REUTLINGEN. Es war ein nachdenklicher, emotionaler und aufrüttelnder Abend am Donnerstagabend in der Stadthalle. Ein Zeichen wurde gesetzt gegen den Krieg und gegen den russischen Angriff auf die Ukraine: mit Musik, Gedichten, Texten, Videobotschaften und einem erschütternden Augenzeugenbericht aus dem Kriegsgebiet. Nicht zuletzt aber wurde Geld gesammelt, um die Ukraine mit Hilfsgütern zu unterstützen.
Alle Mitwirkenden des Abends traten daher ohne Honorar auf: die Württembergische Philharmonie, geleitet von ihrer zukünftigen Chefdirigentin Ariane Matiakh, der Knabenchor Capella Vocalis mit seinem Leiter Christian Bonath verstärkt durch Sängerinnen des Mädchenchors Reutlingen, Klaviersolist Konstantin Lifschitz, Tonne-Schauspieler David Liske, die ukrainische TV-Sprecherin Iryna Miller und die Moderatoren des Abends, Iris Goldack und Roland Hauser vom Reutlinger General-Anzeiger.
Der Erlös setzt sich aus Ticketverkäufen (25.517 Euro), weiteren Spenden (3.700 Euro) sowie Einnahmen des Caterings (1.000 Euro) zusammen, was sich zu 30.217 Euro addiert. Sie kommen dem Reutlinger Hilfsverein »Drei Musketiere« zugute, der damit Hilfsgüter in die Ukraine bringt. Markus Brandstetter ist mit der Organisation derzeit vor Ort, um Hilfsgüter abzuliefern. Er meldete sich per Video-Grußbotschaft vom Einsatzgebiet. Eine weitere Video-Grußbotschaft überbrachte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk.
Ukrainische Nationalhymne bewegt
Der Abend begann bewegend mit der Aufführung der ukrainischen Nationalhymne. Nachdenkliche Momente folgten mit dem »Abendsegen« des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov. Ein von David Liske gelesener Bericht von Andrej Kurkow gab Einblick in den Alltag unter russischem Beschuss in der Ukraine. Bewegend auch das Gedicht »Vermächtnis« von Taras Schewtschenko, das Iryna Miller auf Ukrainisch vortrug und das David Liske übersetzte.
Zwei Sätze aus Mozarts Klavierkonzert d-Moll KV466 schlugen den Bogen von Tragik zur Friedenshoffnung. Den Solopart spielte kraftvoll und mitreißend Konstantin Lifschitz, der selbst im ukrainischen Charkiw geboren ist. Zwei Chorsätze von Brahms und Mendelssohn entfalteten sich als Appell des Friedens – der erste nur mit den Stimmen der Capella Vocalis unter der Leitung von Christian Bonath, der zweite getragen vom Orchester mit Ariane Matiakh am Pult. Mit großer Emotionalität erhob sich schließlich das Stück »Melodiya« des ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk.
Zahlreiche (zahlende!) Ehrengäste verfolgten das Konzert, unter ihnen Oberbürgermeister Thomas Keck, Landrat Ulrich Fiedler, GEA-Verleger Valdo Lehari jr., WPR-Intendant Cornelius Grube, Abgeordnete aus Landtag, Bundestag und Europäischem Parlament sowie der Honorar-Konsul der Ukraine, Willi Prettl. Ticket-Patenschaften hatten es einer Reihe von Geflüchteten aus der Ukraine ermöglicht, am Konzert teilzunehmen. Eine von ihnen, eine junge Frau, die an diesem Tag 17 jahre alt wurde, bekam als Gratulation einen Blumenstrauß der Veranstalter überreicht. (GEA)