BALINGEN. Es ist dem Kurator Rudolf Greiner zu danken, dass Balingen nach und nach jenes legendäre Künstler-Quartett ins Bewusstsein bringt, das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die figurative Malerei zurück auf die Bühne der Kunst brachte. Markus Lüpertz und A.R. Penck hat Greiner in Balingen bereits gewürdigt; nun wurde im Rathaus eine Schau zum grafischen Werk von Jörg Immendorff eröffnet. Die Ausstellung läuft bis 7. Juli. Eine Baselitz-Schau soll noch kommen.
Der Bogen spannt sich von Immendorffs Arbeiten der 1970er-Jahre bis zu Blättern, die kurz vor seinem Tod 2007 entstanden. Die frühen Bilder zeigen noch deutlichen Bezug zu den Expressionisten um Ludwig Kirchner. Die letzten Arbeiten, wegen Immendorffs fortschreitender Lähmung nach seinen Anweisungen von Assistenten umgesetzt, verdeutlichen exemplarisch seinen einzigartigen Mix aus Pop-Art, Surrealismus, Dadaismus und einer ganz persönlichen Symbolsprache.
Durch die Schau zieht sich sein berühmtes Alter Ego, der Affe. Selbstironisch zeigt er sich als Clown, der der Gesellschaft unter dem Deckmantel grober Späße den Spiegel vorhält. Mit dabei sind Blätter aus seinen beiden berühmten Reihen »Café Deutschland« und »Café de Flore«; ein weiterer Blickfang ist die grafische Version seines berühmten goldfarbenen Porträts von Altbundeskanzler Gerhard Schröder.
Die Ausstellung ist bis 7. Juli zu den üblichen Öffnungszeiten des Balinger Rathauses zugänglich: Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr. (akr)