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Aktuell Wahlsonntag

Tübinger wählen Boris Palmer für weitere acht Jahre zum Oberbürgermeister

Boris Palmer ist zum dritten Mal zu Tübingens Oberbürgermeister gewählt worden. Mit 52,4 Prozent der Stimmen erreichte er eine absolute Mehrheit.

Boris Palmer (50) ist Tübingens alter und neuer Oberbürgermeister.
Boris Palmer (50) ist Tübingens alter und neuer Oberbürgermeister. Foto: Jürgen Meyer
Boris Palmer (50) ist Tübingens alter und neuer Oberbürgermeister.
Foto: Jürgen Meyer

TÜBINGEN. Boris Palmer hat es geschafft. Nach 2006 und 2014 ist er am Sonntag zum dritten Mal zu Tübingens Oberbürgermeister gewählt worden. Spannend war es zu keinem Zeitpunkt. Schon nach Veröffentlichung der ersten Zahlen lag Palmer deutlich über 50 Prozent. Nach Auszählung der 74 Wahlbezirke darf sich der 50-Jährige über eine absolute Mehrheit mit 52,4 Prozent freuen, wie der Erste Bürgermeister Cord Soehlke unter großem Jubel der Anwesenden auf dem Marktplatz verkündete.

Unabhängiger Kandidat

Im Vorfeld wurde viel über Palmer und sein Verhältnis zu den Grünen gesprochen. Der 50-Jährige trat letztendlich als unabhängiger Kandidat an, weil er sich mit seiner Partei verkracht hatte. Seine Mitgliedschaft ruht bis Ende 2023 wegen Streits um Tabubrüche und Rassismusvorwürfe. Für die Öko-Partei ging stattdessen Ulrike Baumgärtner (22 Prozent) an den Start, die sich ein enges Rennen mit Sofie Geisel (SPD/21,4 Prozent) lieferte. 

Zahlreiche Menschen fiebern in Tübingen bei der Wahl mit.
Zahlreiche Menschen fiebern in Tübingen bei der Wahl mit. Foto: Meyer
Zahlreiche Menschen fiebern in Tübingen bei der Wahl mit.
Foto: Meyer

Hohe Wahlbeteiligung

In der 90.000-Einwohner-Stadt waren 69.000 Menschen wahlberechtigt. Bereits gegen 15 Uhr sind mehr Stimmen abgegeben worden als 2014 (55 Prozent). Am Ende lag die Wahlbeteiligung bei 62,6 Prozent - ein starker Wert für eine Oberbürgermeister-Wahl. Als »sensationell« und eine »Hochburg der Demokratie« bezeichnete es Palmer. Zum Vergleich: Als sich Thomas Keck 2019 in Reutlingen durchsetzte, gaben 40,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. 

Seit 18 Uhr sind die Wahllokale in Tübingen geschlossen. Die Auszählung hat begonnen.
Seit 18 Uhr sind die Wahllokale in Tübingen geschlossen. Die Auszählung hat begonnen. Foto: Meyer
Seit 18 Uhr sind die Wahllokale in Tübingen geschlossen. Die Auszählung hat begonnen.
Foto: Meyer

Seit 16 Jahren Stadtoberhaupt

Für Boris Palmer ging es an diesem Sonntag auch um seine politische Zukunft. Seit 16 Jahren ist er bereits Stadtoberhaupt. Sollte er im ersten Wahlgang nicht an erster Stelle liegen, werde er im zweiten Wahlgang gar nicht mehr antreten, hatte er angekündigt. »Dann bin ich Pensionär, habe drei Kinder und setze mich bei schönem Wetter aufs Fahrrad. Ich hatte die vergangenen 20 Jahre sowieso viel zu wenig Zeit für die Familie.« Er wolle aber Parteimitglied der Grünen bleiben.

Palmer-Hochburg Bebenhausen

Am Ende zeigte sich Palmer versöhnlich mit seinen Parteigenossen: Zusammen habe man knapp 75 Prozent der Stimmen erhalten, sagte er. Der Amtsinhaber siegte in jedem Wahlbezirk. Am stärksten schnitt er in Bebenhausen ab. Dort sammelte er 64,9 Prozent der Stimmen. Die wenigsten erhielt er im Bezirk Innenstadt Nord-Ost (42,5 Prozent).

Störfeuer vor der Wahl

Dass Palmer heute auf dem Markplatz stehen würde, war lange ungewiss. Wenige Tage vor der Wahl infizierte er sich erstmals mit dem Coronavirus. Seit Samstag war er aber nach eigenen Angaben wieder corona-negativ. Eine weiteres Störfeuer kurz vor dem großen Tag waren die Morddrohungen, die der 50-Jährige per Mail erhielt. In einem der anonymen Schreiben wurde er als »ekelerregender Untermensch und Jammerjude« bezeichnet, verbunden mit der Drohung: »Du wirst bald sterben«. Der Verfasser wollte damit verhindern, dass sich Palmer zur Wahl stellt. Ohne Erfolg. Mindestens bis zum 10. Januar 2031 bleibt er noch Rathauschef in Tübingen. (GEA)