GEA)