GOMARINGEN. Von Infektionen sind sie noch verschont. Noch ist niemand krank geschweige denn gestorben, zumindest nach dem Stand Mitte März. Doch weil sich das Coronavirus auch in Kenia ausbreitet, hat die von Gomaringen unterstützte Mully Childrens Family (MCF), die Tausende Kinder betreut, mit den sozialen Folgen zu kämpfen. Viele Produkte der Grundversorgung sind Mangelware, und die Hilfsorganisation muss mit deutlich steigenden Preisen kämpfen.
In seinem aktuellen Rundbrief vom März informiert Charles Mulli seine Gomaringer Unterstützer um Walter Schäfer und die evangelische Kirchengemeinde über die aktuelle Situation. Im vergangenen Jahr hatte es in Kenia eine lange Dürre gegeben, sodass die MCF Schulkinder und arme Familien bis in den Februar hinein mit Hilfspaketen und Essen unterstützen musste. Im Januar drohte die nächste Plage, als Milliarden von Wüstenheuschrecken Kenia und andere ostafrikanische Länder heimsuchten. Wohl nur einen Tag, bevor die ersten Schwärme die Farmen der MCF in Ndalani und Yatta erreichten, wurden sie aber von starken Winden und unerwarteten Regenfällen umgeleitet.
»In den Einrichtungen leben Tausende von Kindern und Hunderte von Mitarbeitern«
Nun breitet sich aber das Coronavirus auch Kenia aus. Am 18. März gab es sieben Fälle im Land, allesamt Personen, die aus dem Ausland eingereist waren. Die Regierung hat deshalb die Grenzen geschlossen, der Unterricht an Schulen und anderen Institutionen ist ausgesetzt, Versammlungen sind verboten. Außerdem müssen alle Orte, an denen sich mehr als zehn Personen versammeln, mit Isolationseinrichtungen ausgestattet werden. »Diese Maßnahmen«, schreibt Charles Mulli, »betreffen alle Einrichtungen; auch unsere, in denen Tausende von Kindern und Hunderte von Mitarbeitern leben.«
Diese Anordnungen, so der Gründer der Hilfsorganisation, hatten fatale Folgen: »Unmittelbar nach Ankündigung der Maßnahmen kauften die Menschen im ganzen Land panisch ein und leerten die Supermärkte. Lebensmittel, Toilettenpapier, Seife und andere wichtige Dinge sind Mangelware in den meisten Geschäften und Supermärkten, und die Preise für wichtige Dinge sind gestiegen.« Mulli befürchtet, dass lokale Produktionsstätten geschlossen werden, was zu einem mangel an Grundgütern führen würde. Derzeit kann die MCF die Kinder noch versorgen und die notwendigen Lebensmittel und Produkte einkaufen. Allerdings befürchtet sie mit der weiteren Ausbreitung der Krankheit mehr Probleme.
In Ndalani muss die MCF eine Isolationsstation einrichten, in der Menschen mit Symptomen unter Quarantäne gestellt werden können. Außerdem muss sie für Schutzanzüge und Schutzbrillen sorgen. Gleichzeitig wird auf dem Gelände für Mitarbeiter eine Unterkunft eingerichtet, damit diese nicht nach draußen gehen müssen, wo sie sich leichter infizieren können. Weil die Station der MCF die einzige gut ausgestattete im Umkreis von 50 Kilometern ist, soll sie nicht nur für Kinder und Mitarbeiter der Einrichtung da sein, sondern für die gesamte Gemeinde.
An den verschiedenen Eingängen zum Gelände gibt es Wasser und Seife. Um angemessene Hygieneanforderungen einhalten zu können, müssen auf dem Gelände aber noch mobile Wassertanks aufgestellt werden.
Darüber hinaus haben die Mitarbeiter mit den Kindern viele Gespräche geführt, um ihnen die Angst zu nehmen und sie aufzuklären. »Wir möchten Euch bitten«, schreiben Charles Mulli und seine Frau Esther, »gemeinsam mit uns zu beten und zu geben, wo dies möglich ist, damit wir die temporäre medizinische Isolationseinheit mit Ausrüstung und Zubehör bauen und ausstatten können. Unsere Augen bleiben auf Gott gerichtet, denn wir wissen, dass unsere Hilfe vom Herrn kommt.« (GEA)