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Wegen Impfpflicht: Tübinger Landrat Walter schreibt an Lauterbach

Der Tübinger Landrat Joachim Walter hat einen Brief an Gesundheitsminister Lauterbach und den Ministerpräsidenten Kretschmann geschrieben. Er fordert Aufschub im Bezug auf die Impfpflicht im Gesundheitswesen und zweifelt deren Sinn in der aktuellen Pandemie-Lage an.

Landrat Joachim Walter
Tübingens Landrat Joachim Walter, Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild
Tübingens Landrat Joachim Walter, Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild

TÜBINGEN. In einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plädiert der Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg, Tübingens Landrat Joachim Walter, »dringend für einen Aufschub der geplanten einrichtungsbezogenen Impfpflicht«. Diese würde vor allem ein »Behördenbeschäftigungsprogramm ohne erkennbare positive Auswirkungen auf das pandemische Geschehen« bedeuten und die Versorgungssicherheit im pflegerischen Bereich massiv gefährden. Der Beschluss des Bundestags sei im Dezember gefasst worden – auf Basis der damals vorherrschenden Delta-Variante. Zu der Zeit sei es auch richtig gewesen, sich mit einer Impfpflicht auseinanderzusetzen, so Walter.

Aber mit Blick auf die derzeit vorliegenden Erkenntnisse über die milderen Verläufe bei der Omikron-Variante müsse genau abgewogen werden, ob die »Inpflichtnahme von Menschen, die einen bestimmten Beruf ausüben, gerechtfertigt ist«, schreibt Walter. Ziel könne es nicht sein, die Staatsverdrossenheit zu fördern. Walter weist zudem auf ein weiteres Problem hin: »Bereits jetzt erreichen uns aber unzählige Fragen von Betroffenen – unabhängig von deren Impfstatus. Denn betroffen sind nicht nur die ungeimpften Pflegekräfte – betroffen sind auch ihre geimpften Kolleginnen und Kollegen, die durch den Ausfall des nicht geimpften Personals eine noch höhere Arbeitsbelastung befürchten.«

Walter geht in seinem Schreiben zudem darauf ein, dass auch geimpfte Pfleger das Virus in Einrichtungen tragen können. Dazu führt er Zahlen aus dem Kreis Tübingen an: Im Januar und Februar habe es im Kreis 12 Ausbrüche in Pflegeheimen gegeben, bei denen wohl Mitarbeiter das Virus eingetragen haben. In mindestens sechs Fällen seien diese Mitarbeiter geboostert gewesen, in drei Fällen grundimmunisiert. Er fragt Lauterbach: »Wie aber werden Sie den betroffenen Pflegekräften erklären, dass sie mit einer Impfung die ihnen anvertrauten Menschen schützen können, wenn mittlerweile klar ist, dass zahlreiche bereits geboosterte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Virus in die Pflegeeinrichtungen tragen?«

Denselben Brief hat der Tübinger Landrat auch an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann geschickt. (pm)