TÜBINGEN. Im Brechtbau der Uni Tübingen klafft ein Loch, im Clubhaus regnet es rein und in der Mensa Morgenstelle gibt es einen ungewollten »Glücksbrunnen«: Das Bild, das Studierende von der Uni gestern zeichneten, klang so gar nicht nach Exzellenz-Forschung. Knapp 200 Studenten und Beschäftigte waren zur Neuen Aula in der Wilhelmstraße gekommen, um für eine ausreichende Finanzierung der Universitäten zu demonstrieren. Mitten unter ihnen: Rektorin Karla Pollmann. Sie ergriff auf der Kundgebung ebenfalls das Wort, schließlich ziehen Universitätsleitung, Wissenschaftsministerium und Studierende in diesem Fall an einem Strang.
Es geht um die 91 Millionen Euro, die das Land im 2026 bei den Hochschulen einsparen will (wir berichteten). Linus Szillat von der Verfassten Studierendenschaft ist davon überzeugt, dass darunter vor allem kleine Fächer und die Geisteswissenschaften leiden werden. Außerdem sei das Land schon jetzt bei der Sanierung der Hochschulgebäude in Verzug: »Ich wünsche mir nicht, in einem Hörsaal zu sitzen, der wie in Marburg einfach zusammenbricht.«
Rotstift muss angesetzt werden
Wird an der Basisfinanzierung der Universitäten gestrichen, dann hat das sehr konkrete Auswirkungen für den Studienalltag, bestätigte Pollmann. Es können keine Bücher und Zeitschriften mehr angeschafft werden, bei der Digitalisierung muss ebenso der Rotstift angesetzt werden wie bei Tutorials und Übungen. »Es bringt nichts, an einer Exzellenzuni zu studieren, wenn die Lehre nicht exzellent ist«, fügte Mika Brauchler von der Fachschaften-Vollversammlung hinzu. Wenn jetzt gespart werde, dann blieben Studierende auf der Strecke, da ist sich Brauchler sicher.
Immerhin sei bisher die Hälfte der Gebäude nicht barrierefrei. »Jeder Euro, der investiert wird, dient unserer Gesellschaft und unserer Zukunft«, sagte Personalratsvorsitzende Barbara Pahl. Was die Verteilungsfrage des Geldes angeht, empfehle es sich, »mit Beschäftigten vor Ort zu sprechen und nicht auf Rankings zu schielen.« Lars vom Sozialistischen Studentenbund (SDS) beklagte vor allem ein zu geringes Mitspracherecht der Studierenden. »Wir wollen nicht mehr am Rand stehen«. Am Freitag geht der Protest weiter. Zur landesweiten Demonstration trifft man sich um 12 Uhr auf dem Schlossplatz. (GEA)