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Aktuell Chormusik

Berührende Klänge: Knabenchor Capella Vocalis in der Klosterkirche Mariaberg

Aufgrund einer Erkältungswelle trat der Reutlinger Knabenchor Capella Vocalis in der Klosterkirche Mariaberg nur mit rund 20 Sängern an. Der Wirkung der geistlichen Gesänge vom Frühbarock bis in die Moderne tat das keinen Abbruch.

Klare Stimmen, feine Dynamik: Die Capella Vocalis mit ihrem Dirigenten Hermann Dukek in der Klosterkirche Mariaberg.
Klare Stimmen, feine Dynamik: Die Capella Vocalis mit ihrem Dirigenten Hermann Dukek in der Klosterkirche Mariaberg. Foto: Ulrike Göggel
Klare Stimmen, feine Dynamik: Die Capella Vocalis mit ihrem Dirigenten Hermann Dukek in der Klosterkirche Mariaberg.
Foto: Ulrike Göggel

GAMMERTINGEN-MARIABERG. Ein abwechslungsreiches Programm mit Chormusik aus fünf Jahrhunderten erwartete die Hörer am Sonntagabend in der schönen barocken Klosterkirche Mariaberg beim Auftritt des Knabenchors Capella Vocalis aus Reutlingen. Dabei standen bekannte Werken wie »Locus iste« und »Vexilla regis« von Anton Bruckner (1824-1896) oder die Motette »Also hat Gott die Welt geliebt« von Heinrich Schütz (1585-1672) seltener gehörten Stücken gegenüber. Zu diesen gehörte die Motette »The Creation« von Willy Richter (1914-1984), eine harmonisch anspruchsvolle Vertonung der ersten Sätze des biblischen Schöpfungsberichts in moderner Klangsprache, und das von hellen Klängen geprägte »Ubi caritas« des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo (*1978).

Änderungen im Programm

Mit nur etwa zwanzig Sängern war Hermann Dukek, der das Ensemble seit knapp zwei Jahren leitet, auf die Alb gekommen. Die derzeit häufigen Infekte machen Sängern besonders zu schaffen. Die Ausfälle machten sogar Änderungen im Programm erforderlich und wirkten sich an der einen oder anderen Stelle auch auf den Zusammenklang des Chores aus. Bei lang gehaltenen, chorisch nachgeatmeten Akkorden oder bei einzelnen Einsätzen war gelegentlich etwas Unsicherheit zu spüren.

Dennoch war das Publikum von den klaren Stimmen der Knaben und jungen Männer sehr angetan, die mit fein abgestimmter Dynamik und guter Artikulation das spätromantische »Ubi caritas« aus der Feder von Maurice Duruflé (1902-1986) ebenso stimmig musizierten wie die barocke »Vater unser«-Motette von Gottfried August Homilius (1714-1785) mit ihrer lautmalerischen Tonsprache. Der Schlusschor »Ruhet wohl« aus der Johannespassion von Johann Sebastian Bach wurde in griffiger Art intoniert mit vorwärtsfließendem Tempo.

Solo des Countertenors

Besonderen Eindruck machte die Hymne »Hör mein Bitten« von Felix Mendelssohn Bartholdy für Solosopran, Chor und Klavier. Das Sopransolo sang der junge Countertenor Julien Lang. Seine Partie wechselt zwischen solistischen Abschnitten und eng mit dem Chor verwobenen Phrasen, begleitet von Natalia Ryabkova am E-Piano. Die Mischung aus lyrischem Ausdruck und dramatischem Flehen in Mendelssohns ganz eigener harmonischer Ausdrucksform berührte die Zuhörerschaft intensiv.

Zum Abschluss des Programms sang der Chor mit sichtlicher Freude an der musicalartigen Stilistik das hell klingende »Dona nobis pacem« der estnischen Komponistin Piret Rips (*1965). Für den kräftigen Applaus bedankte sich das Ensemble mit der flotten Interpretation der Psalmvertonung »Laudate Dominum in sanctis eius« des Brasilianers Ernani Aguiar (*1950). (GEA)