TÜBINGEN. Mit einer musiktheatralen Inszenierung des Duos OMG Schubert hat das Institut für theatrale Zukunftsforschung im Zimmertheater Tübingen seine Arbeit in Corona-Zeiten fortgesetzt. Es war dies am Samstag die erste Premiere seit dem Shutdown, die in den Räumen des Theaters stattfinden konnte. Um den Mindestabstand einhalten zu können, waren nicht mehr als ein gutes Dutzend Besucher zugelassen. Die Luft im von Konstantin Dupelius und Justus Wilcken bespielten Kellerraum wurde mit Reinraumluftfiltern permanent gefiltert, zudem wurde Frischluft zugeführt.
Die beiden Musiker durchleuchten in »WTF 1770 – Hölderlin // Beethoven« das Schaffen Ludwig van Beethovens und Friedrich Hölderlins nach Schnittmengen und Reibungsflächen und fragen sich: Was wäre, hätten die beiden sich gekannt, was wäre, wenn Hölderlins Wahnsinn auf Beethovens Manie getroffen wäre?
Stil-immanente klassische Kompositionen, Genregrenzen überschreitende avantgardistische Klänge und ein fiktiver Briefwechsel waren den Abend über geboten. Live-Videos von Wilhelm Rinke erweiterten die klanglich dicht gewobene Aufführung, ließen Büsten ihre Form verlieren oder Blüten in einer Art Impfvorgang Tinte aufnehmen. Auch Beethovens Taubheit und Hölderlins Sich-selbst-in-der-Welt-Abhandenkommen wurden ohren- und augenfällig.
Im Herbst planen Konstantin Dupelius und Justus Wilcken mit dem Projekt auf Deutschland-Tour zu gehen – mit Aufführungen unter anderem in Berlin, Hamburg, München und Kassel. Zuvor gibt es weitere Aufführungen im Tübinger Zimmertheater. (GEA)
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