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Warum der »Anzeigenhauptmeister« in Tübingen ist

Der bundesweit bekannte »Anzeigenhauptmeister« hat Tübingen einen Besuch abgestattet und für großes Aufsehen in der Innenstadt gesorgt. Parksünder haben bei der Mission des Hobby-Ordnungshüters in der Unistadt jedoch nur eine Nebenrolle gespielt.

Der »Anzeigenhauptmeister« Niclas M. war in der Tübinger Altstadt unterwegs - begleitet von einem Kamerateam. Foto: Denis Raiser
Der »Anzeigenhauptmeister« Niclas M. war in der Tübinger Altstadt unterwegs - begleitet von einem Kamerateam.
Foto: Denis Raiser

TÜBINGEN. Es ist amtlich: Der bundesweit bekannte »Anzeigenhauptmeister« hat tatsächlich Tübingen am Mittwoch einen Besuch abgestattet. Dabei hat er für großes Aufsehen gesorgt. In den sozialen Medien kursierten schnell etliche Fotos von ihm, ständig wollten Passanten ein Selfie mit ihm machen. Der 18 Jahre alte Niclas M. aus Sachsen-Anhalt ist durch eine auf YouTube mehr als fünf Millionen Mal angeschaute Spiegel-TV-Reportage aufgrund seines ungewöhnlichen Hobbys zum Internet-Phänomen geworden. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, in jeder Kommune Deutschlands mindestens einen Parksünder zu fotografieren und den Behörden zu melden. Nach eigenen Angaben hat er im vergangenen Jahr mehr als 4.000 Falschparker angezeigt. In Tübingen war dies jedoch nicht seine Haupt-Mission.

@geareutlingen ⚠️ Der »Anzeigenhauptmeister« hat in Tübingen für Aufsehen gesorgt! Parksünder haben auf seiner Mission aber nur eine Nebenrolle gespielt. Er drehte für eine Kampagner für das Tübinger Modehaus Zinser. #anzeigenhauptmeister #anzeigeistraus #anzeige #tübingen #tübingencity #video #viral #gea #reutlingen #reutlingergeneralanzeiger #foryoupage #foryou #fyp #fy ♬ Originalton - GEA

Ein Kamera-Team begleitete den »Anzeigenhauptmeister« am Vormittag durch die Innenstadt. »Wir drehen hier einen Werbefilm«, erklärte Marvin Pagel. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Tübinger Werbeagentur Flügelmann. Ihr Kunde für diesen Dreh: das Modehaus Zinser. Im Namen des Tübinger Unternehmens ahndete der Hobby-Sheriff »Knöllchen« für Modesünden. So etwa für Schlaghosen, die »seit den 80ern nicht mehr erlaubt« sind oder für »kriminelle« Jogging-Outfits. Anstatt echte Anzeigen zu erstatten, stellte er den »Beschuldigten«, allesamt Mitarbeiter der Tübinger Werbeagentur, jedoch Zinser-Gutscheine aus - alles für den Werbefilm. 

Die Idee für die Werbekampagne mit dem »Anzeigenhauptmeister« kam auch vom Flügelmann-Team. »Wir wollten seine riesige Aufmerksamkeit und ihn als Internet-Kult nutzen«, sagte Pagel. »Ich mache das gerne, da spricht ja nichts dagegen«, sagte Niclas M. dem GEA. Er selbst hat auch erkannt, dass er aus seiner Aufmerksamkeit Profit schlagen und Geld verdienen kann. Mit der Kampagne, bei der sich der »Anzeigenhauptmeister« selbstironisch auf die Schippe nimmt, soll der 18-Jährige auch die Möglichkeit bekommen, sein Image etwas aufzupolieren, meinte Pagel. Denn als Reaktion auf sein Hobby schlägt ihm vor allem Hass entgegen. In den sozialen Medien wird er von vielen beleidigt und bedroht. Auf einer Bahnfahrt ist er bereits attackiert worden und musste im Krankenhaus behandelt werden. 

In Tübingen blieb am Mittwochvormittag alles friedlich. Im Gegenteil: Vor allem junge Leute, die ihn erkannt haben, waren total begeistert, ihn zu treffen, und wollten unbedingt Fotos mit ihm machen. »Krass, dass er wirklich hier ist«, freute sich eine junge Frau vor dem Rathaus und zückte direkt ihr Smartphone. Als der »Anzeigenhauptmeister« mit seinem markanten »Polizfi«-Fahrrad vor dem Zinser-Geschäft die Friedrichstraße entlangfuhr, rannten ihm mindestens 50 Schüler aufgeregt hinterher. Der Internet-Star nahm den Rummel um ihn ohne eine Miene zu verziehen hin. Foto-Wünsche erfüllte er in den Drehpausen geduldig. 

»Anzeigenhauptmeister« will auch nach Reutlingen kommen

Seine eigene Mission wollte der »Anzeigenhauptmeister« in Tübingen aber nicht vernachlässigen. »Ganz nebenbei bin ich auch auf Knöllchen-Tour«, sagte er. »Die Pin-Nadel für Tübingen steckt schon in der Deutschland-Karte.« So habe er bereits »einige Fahrzeuge im verkehrsberuhigten Bereich« gemeldet. Ob er auch vorhat, der Nachbarstadt Reutlingen einen Besuch abzustatten? »Natürlich, irgendwann komme ich vorbei.« (GEA)